Mehr Angriffe an Weihnachten?Selenskyj beklagt Tote und Verletzte nach russischen Angriffen

Anders als in den vorherigen Jahren feiert die Ukraine Weihnachten schon in den kommenden Tagen und nicht mehr Anfang Januar mit den Russen zusammen. Selenskyj geht davon aus, dass Putin dies zum Anlass nimmt, verstärkt anzugreifen. Erste Opfer gibt es schon jetzt zu beklagen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erwartet ein Weihnachtsfest mit massiven russischen Angriffen auf sein Land. Es liege in der Natur der Russen, dass sie ausgerechnet an Weihnachten massive Schläge gegen das Land ausführen könnten, sagte Selenskyj in Kiew vor Diplomaten. Die Lage sei schwierig, weil es an Flugabwehrsystemen fehle, sagte er.
Die Ukraine feiert Weihnachten - anders als in früheren Jahren - offiziell gemäß dem Wunsch der Führung in Kiew nach westlichem Brauch in den kommenden Tagen. Viele ukrainische Christen halten sich aber weiter an orthodoxe Traditionen, Weihnachten wie in Russland zum 7. Januar zu feiern.
Doch auf das Weihnachtsfest wartet der Kreml nicht. Bereits in der vergangenen Nacht starben bei russischen Luftangriffen laut Selenskyj mindestens drei Menschen. Im Gebiet Schytomyr westlich der Hauptstadt sei ein vier Jahre altes Kind getötet worden, als eine Drohne ein Wohnhaus getroffen habe. In der Region Kiew starb eine Frau bei einem russischen Drohnenangriff. Im Gebiet Chmelnyzkyj habe es ebenfalls ein Opfer gegeben, sagte Selenskyj.
Insgesamt habe Russland 650 Drohnen eingesetzt und mehr als drei Dutzend Raketen und Marschflugkörper. Die Flugabwehr habe viele Flugkörper abgeschossen, aber es habe auch Einschläge gegeben, teilte der ukrainische Präsident weiter mit. "Die Schläge kommen vor Weihnachten, wenn die Menschen zu Hause mit ihren Familien in Sicherheit zusammen sein wollen", sagte Selenskyj.
Verhandlungsteam wieder zurück
Kremlchef Wladimir Putin zeige mit diesen Attacken, dass er mit dem Töten nicht aufhören könne, meinte der ukrainische Staatschef. Die Welt müsse mehr Druck auf Russland ausüben, den Krieg zu beenden. Selenskyj veröffentlichte auch zahlreiche Fotos der neuen Verwüstungen. Im ganzen Land herrschte am Morgen Luftalarm, wegen russischer Raketen- und Drohnenangriffe.
Russland übt mit diesen schweren Angriffen in der kalten Jahreszeit zusätzlichen Druck auf die Ukraine aus, sich in den laufenden Verhandlungen über eine Beendigung des Angriffskrieges auf Moskaus Bedingungen für eine Waffenruhe einzulassen. Bei den Gesprächen zwischen Ukrainern und Amerikanern einerseits sowie russischen und US-Vertretern andererseits über ein mögliches Kriegsende ist bisher keine Einigung in Sicht.
Selenskyj sagte in seiner abendlichen Videobotschaft am Montag, dass er am heutigen Dienstag sein Verhandlungsteam nach Gesprächen mit dem US-Sondergesandten Witkoff in Miami wieder in der Ukraine erwarte. Er wolle die Details über die Gespräche in den USA hören. Witkoff hatte nach getrennten Gesprächen mit der ukrainischen und der russischen Seite von konstruktiven Verhandlungen gesprochen.