Kanzlerkandidat von CDU und CSU Söder und vor allem Wüst deutlich beliebter als Merz
03.09.2024, 16:07 Uhr Artikel anhören
Zwei Ministerpräsidenten, denen viele das Kanzleramt zutrauen: Hendrik Wüst und Markus Söder (v.l.).
(Foto: picture alliance / Flashpic)
Mit wem soll die Union in den Bundestagswahlkampf ziehen? CSU-Chef Söder bekräftigt seine Bereitschaft, NRW-Ministerpräsident Wüst hat bislang nicht verzichtet. Das RTL/ntv-Trendbarometer zeigt: Beide sind in der Bevölkerung deutlich beliebter als Favorit und CDU-Chef Merz. Vor allem Wüst sticht heraus.
Die Ampel-Regierung hat mit ihrer historisch großen Unbeliebtheit der Union den Elfmeter aufgelegt. CDU und CSU müssen ihn, so scheint es derzeit, nur noch verwandeln. Aber wer darf als Unions-Kanzlerkandidat schießen? Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz gilt als klarer Favorit, gibt sich aber weiter bedeckt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bekräftigte nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen sein Interesse. Und dann gibt es da noch einen Dritten im Bunde, dessen Absichten nicht wirklich bekannt sind, der aber durch das neue RTL/ntv-Trendbarometer zu einer noch ernsthafteren Option wird.
Das Institut Forsa hat in einer repräsentativen Umfrage gefragt: "Welcher Kandidat der Union wäre für das Amt des Bundeskanzlers am besten geeignet?" und neben Merz und Söder auch den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, zur Auswahl gestellt. Für Wüst sprachen sich 31 Prozent der Befragten aus, für Söder 23 Prozent und nur 16 Prozent für Merz. 30 Prozent entschieden sich für "weiß nicht" oder "keiner davon".
Merz galt vor seiner Wahl zum CDU-Bundesvorsitzenden als Hoffnungsträger der CDU-Ostverbände. Doch im Osten ist der Zuspruch nicht höher: 14 Prozent der Befragten in den Ostländern sprechen sich für Merz aus, 23 für Söder und 27 für Wüst. Die Unionsanhänger sind unschlüssig: Auf jeden der drei Männer entfällt rund ein Drittel der Stimmen. Dabei gilt Söder in der CDU als verbrannt, nachdem er die Kanzlerkandidatur von Armin Laschet 2021 torpediert und sich dafür nie entschuldigt hat.
Deutlich wird zudem, dass Wüst mehr Stimmen aus dem Mitte-Links-Lager holen könnte: 47 Prozent der SPD-Anhänger und 51 Prozent der Grünen-Anhänger favorisieren Wüst, der NRW mit den Grünen als kleinem Koalitionspartner regiert. Mit 39 Prozent Zuspruch ist Wüst auch Liebling der FDP-Anhänger. Bei den Anhängern der AfD kommt Söder mit 37 Prozent auf Platz eins, bei denen des BSW hat Söder mit 28 Prozent drei Punkte Vorsprung auf Wüst.
Bei den Anhängern aller Parteien ist Merz der jeweils unbeliebteste Kandidat. Einzige Ausnahme: Bei den Grünen-Anhängern kommt Merz mit 9 Prozent auf Platz zwei. Söder, der die Grünen wiederholt scharf kritisiert hat, liegt mit 5 Prozent dahinter.
Kleiner Trost für Merz: Laut Trendbarometer ist er zumindest beliebter als Bundeskanzler Olaf Scholz von der SPD. Stünden nur die beiden zur Auswahl, zogen 27 Prozent Merz vor und 23 Prozent Scholz. Vergangene Woche lagen beide noch mit 25 Prozent gleichauf.
"Für mich ist Ministerpräsident das schönste Amt. Aber ich würde mich nicht drücken, Verantwortung für unser Land zu übernehmen", sagte Söder beim traditionellen Politischen Frühschoppen in Gillamoos. Die CSU hat wiederholt erklärt, dass Merz zwar Favorit für die Kanzlerkandidatur, die Entscheidung selbst aber noch offen sei.
Merz kommentierte Söders erneute Bewerbung mit den Worten: "Die Äußerung von Markus Söder von heute Morgen hat keinen Neuigkeitswert." So habe Söder sich meistens geäußert. Die Vorsitzenden der beiden Schwesterparteien hätten vereinbart, diese Frage im Spätsommer miteinander zu besprechen und anschließend den Vorständen von CDU und CSU einen Vorschlag zu machen. "Und bei dieser Verabredung wird es bleiben."
Quelle: ntv.de, shu/lst