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Der Kriegstag im Überblick Schoigu befiehlt Ausweitung der Angriffe - Gazprom fordert Turbine zurück

Russischer Fallschirmjäger in der Region Cherson.

Russischer Fallschirmjäger in der Region Cherson.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Bei seinem Truppenbesuch in der Ukraine fordert der russische Verteidigungsminister Schoigu, dass die Angriffe ausgeweitet werden. Vom Kreml unterstützte Besatzer führen unterdessen im großen Stil Getreide aus. Und beim Streit um die Gas-Turbine für Nord Stream 1 gibt es eine neue Wendung. Der 142. Kriegstag im Überblick.

Schoigu gibt Angriffsbefehl "in alle Richtungen"

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat bei einer Inspektion der am Krieg beteiligten Truppenteile eine Ausweitung der Angriffe auf das Nachbarland befohlen. "Nach Anhörung (des Lageberichts) hat der Chef des russischen Verteidigungsministeriums die nötigen Anweisungen zur Ausweitung der Aktivitäten der Heeresgruppen in alle Angriffsrichtungen gegeben, um dem Kiewer Regime die Möglichkeit zu nehmen, weiter massive Artillerie- und Raketenangriffe auf Infrastruktur und Zivilisten im Donbass und in anderen Regionen durchzuführen", teilte das Ministerium mit. Es ist Schoigus zweite Inspektion der russischen Einsatzkräfte in der Ukraine. Die erste fand Ende Juni statt.

Streit um Gas-Turbine: Gazprom fordert Rückgabe von Siemens-Konzern

Unterdessen fordert Gazprom den Siemens-Konzern zur Rückgabe der in Kanada reparierten Turbine auf, um den Weiterbetrieb der Pipeline Nord Stream 1 gewährleisten zu können. Gazprom habe am 15. Juli einen offiziellen Antrag auf Rückgabe gestellt, erklärte das russische Unternehmen.

Ein Siemens-Sprecher sagte dazu, derzeit würden keine Informationen zum Zustand der Turbine herausgegeben oder dazu, wo sie sich gerade befinde. Wegen der westlichen Sanktionen war zunächst unklar, ob die Rücksendung der reparierten Turbine aus Kanada möglich sein würde. Am vergangenen Wochenende gab Ottawa grünes Licht für die Ausfuhr nach Deutschland. Der Siemens-Konzern hatte daraufhin erklärt, die Turbine schnell installieren zu wollen.

Nach operativer Pause: Russland setzt Kämpfe im Donbass fort

Nach ukrainischen Angaben haben die russischen Streitkräfte nach einer Umgruppierung ihrer Kräfte die Angriffe im Osten des Landes wieder verstärkt. Die Ukraine habe in den vergangenen 24 Stunden russische Sturmversuche in Richtung Bachmut und vor Donezk abgewehrt, teilte der Generalstab in Kiew mit. "Nach einer Umgruppierung hat der Feind den Angriff auf das Wärmekraftwerk Wuhlehirsk wieder aufgenommen, die Kampfhandlungen halten an", hieß es zudem. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.

Allerdings haben auch die Militärexperten des Institute for the Study of the War (ISW) beobachtet, dass die russischen Truppen die Verschnaufpause beenden, die sie nach der Einnahme des Ballungsraums Sjewjerodonezk/Lyssytschansk eingelegt haben. Derzeit handle es sich noch um kleinere Gefechte. "Wenn die operative Pause tatsächlich zu Ende ist, werden die Russen wahrscheinlich in den nächsten 72 Stunden ihre Angriffe fortsetzen und verstärken", hieß es in der Analyse des ISW.

Russische Besatzer prahlen mit Getreidediebstahl

Die von Russland unterstützte Separatisten-Verwaltung in der Region Saporischschja im Südosten der Ukraine führt nach eigenen Angaben in großem Umfang Getreide aus. "Mehr als 100 Waggons wurden bereits abgeschickt, ein weiterer Vertrag über 150.000 Tonnen wurde mit einem Getreidehändler abgeschlossen", teilte der Chef der russischen Militärverwaltung von Saporischschja, Jewgeni Belitzki, auf seinem Telegram-Kanal mit.

