Politik

"Putin will ein anderes Europa" Stoltenberg: "Krieg kann viele, viele, viele, viele Jahre dauern"

Bereits vor dem russischen Angriff hatte Stoltenberg "vor dem gefährlichsten Moment in der europäischen Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg" gewarnt. 

Bereits vor dem russischen Angriff hatte Stoltenberg "vor dem gefährlichsten Moment in der europäischen Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg" gewarnt. 

(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)

Fast ein Jahr nach Kriegsbeginn zeigt sich Jens Stoltenberg wenig zuversichtlich. Der NATO-Generalsekretär rechnet mit einem "langwierigen" Krieg und warnt zugleich vor den Gefahren eines russischen Sieges- nicht nur für die Ukraine. Einen positiven Aspekt kann er dem Krieg jedoch abgewinnen.

Vor dem ersten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine hat NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg Hoffnungen auf einen baldigen Frieden gedämpft. Er rechne mit einem "langwierigen" Krieg, der "viele, viele, viele, viele Jahre dauern kann", sagte Stoltenberg. Die Verbündeten müssten "sicherstellen, dass die Ukraine den Krieg gewinnt und ihr die Waffen und Munition liefern, die sie braucht".

"Wenn Präsident Putin in der Ukraine gewinnt, wäre das eine Tragödie für die Ukrainer", sagte Stoltenberg weiter. "Aber es wäre auch für uns alle gefährlich. Denn dann lautet die Botschaft an ihn und andere autoritäre Anführer, dass sie ihre Ziele erreichen können, wenn sie militärische Gewalt anwenden. Und dann wird die Welt noch gefährlicher, und wir noch angreifbarer", warnte er. "Putin will ein anderes Europa", betonte Stoltenberg. "Er will ein Europa, in dem er die Nachbarn kontrollieren kann, in dem er entscheiden kann, was die Länder tun können."

Die Verbündeten unterstützen die Ukraine deshalb bereits seit der völkerrechtswidrigen russischen Annexion der Krim 2014. Stoltenberg erinnerte an seine Worte kurz vor dem russischen Angriff am 24. Februar des vergangenen Jahres: "Wir wussten, die Invasion kommt, wir hatten sehr präzise Geheimdienstinformationen." Er habe deshalb "vor dem gefährlichsten Moment in der europäischen Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg" gewarnt.

Keine Chance auf russisches Einlenken

Womöglich nehme der Krieg auch noch eine überraschende Wende, sagte Stoltenberg: "Wir haben den Fall der Berliner Mauer gesehen und den 11. September 2001", sagte er zu den Anschlägen auf die USA, nach denen die NATO erstmals seit ihrer Gründung im April 1949 den Bündnisfall ausrief. Die Alliierten hofften weiter auf Möglichkeiten, Moskau zum Einlenken zu bewegen. "Aber mit dem derzeitigen Verhalten des russischen Regimes gibt es dafür keine Chance."

Mehr zum Thema

In einer Hinsicht habe der Krieg etwas Positives bewirkt, sagte der NATO-Generalsekretär: Er habe "Nordamerika und Europa zusammengeschweißt", sagte er unter Anspielung auf die Spannungen unter dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, der offen mit einem Rückzug seiner Truppen aus Europa gedroht hatte. Der russische Angriff habe bewiesen, "wie wichtig die NATO und der transatlantische Bund sind", betonte der Norweger.

Im vergangenen Jahr habe die NATO auch für die Sicherheit ihrer Mitglieder einiges getan, sagte Stoltenberg: "Wir haben unsere militärische Präsenz im östlichen Teil des Bündnisses verstärkt - nicht um einen Konflikt zwischen der NATO und Russland zu provozieren, sondern um einen solchen Konflikt zu verhindern und den Frieden für die Verbündeten zu bewahren", betonte er. Die Verteidigungsminister der 30 NATO-Staaten hatten der Ukraine erst am Mittwoch bei einem Treffen in Brüssel erneut volle Unterstützung zugesagt, "so lange es nötig ist".

Quelle: ntv.de, lno/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen