"Zutiefst asoziales Verhalten" Sylter Bar zeigt ausländerfeindliche Partygäste an
25.05.2024, 07:14 Uhr Artikel anhören
Ein edler Tatort: das Nobellokal Pony auf Sylt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Ungeniert grölen junge Männer und Frauen an Pfingsten in einer noblen Bar auf Sylt rassistische Parolen. Die Betreiber distanzieren sich von dem "asozialen Verhalten" und erstatten Strafanzeige gegen die Gäste. Doch Sylt ist kein Einzelfall.
Die Betreiber der Bar auf Sylt, in der mehrere Gäste rassistische Parolen grölten, hat Anzeige erstattet. "Hätte unser Personal zu irgendeinem Zeitpunkt ein solches Verhalten mitbekommen, hätten wir sofort reagiert. Wir hätten umgehend die Polizei verständigt und Strafanzeige gestellt. Das haben wir mittlerweile tun können", schrieben die Betreiber des bekannten Lokals Pony im Nobel-Urlaubsort Kampen in der Nacht auf Instagram.
Die besagten Personen seien identifiziert und gemeldet worden. "Dieses zutiefst asoziale Verhalten dulden wir nicht. Haben wir nie und werden wir nie. Deshalb gehen wir jetzt mit allen Mitteln dagegen vor." Man sei immer noch geschockt und zutiefst bestürzt. "Rassismus und Faschismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft."
Die Betreiber der Bar ergänzen: "Sylt ist - trotz aller Exklusivität - schon immer weltoffen gewesen! Dass es zu so einem Vorfall kommt, hätten wir nicht für möglich gehalten. (...) Wir werden in Zukunft noch entschlossener Kante gegen Rassismus, Faschismus und jeglicher Form der Diskriminierung zeigen! Nie wieder ist jetzt!"
Scholz "ekelt" sich
Auf einem wenige Sekunden langen Video, das an Pfingsten entstand und am Donnerstag viral gegangen war, sind junge Menschen zu sehen und zu hören, die zur Melodie des mehr als 20 Jahre alten Party-Hits "L'amour Toujours" von Gigi D'Agostino rassistische Parolen grölen. Ungeniert und ausgelassen singen sie "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus!". Ein Mann macht eine Geste, die an den Hitlergruß erinnert, und scheint mit seinen Fingern auf der Oberlippe einen Hitlerbart anzudeuten. Von den umstehenden Gästen scheint sich niemand an dem Verhalten zu stören.
Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen. Politikerinnen und Politiker äußerten sich schockiert. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die Parolen am Freitag als "ekelig" und "nicht akzeptabel" bezeichnet. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Wer Nazi-Parolen wie 'Deutschland den Deutschen - Ausländer raus' grölt, ist eine Schande für Deutschland."
Rassistische Parolen in Löningen
Sylt ist kein Einzelfall. Am Freitag wurde bekannt, dass es ebenfalls an Pfingsten in Niedersachsen zu einem ähnlichen Fall kam. Auch auf dem Schützenfest in Löningen wurden rassistische Parolen gegrölt, auch zu "L'amour Toujours", auch dort ermittelt der Staatsschutz.
Das Lokal "Pony" gehört zu den angesagten Establishments der Nordseeinsel Sylt. Der "Bild"-Zeitung zufolge kostete alleine der Eintritt an dem betreffenden Pfingstwochenende 150 Euro - ohne Getränke. Der Club ist demnach Treffpunkt vieler Prominenter und vor allem beim Nachwuchs reicher Sylt-Gäste beliebt.
Quelle: ntv.de, chr/dpa