Union nur noch knapp vor SPD Söder hat Muffensausen wegen Umfragen
19.08.2021, 11:54 Uhr
Bedeutet das Ende der Ära Merkel zugleich den Gang in die Opposition für die Union? Diese Befürchtung hat Markus Söder. Neueste Umfragen, die CDU/CSU nur noch knapp vor SPD und Grünen sehen, nennt der bayerische Ministerpräsident "dramatisch".
CSU-Chef Markus Söder hat bei einer Präsidiumssitzung seiner Partei angesichts schlechter Umfragewerte der Union vor der Bundestagswahl Alarm geschlagen. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf Teilnehmerkreise. Nach einer neuen Umfrage habe die Union nur noch einen Prozentpunkt Vorsprung. Söder sprach den Angaben zufolge von einem Trend, der "dramatisch" sei. Es sei nicht sicher, wie es weitergehe. Es bestehe nach der Wahl die Gefahr einer Ampel-Koalition (SPD, FDP und Grüne) oder eines Linksbündnisses. Dann säße die Union in der Opposition.
Diese Befürchtung wiederholte Söder auf einer Pressekonferenz nach der Sitzung. Es gehe darum, im laufenden Wahlkampf die Unterschiede zu den anderen Parteien herauszustellen. Dafür müssten alle in der Union "an einem Strang ziehen und gemeinsam kämpfen". Dafür wolle er sich - so weit es geht - auch persönlich einsetzen. Die jetzige Situation nannte der CSU-Chef "die schwerste Herausforderung für die Union nach 1998".
Nach der jüngsten Umfrage des Instituts Kantar liegt die Union derzeit bei 22 Prozent, dicht gefolgt von der SPD mit 21 Prozent. Und auch laut dem aktuellen Trendbarometer von RTL und ntv ist der Vorsprung hauchdünn. Wenn bereits jetzt Bundestagswahl wäre, kämen CDU/CSU auf 23, die SPD auf 21 und die Grünen auf 19 Prozent. "Man kann es drehen, aber leicht ist es nicht", sagte Söder in der Sitzung. Er selbst helfe gerne und bekomme aus ganz Deutschland Aufforderungen, mehr zu tun.
Der Kanzlerkandidat der Union, Armin Laschet, musste sich in den vergangenen Wochen immer wieder Kritik an seinem Wahlkampf gefallen lassen - auch aus den eigenen Reihen. Söder, der sich im Wettstreit um die Kandidatur schlussendlich zurücknahm, erzielt regelmäßig höhere Zustimmungswerte als der CDU-Parteichef und wird von einigen Bürgerinnen und Bürgern als bessere Alternative gesehen. "Sechs Wochen vor der Wahl über einen möglichen Austausch von Kandidaten zu reden, zeigt, wie schwer die Lage ist", zitiert die "Bild"-Zeitung Söder aus der Präsidiumssitzung.
Forsa-Chef: Scholz profitiert von Schwäche der anderen
Und auch im Vergleich mit der politischen Konkurrenz schneidet Laschet schlecht ab. Im jüngsten RTL/ntv-Trendbarometer erzielt er lediglich 12 Prozent bei der Frage nach der Kanzlerpräferenz. SPD-Kandidat Olaf Scholz legte dagegen gegenüber der Vorwoche drei Prozentpunkte zu und kam auf 29 Prozent. Die grüne Kandidatin Annalena Baerbock verlor gegenüber der Vorwoche einen Prozentpunkt und kam auf 15 Prozent.
Doch es gibt - zumindest im Hinblick auf die Sozialdemokraten - auch Stimmen, die Entwarnung geben. Im Interview mit ntv.de erklärte Forsa-Chef Manfred Güllner, dass er nicht damit rechne, dass die Partei noch stark zulegen wird. Scholz profitiere von der Schwäche der beiden anderen Kandidaten, sagte Güllner. "Viele trauen ihm das Amt des Kanzlers durchaus zu, werden ihn aber nicht wählen, weil er die SPD am Bein hat. Die wird weiterhin sehr kritisch gesehen."
Quelle: ntv.de, fzö/dpa