Getötete Polizisten Trauerfeier in Berlin
18.08.2007, 08:30 UhrIn einer bewegenden Trauerfeier haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und weitere Regierungsmitglieder gemeinsam mit Angehörigen der drei in Afghanistan bei einem Anschlag getöteten Polizisten gedacht. Die Feier fand im voll besetzten Berliner Dom statt. Mehrere hundert Menschen versammelten sich vor der Kirche. Die Bundesregierung verstärkte unterdessen ihre Vorbereitungen auf die Verlängerung der Afghanistan-Mandate.
Einer der drei Getöteten hatte einige Jahre zum persönlichen Schutzkommando Merkels gehört. Er war für das BKA vorübergehend an die deutsche Botschaft in Kabul abgeordnet worden. Im Dezember hätte er in das Personenschützerteam für Merkel zurückkehren sollen. Der deutsche Botschafter in Kabul, Hans-Ulrich Seidt, sagte in einer Ansprache: "Frau Bundeskanzlerin, ich weiß, er hat sehr, sehr gerne für Sie gearbeitet."
Unter den Gästen war auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, der die Traueransprache hielt. Er sagte: "Kriminaloberkommissar Jörg Ringel, Polizeiobermeister Alexander Stoffels und Polizeiobermeister Mario Keller haben mit dem Schutz der deutschen Botschaft und ihrer Mitarbeiter zu Absicherung der diplomatischen Mission und somit zur Stabilisierung der Krisenregion beitragen." Sie seien gestorben für eine "zutiefst humanistische Idee", nämlich eine Ordnung, die internationale Beziehungen ermögliche. Genau dagegen richte sich jedoch der Hass der Taliban. Der Einsatz der internationalen Sicherheitskräfte in Afghanistan sei ohne Alternative. Schäuble warnte vor dem Glauben, dass die Entwicklung dort für Deutschland ohne Bedeutung sei.
Stoiber gegen Aufstockung
Umstritten blieb zunächst, ob neben der Verlängerung der drei Mandate für die Bundeswehr im Herbst auch die Truppenstärke erhöht werden soll. Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sprach sich in der "Welt am Sonntag" gegen eine Stationierung zusätzlicher Bundeswehrsoldaten in Afghanistan aus.
Stoiber reagierte damit auf Erwägungen in der Regierung, das Bundeswehr-Kontingent in Afghanistan aufzustocken. Dazu gebe es Überlegungen, sagte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), der "Berliner Zeitung".
Einsatz wird fortgesetzt
Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung warb erneut für eine Verlängerung der drei Bundeswehrmandate für Afghanistan im Herbst im Bundestag. Es müsse verhindert werden, dass Afghanistan wieder zu einem Ausbildungszentrum für den internationalen Terrorismus werde. Unionsfraktionschef Volker Kauder unterstrich, dass ein Ende des Afghanistan-Einsatzes auch weiterhin nicht in Sicht sei. Kauder sagte dem Magazin "Focus", vermutlich müssten deutsche Truppen bleiben, bis die Taliban besiegt seien und die Bevölkerung sich selbst schützen könne.
Weitere Anschläge
Unterdessen wurden bei einem erneuten Anschlag in Afghanistan mindestens 15 Menschen getötet und 25 verletzt. Der Selbstmordanschlag am Samstag galt einer amerikanischen Sicherheitsfirma in Kandahar. Die meisten der Opfer waren Zivilisten, darunter auch Mitarbeiter der Sicherheitsfirma US Protection and Investigations (USPI). Der Anschlag hatte einem Fahrzeug von USPI gegolten. Noch ist unklar, ob auch Ausländer getötet wurden.
Quelle: ntv.de