Ärzte, Atemgeräte, Masken So helfen Kuba und Russland den Italienern
22.03.2020, 14:42 Uhr
Kubanische Hilfskräfte lassen sich mit einem Foto von Fidel Castro, sowie kubanischen und italienischen Landesflaggen vor ihrer Reise nach Italien fotografieren.
(Foto: picture alliance/dpa)
Italien leidet besonders unter der Corona-Pandemie. Es gibt Tausende Todesopfer. Die Krankenhäuser sind überlastet, es fehlt unter anderem an Ärzten und Atemgeräten. Mehrere Länder schicken nun Hilfe in den Mittelmeerstaat. Auch woanders hilft man sich gegenseitig.
Während sich die Corona-Krise weiter zuspitzt, unterstützen immer mehr Staaten einander im Kampf gegen das Virus. Aktuell werden besonders dem stark betroffenen Italien Hilfsgüter und Hilfsleistungen zur Verfügung gestellt. Kuba schickte ein Ärzteteam dorthin. Die 52 Ärzte und Krankenpfleger sollten in der Lombardei, dem aktuellen Brennpunkt der Corona-Krise, eingesetzt werden, teilte das Gesundheitsministerium in Havanna mit. "Wir haben Nachrichten von Freiwilligen erhalten, die bereit sind, überall hinzugehen, um in dieser globalen Gesundheitssituation zu helfen", sagte Jorge Delgado, der die medizinische Zusammenarbeit des Ministeriums leitet, im kubanischen Staatsfernsehen.
Den kubanischen Behörden zufolge werden die Mediziner in der Lombardei auf Anfrage Italiens zunächst für bis zu drei Monate arbeiten. Sie haben bereits mit Krisen wie der Ebola-Epidemie zu tun gehabt. Das Team wird sich einer Gruppe chinesischer Ärzte anschließen, die bereits in einem Krankenhaus in Bergamo im Einsatz sind. Außerdem landete ein mit 30 Tonnen Medizingütern wie Schutzmasken und Atemgeräten beladenes Flugzeug aus China in Italien.
Auch Russland sendet medizinische und personelle Hilfe in das Land. Auf dem Militärflughafen Tschkalowski in der Nähe von Moskau ständen neun Flugzeuge vom Typ Iljuschin Il-76 für den Abflug nach Italien bereit, wie das Verteidigungsministerium in Moskau mitteilte. Insgesamt sollten acht Brigaden mit entsprechender medizinischer Ausrüstung in das südeuropäische Land verlegt werden. Die Zahl der Mitglieder einer Brigade war unklar.
"Zusätzlich bereitsteht eine Gruppe mit rund 100 Menschen, darunter führende Spezialisten des Verteidigungsministeriums auf dem Gebiet der Virologie und Epidemiologie", hieß es in der Mitteilung. Die Experten hätten internationale Erfahrung im Kampf gegen Epidemien. Sie seien mit moderner Ausrüstung zur Diagnose und zur Desinfektion ausgestattet. Die Flugzeuge und Einheiten waren den Angaben zufolge in der Nacht zum Sonntag aus verschiedenen Teilen Russlands zusammengezogen worden. Russland selbst hat bisher nach offiziellen Angaben vergleichsweise wenige Coronavirus-Fälle.
Russland sendet auch politisches Zeichen
Mit der humanitären Geste setzt Russland auch ein politisches Zeichen. Die Beziehungen zum Westen sind so gespannt wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Auf Bitten Italiens sollen unter anderem Schutzausrüstungen, mobile Versorgungsstationen und Mittel für die großflächige Desinfektion von Verkehrsmitteln und Gebieten helfen. Kremlchef Wladimir Putin hatte dem italienischen Regierungschef Giuseppe Conte bei einem Telefonat am Samstag die Hilfe versprochen.
Auch die deutsche Bundesregierung sicherte dem EU-Partner Italien Solidarität und Hilfe zu. Man werde Italien bestmöglich beim Bewältigen der Pandemie unterstützen, wie Regierungssprecher Steffen Seibert bestätigte. Deutschland nehme Anteil am Leid der Menschen in Italien und trauere mit dem italienischen Volk um die Toten. Dem tapferen und unermüdlichen Einsatz im italienischen Gesundheitswesen und Beispielen des Bürgersinns gelte Respekt und Bewunderung. Nicht nur Italien braucht internationale Unterstützung. Auch Frankreich hat um Hilfe gebeten.
Franzosen werden in Freiburg beatmet
So werden inzwischen in den Unikliniken Baden-Württembergs französische Coronavirus-Patienten beatmet. Auch das Saarland und Rheinland-Pfalz haben sich dazu bereit erklärt. In der Uniklinik Freiburg trafen bereits die ersten schwerstkranken Patienten aus der französischen Region Elsass ein, wie die Präsidentin des Departementrates Haut-Rhin, Brigitte Klinkert, twittert: "Danke (Ministerpräsident; Anm. d. Red.) Winfried Kretschmann". Die französische Armee hatte zuletzt Patienten aus dem Elsass in andere Regionen des Landes ausfliegen müssen, weil die Beatmungsplätze knapp wurden.
Bereits am vergangenen Donnerstag rief UN-Generalsekretär Antonio Guterres zur weltweiten Solidarität auf. Sollte sich das Virus ungehindert ausbreiten - "vor allem in den verletzlichsten Regionen der Welt, würde dies Millionen von Menschen töten", warnte er. Die weltweite Solidarität angesichts des Virus sei nicht nur eine moralische Pflicht, sondern "in unser aller Interesse", mahnte der UN-Generalsekretär. Die "Gesundheitskatastrophe" erfordere ein koordiniertes weltweites Handeln. Es dürfe nicht sein, dass weiterhin jedes Land seine eigene Strategie gegen das Virus verfolge. Stattdessen sei ein abgestimmtes Handeln notwendig, das auch ärmeren und schlechter vorbereiteten Ländern helfe.
Trump soll Kim Hilfe angeboten haben
Derweil soll auch Nordkorea ein Hilfsangebot bekommen haben. US-Präsident Donald Trump habe eine "Zusammenarbeit bei den Anti-Epidemie-Bemühungen" angeboten, schrieb Nordkoreas amtliche Nachrichtenagentur KCNA offenbar mit Blick auf die Coronavirus-Pandemie. Nordkorea hat bislang keinen einzigen Infektionsfall vermeldet. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat die Pandemie aber auch das international isolierte Land bereits erreicht. Bestätigt hat Washington den Brief bisher nicht. Die Atomverhandlungen zwischen Pjöngjang und Washington liegen seit über einem Jahr auf Eis.
Doch nicht alle Hilfsangebote stoßen auf Zustimmung. Irans oberster Führer lehnte ein weiteres Hilfsangebot der USA ab und stellte erneut die Möglichkeit in den Raum, dass die Amerikaner das Virus selbst verbreitet hätten. "Wir haben viele Feinde, aber der schlimmste sind die USA (...), und die wollen uns jetzt helfen", sagte Ajatollah Ali Chamenei im Staatsfernsehen. Chamenei zufolge gibt es Spekulationen, dass die USA das Virus selbst hergestellt und verbreitet hätten, um ihre Feinde China und den Iran zu schwächen.
Quelle: ntv.de, agr/dpa/AFP/rts