Nach Anschlag auf jüdischen Friedhof Spiegel: Unerträgliches Ausmaß an Gewalt
09.01.2001, 06:13 Uhr"Die Gewalt nimmt ein Ausmaß an, das unerträglich ist." Mit diesen Worten kommentierte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, den Anschlag auf den jüdischen Friedhof in Potsdam am Montag. Von Überdramatisierung könne keine Rede sein. "Das sind keine Lausbubenstreiche mehr."
Zu dem Brandanschlag auf die Totenhalle hatte sich die so genannte "Nationale Bewegung" bekannt.
Die Täter legten in der Nacht zu Montag Feuer am hinteren Tor der Trauerhalle. Ein Türflügel, die Fassade und der Innenraum des Gebäudes wurden beschädigt. Menschen kamen nicht zu Schaden.
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) setzte eine Belohnung von 10.000 DM für Hinweise auf die Täter aus. Der Staatsschutz wollte das Bekennerschreiben überprüfen. Die "Nationale Bewegung" ist der Polizei nach Schönbohms Angaben als rechtsradikale Gruppe mit wenigen Mitgliedern bekannt.
Bereits mehrmals war das Gelände des Friedhofs Ziel von Anschlägen. Im vergangenen Oktober hatten Unbekannte einen Galgen auf den Davidstern am Torschild geschmiert.
Schönbohm äußerte sich erschüttert über die Tat. "Dieser Anschlag ist nicht nur gegen die deutschen Juden gerichtet, er ist gerichtet gegen das Land Brandenburg, seine Menschen und alle Konfessionen", sagte Schönbohm.
Quelle: ntv.de