Politik

Kiew spricht von "fake news" Russland: Ukrainische "Saboteure" getötet

Russische Truppen beim mutmaßlichen Abzug aus den grenznahen Übungsgebieten.

Russische Truppen beim mutmaßlichen Abzug aus den grenznahen Übungsgebieten.

(Foto: imago images/SNA)

Erst ein zerstörter russischen Grenzposten, dann ein weiterer Vorfall mit fünf ukrainischen Toten: Moskau meldet innerhalb weniger Stunden zwei Angriffe auf russischem Boden. Die Ukraine spricht von "fake news". Sucht Russland nach einem Vorwand für den Einmarsch?

Die russische Armee hat nach eigenen Angaben fünf aus der Ukraine kommende "Saboteure" auf russischem Boden getötet. Russische Nachrichtenagenturen meldeten unter Berufung auf die Armee, die "fünf Personen" hätten die russische Grenze verletzt und seien "eliminiert" worden. Zudem hätten bei dem Vorfall am Morgen in der Region von Rostow zwei ukrainische Militärfahrzeuge versucht, die Grenze zu überqueren.

Das ukrainische Militär weist die Berichte zurück und spricht von "fake news". Es seien keine ukrainischen Einheiten in der russischen Region Rostow aktiv.

Zuvor hatten russische Nachrichtenagenturen bereits berichtet, dass von der Ukraine aus ein russischer Grenzposten beschossen worden sei. Am Montagmorgen habe "eine von ukrainischem Gebiet aus abgefeuerte Granate unbekannten Typs den Posten der Grenzbeamten in der Region Rostow vollständig zerstört", berichteten die Agenturen unter Berufung auf den russischen Geheimdienst FSB, der auch für den Grenzschutz verantwortlich ist.

Die ukrainische Armee erklärte kurz darauf, die Angaben seien nicht zutreffend; sie habe keine Granate auf den Posten abgefeuert. "Wir können sie nicht daran hindern, Falschnachrichten zu produzieren - aber wir betonen immer, dass wir nicht auf zivile Infrastruktur schießen oder auf Gebiet in der Region Rostow oder was auch immer", sagte der ukrainische Militärsprecher Pawlo Kowaltschuk.

Vorwand für einen Angriff?

Westliche Vertreter warnen seit Tagen, dass Russland einen Vorwand für einen Angriff auf die Ukraine schaffen könnte. Die Situation vor Ort ist enorm angespannt, die Angaben beider Seiten sind von unabhängiger Seite schwer zu überprüfen. In hektischen internationalen Bemühungen wird intensiv versucht, einen russischen Einmarsch in der Ukraine zu verhindern.

Im Osten der Ukraine nehmen die Spannungen im Konfliktgebiet Donbass weiter massiv zu. In der selbst ernannten Volksrepublik Donezk rief Separatistenführer Denis Puschilin alle Männer zu den Waffen, um gegen ukrainische Regierungstruppen zu kämpfen. Die Ukraine hatte immer wieder betont, keine Offensive gegen die prorussischen Separatisten zu planen. Puschilin wiederum sprach von massivem Beschuss von ukrainischer Seite. Überprüfbar waren diese Angaben nicht. In Donezk seien zwei Schulen, ein Krankenhaus und ein Umspannwerk getroffen worden, teilten die Behörden dort mit.

Tausende Verstöße gegen Waffenstillstand

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Aus den von moskautreuen Separatisten kontrollierten Regionen wurden weiter vor allem Frauen und Kinder in Bussen und Zügen nach Russland gebracht. Zehntausende kamen in verschiedenen Teilen Russlands in Notunterkünfte. Die Männer mussten bleiben. "Ich rufe die männliche Bevölkerung auf, alle, die eine Waffe halten können, sich in den Kreiswehrkommandos einzufinden und aufzustehen für den Schutz ihrer Familien, Kinder, Frauen, Mütter und für unser Vaterland", sagte Puschilin.

Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hatten zuletzt Tausende Verstöße gegen den vereinbarten Waffenstillstand gemeldet. Die Ukraine betont, dass das Feuer allenfalls erwidert, aber nicht angegriffen werde. Überprüfbar ist das nicht. Offiziell weicht die Ukraine seit Herbst von einer Zusatzvereinbarung zur geltenden Waffenruhe ab. "Wir haben kein Verbot, das Feuer zu eröffnen. Jeder Kommandeur trifft vor Ort selbst die Entscheidung", hatte der Befehlshaber der Regierungstruppen, Olexander Pawljuk, im Oktober gesagt.

Quelle: ntv.de, mba/AFP/dpa

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