Krawalle im Westjordanland Steine am Neujahrsfest
07.09.2002, 00:32 UhrTrotz der Ausgangssperre, die Israel aus Vorsicht vor Anschlägen am jüdischen Neujahrsfest verhängt hat, ist es im Westjordanland wieder zu schweren Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten gekommen.
Rund 200 Jugendliche warfen in Dschenin Steine auf israelische Panzerfahrzeuge. Die Soldaten schossen nach Zeugenaussagen zurück. Nach Krankenhausangaben wurden vier Jugendliche verletzt. Ähnliche Zusammenstöße wurden auch aus Ramallah gemeldet.
Von dem Ausgehverbot im Westjordanland waren insgesamt rund 630.000 Palästinenser betroffen. In Hebron wurden ein von Israel gesuchter Anführer der Hamas-Organisation und sein Bruder festgenommen. Dabei soll es sich um Hischam und Mamun Scharabati handeln. Die Palästinenser erklärten, Hischam Scharabati sei seit Jahren auf der Flucht gewesen und bei einem seiner seltenen Besuche in seinem Haus gefasst worden.
Starke Proteste der Palästinenser löste unterdessen eine israelische Untersuchung zum Tod von zwölf palästinensischen Zivilisten aus. Die kam zu dem Schluss, dass den Soldaten kein Fehlverhalten vorzuwerfen sei. Sie hätten den Regeln entsprechend gehandelt. Demnach werden die Vorfälle für die beteiligten Soldaten keine Konsequenzen haben.
Der palästinensische Kabinettsminister Sajeb Erakat erklärte, es sei beschämend für Israel, dass diejenigen nicht zur Rechenschaft gezogen würden, die unschuldige Kinder und Mütter kaltblütig getötet hätten.
Nächtlicher Aufmarsch
Die israelische Armee ist in der Nacht zum Samstag vorübergehend in die palästinensische Stadt Deir el Balah im Gaza-Streifen eingerückt. Dabei nahmen Soldaten palästinensischen Sicherheitskreisen zufolge vier Männer fest.
Die Armee sei mit etlichen Panzern und Truppentransportern in die Stadt eingedrungen, hieß es in den Kreisen. Soldaten hätten den örtlichen Chef der militanten Palästinenser-Organisation Islamischer Dschihad und drei seiner Brüder in deren Wohnungen festgenommen. Zudem hätten die Soldaten Gebäude des zivilen Rettungsdienstes und der Fatah-Bewegung von Palästinenser-Präsident Jassir Arafat gesprengt. Nach drei Stunden seien die Truppen wieder abgezogen.
In israelischen Sicherheitskreisen hieß es, es habe sich um eine „gezielte Operation“ gehandelt. Zu Kämpfen kam es offenbar nicht. Der Islamische Dschihad ist eine von mehreren radikalen Palästinenser-Gruppen die zahlreiche Anschläge gegen Israel verübt haben.
Am Donnerstag hatten radikale Palästinenser zwei israelische Soldaten im Gaza-Streifen getötet. In dem Küstengebiet leben etwas eine Million Palästinenser um mehrere jüdische Siedlungen herum.
Im September 2000 hatte die Palästinenser einen Aufstand gegen die israelischen Besatzer und für einen eigenen Staat begonnen, in dem bislang mindestens 1537 Palästinenser und 591 Israelis getötet wurden.
Quelle: ntv.de