Belitzki macht keine Angaben dazu, wohin das Getreide gebracht werden soll. Per Bahn kann das Getreide aber nur nach Russland oder auf die von Russland seit 2014 annektierte Halbinsel Krim gebracht werden. In einem vor Ort typischen Eisenbahnwaggon können ukrainischen Angaben zufolge rund 70 Tonnen Getreide transportiert werden.

Ukrainische Armee: Russland feuert Raketen vom Kaspischen Meer aus ab

Nach Angaben aus Kiew hat Russland die Ukraine von der Region des Kaspischen Meeres aus mit Raketen beschossen. Vier von insgesamt sechs Raketen seien über den Gebieten Dnipro im Osten und Saporischschja im Süden abgefangen worden, teilten die ukrainischen Luftstreitkräfte mit. Zwei weitere seien auf landwirtschaftlich genutztem Gebiet in der zentralukrainischen Region Tscherkassy eingeschlagen. Der Schaden werde noch untersucht.

An das Kaspischen Meer grenzen neben Russland unter anderen auch die Südkaukasus-Republik Aserbaidschan und das zentralasiatische Kasachstan. Nach ukrainischer Darstellung sollen bei dem Beschuss Langstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu-95 zum Einsatz gekommen sein.

Moskau bestätigt Raketenangriff auf Millionenstadt Dnipro

Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums die Fabrik eines Rüstungszulieferers in der ukrainischen Stadt Dnipro zerstört. Dort seien Teile für ballistische Raketen des Typs Totschka-U produziert worden. Zudem hätten russische Streitkräfte drei Flugzeuge und zwei Hubschrauber der Ukraine abgeschossen, teilte das Ministerium mit.

Britischer Geheimdienst wirft Moskau Falschaussagen vor

Russland hat britischen Geheimdienstexperten zufolge zum wiederholten Mal falsche Angaben zu angeblichen Erfolgen bei seiner Invasion in die Ukraine gemacht. Umfang und Ausmaß russischer Vorstöße seien weiterhin begrenzt, hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London. Die Behauptung der Russen vor einigen Tagen, sie seien in die Stadt Siwersk vorgestoßen, seien nicht wahr gewesen. "Russland hat auch zuvor voreilige und falsche Behauptungen über Erfolge gemacht", hieß es weiter. Grund dafür sei wohl zumindest teilweise der Wunsch, der Bevölkerung zu Hause Erfolge vorzuweisen und die Kampfmoral der eigenen Truppen zu stärken.

Gouverneur von Charkiw: Drei Tote bei russischem Angriff

Bei einem russischen Luftangriff auf die Stadt Tschuhuiw in der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine sind nach Angaben des dortigen Gouverneurs drei Menschen getötet worden. Unter ihnen sei eine 70-jährige Frau, teilte Gouverneur Oleh Synehubow auf Telegram mit. Zudem seien drei Menschen verletzt worden. Ein Wohngebäude, eine Schule und ein Geschäft seien beschädigt worden. Rettungskräfte suchten in den Trümmern nach möglichen weiteren Opfern, schrieb Synehubow.

Bei der Ukraine können sich die G20-Minister nicht einigen

Ohne eine gemeinsame Abschlusserklärung ist in Indonesien das Treffen der G20-Finanzminister zu Ende gegangen. Die Vertreter der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer hätten sich bei ihrem zweitägigen Treffen auf der Insel Bali nicht einigen können, ob eine Stellungnahme zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine darin einfließen solle, teilte die indonesische Finanzministerin Sri Mulyani Indrawati mit.

Einig waren sich hingegen alle Teilnehmer, dass die weltweite Nahrungsmittelkrise angegangen werden müsse. "Wir waren uns alle einig, dass die Unsicherheit bei der Lebensmittelversorgung Aufmerksamkeit, ein Einschreiten und eine passende Politik erfordern, und deshalb haben wir darüber diskutiert, wie wir Unterbrechungen der Versorgung angehen können", sagte die Ministerin. Ihr Land hat in diesem Jahr den Vorsitz der G20 inne und ist deshalb Gastgeber aller Treffen.

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Quelle: ntv.de, ses/dpa/rts

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