Austausch gegen Terroristen? Tochter von verurteiltem Deutsch-Iraner will Deal mit Teheran
17.05.2023, 13:05 Uhr Artikel anhören
Gazelle Sharmahd, Tochter des zum Tode verurteilten Jamshid Sharmahd, nach einem Gespräch mit CDU-Chef Merz.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Fall des im Iran zum Tode verurteilten Jamshid Sharmahd sorgt international für Aufsehen. Seine Tochter Gazelle sieht nun keinen anderen Weg mehr als "mit dem Regime einen Deal zu machen", um den 68-Jährigen noch zu retten.
Die Tochter des im Iran zum Tode verurteilten Deutsch-Iraners Jamshid Sharmahd fordert die Bundesregierung auf, zur Rettung ihres Vaters eine Vereinbarung mit der iranischen Führung zu treffen. Sie wünschte, es gebe noch genug Zeit, Druck auf Teheran aufzubauen, sagte Gazelle Sharmahd dem Sender Welt TV. "Im Fall von meinem Vater, der jetzt kurz vor der Hinrichtung steht, gibt es keinen anderen Weg, als mit dem Regime einen Deal zu machen."
Teheran habe ihrer Familie von Anfang an gesagt, dass man den Vater als Terroristen erscheinen lassen werde, um ihn dann austauschen zu können, führte Gazelle Sharmahd aus. Es gehe konkret um einen in Belgien inhaftierten Iraner: "Sie wollen ihren Terroristen aus Belgien haben, das sagen sie uns jedes Mal glasklar." Zwar sei sie kein Fan davon, "dass man mit Terroristen dealt", räumte Sharmahd ein. Aber es gehe um ein Menschenleben. Sie hoffe sehr, "dass wir meinen Vater noch retten können".
"Regime in Teheran versteht nur Druck"
Der Oppositionelle Jamshid Sharmahd, der zuletzt jahrelang in den USA gelebt hatte, war nach Angaben seiner Familie im Sommer 2020 vom iranischen Geheimdienst in Dubai festgenommen und verschleppt worden. Seitdem sitzt er im Iran im Gefängnis. Am 21. Februar wurde der 68-Jährige wegen Terrorvorwürfen zum Tode verurteilt, Ende April bestätigte das Oberste Gericht das Urteil.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hatte das Todesurteil im Februar als "absolut inakzeptabel" bezeichnet. Zudem erklärte das Auswärtige Amt zwei iranische Botschaftsangehörige zu unerwünschten Personen. Gazelle Sharmahd erhob erneut schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung. "Es ist einfach nichts passiert, als er entführt worden ist, als er gefoltert worden ist, als man versucht hat, ihn in Schauprozessen als Kriminellen hinzustellen."
Die Ausweisung der beiden Diplomaten nach dem Todesurteil sei "viel zu wenig und viel, viel zu spät" gewesen. Verbale Verurteilungen des Todesurteils wie von Baerbock bringen aus Sicht von Sharmahd nichts: "Es funktioniert nicht, da kann man genau so gut mit meiner Pflanze hier reden." Das Regime in Teheran verstehe nur Druck.
Quelle: ntv.de, lar/AFP