Politik

CSU-Chef muss Farbe bekennen Söders Eiertanz in der K-Frage endet heute

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Na, was willst du? Söder mit einer 3D-Puppe seiner selbst.

(Foto: picture alliance / SvenSimon)

Seit Monaten rätselt die Republik, ob Markus Söder die Kanzlerkandidatur der Union angetragen bekommen möchte. Weil aber eine Entscheidung fallen muss, gibt es keinen Raum mehr, herumzudrucksen. Söder muss erklären, ob er den Weg für Laschets Kanzlerkandidatur freimacht. Oder nicht.

Die CDU-Bundestagsabgeordneten wollen es und ihre Kollegen aus Bayern auch. Die Fraktionsspitzen aus Ralph Brinkhaus und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt haben ihre entsprechenden Forderungen öffentlich gemacht. Druck kommt auch aus der Partei in Bayern und vom sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Mit Ministerpräsident Volker Bouffier hat auch der Gandalf der CDU - dem Hessen fällt immer mehr die Rolle der altersweisen Autorität zu - seine wachsende Ungeduld ausgedrückt. Druck kommt nicht zuletzt von den schlechten Umfragewerten sowie von den zu ernsthaften Konkurrenten erwachsenen Grünen, die am 19. April das große Finale eines geordneten Verfahrens feiern, wenn sie ihre Kanzlerkandidatin oder ihren Kanzlerkandidaten aus der Torte springen lassen. Alles, wirklich alles spricht für eine schnelle Entscheidung darüber, wer Kanzlerkandidat von CDU und CSU werden soll.

Dass die Entscheidung trotzdem noch nicht gefallen ist, liegt einzig und allein an einem Mann, der Partei und Republik genussvoll über seine Absichten rätseln lässt: Markus Söder. Er könnte noch heute und mit nur einem kurzen Satz die Kandidatenfrage klären. Denn wenn sich alle in zwei Punkten einig sind - darin nämlich, dass der CDU-Vorsitzende das Vorgriffsrecht hat und eine Entscheidung schnellstmöglich gefällt werden muss - liegt die Lösung in der Hand des Löwen aus Bayern: Erklärt er seinen Verzicht, ist Laschet der Spitzenkandidat der Union zur Bundestagwahl 2021.

Söders Zaudern ist verständlich

Kein anderer Christdemokrat kommt derzeit in Frage. Dass Laschet will, bekundet er seit mehr als einem Jahr. Dass der NRW-Ministerpräsident in der Frage seiner Absichten mit offenen Karten spielt, darauf hat er am Wochenende selbst noch einmal hingewiesen. Aber welches Spiel treibt Söder? Seit Monaten lässt der Franke offen, ob er sich angesichts seiner bundesweit glänzenden Beliebtheitswerte den großen Schritt nach Berlin zutraut.

Sein öffentliches Zaudern ist leicht zu erklären: Erstens muss der Ruf nach ihm zuerst aus der CDU erklingen - laut vernehmbar und möglichst aus den ersten Reihen. Ein paar Hinterbänkler aus der Fraktion sowie mäßig bekannte Landespolitiker reichen da nicht aus. Zweitens ist nicht ausgemacht, ob Söder und die CSU klug beraten sind, in diesem völlig offenen Bundestagwahlkampf erreichen zu wollen, woran Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber gescheitert sind: das höchste Regierungsamt der Republik mit einem Bayern zu besetzen. Für den Ministerpräsidenten Söder ist in München kein Ersatzspieler in Sicht, der bei der Landtagswahl im Herbst 2023 mit annähernd so hoher Wahrscheinlichkeit die CSU-Vormachtstellung erhalten kann.

CDU kann K-Frage im Alleingang klären

Doch das taktierende Abwarten hat ein Ende: Denn wenn Söder heute beim Treffen mit der Unionsfraktion nicht den Weg für Laschet freimacht, muss er auch sagen, warum er das nicht tut. Die Antwort darauf kann dann nur lauten: Weil er selbst es machen will. Und dann hat die CDU den Salat. Denn wie soll eine Entscheidung herbeigeführt werden, wenn beide wollen - der in Umfragen unbeliebte und zuletzt glücklos auftretende Laschet und der unberechenbare und am Ende des Tages immer aufs Bayern-Wohl fokussierte Söder? Das kann gar nicht ohne Kränkungen und Ansehensverlust ausgehen. Kein guter Start in den heißen Wahlkampf, für den zumal noch nicht einmal das Programm steht.

Aber vielleicht gibt auch die Frage nach Ego und Eitelkeit der Kandidaten den Ausschlag. Söders zahlreiche Sticheleien gegen den CDU-Vorsitzenden lassen zwar daran zweifeln, dass er überhaupt dazu in der Lage ist, einem Kanzlerkandidaten Laschet fünf Monate lang gänzlich das Rampenlicht zu überlassen. Andererseits könnte die seit Monaten andauernde große Söder-Show voller eitel belehrender TV-Auftritte Motivation genug sein für die CDU-Spitze, selbst endlich reinen Tisch zu machen: Schließen Laschet und die versammelten Spitzen seiner Partei einmal laut und deutlich aus, Söder die Kandidatur zu überlassen, kann Söder keine gegenteilige Entscheidung erzwingen. Es ist also nicht nur Söder, dem die Argumente für eine Fortsetzung des Eiertanzes ausgehen.

Quelle: ntv.de

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