Politik

"Impfen kein Wahlkampfthema" STIKO-Chef will Priorisierung beibehalten

Die Impfung für viele Berechtigte der Gruppe zwei steht noch aus.

Die Impfung für viele Berechtigte der Gruppe zwei steht noch aus.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Bundesgesundheitsminister Spahn will die Impfpriorisierung im Juni bundesweit aufheben. Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, warnt vor diesem Schritt. Die regionalen Unterschiede beim Impffortschritt seien zu groß.

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, kritisiert die Aufhebung der Priorisierung und ihre möglichen Folgen. "Ich empfinde es als nicht gerecht und nicht sinnvoll, wenn es dazu käme, dass Menschen mit hohem Risiko für Erkrankung, die bereits länger gewartet haben, jetzt noch länger als nötig auf ihre Impfung warten müssten", sagte Mertens der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Priorisierungsregeln würden in den Ländern sehr unterschiedlich ausgelegt. Mertens warnte: "Ich finde es bedauerlich, wenn die Frage der Impfkampagne und der Umsetzung zum Gegenstand von Wahlkampf verkommen."

Denn wenige Wochen vor der geplanten Aufhebung der Impfpriorisierung im Juni gibt es große regionale Unterschiede bei der Impfung vulnerabler Gruppen. Während der Schutz der ersten Prioritätsgruppe, zu der vor allem über 80-Jährige und medizinisches Personal gehören, als abgeschlossen gilt, werden in den Ländern noch immer viele Termine von Berechtigten der Gruppe zwei gemacht.

In Hessen beispielsweise schätzt man diese Gruppe auf 1,5 Millionen Personen, von denen 873.000 einen Impftermin erhalten haben. In Rheinland-Pfalz entfielen bislang nur zwei Prozent aller Impftermine in den Impfzentren des Landes auf Angehörige der Prioritätsgruppe drei. Terminbuchungen für diese Gruppe sind seit Kurzem möglich, bisher machen sie in Rheinland-Pfalz aber lediglich sechs Prozent aller Impftermine aus. Zu dieser Gruppe zählen neben bestimmten Berufen auch chronisch Kranke.

Auch innerhalb von Bundesländern gibt es erhebliche regionale Unterschiede: Während im bayerischen Passau bereits im April alle priorisierten Impfwilligen ein Angebot bekommen haben, heißt es aus dem Landkreis Aschaffenburg im Norden des Bundeslandes, dass zum Beginn der Impfungen in der Gruppe drei zum jetzigen Zeitpunkt noch keine seriöse Aussage möglich sei.

Ähnlich ist es in Hessen, wo in Frankfurt und Offenbach aufgrund des hohen Impffortschrittes bereits Angehörige der dritten Prioritätsgruppe geimpft werden, während im Landkreis Kassel noch die zweite Gruppe im Mittelpunkt steht. Ob es bis zur Aufhebung der Priorisierung gelingt, allen Angehörigen vulnerabler Gruppen ein Impfangebot zu machen, will keines der angefragten Länder garantieren.

Laut den Daten der STIKO sind bundesweit 80 Prozent der über 80-Jährigen einmal und 62 Prozent vollständig geimpft. Rund 3,5 Millionen der 70- bis 79-Jährigen (46 Prozent) und 7,3 Millionen der 60- bis 69-Jährigen (69 Prozent) seien bis Ende April nicht geimpft gewesen. Auch bei den jüngeren Menschen mit Vorerkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 haben, sind nur etwa ein Viertel einmal geimpft.

Quelle: ntv.de, als/AFP

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