"Alkolocks" auch in Deutschland? Trinkt der Fahrer, streikt das Auto
20.04.2011, 15:58 UhrErst Pusten, dann Starten. In manchen Ländern und für bestimmte Autos ist er schon Standard: Der Promille-Test mit dem Alkolock vor Beginn der Fahrt. Wer zu viel getrunken hat, dessen Auto bleibt stehen. Kommt das auch in Deutschland?
Sie sind groß wie Navigationsgeräte und direkt mit der Zündung des Autos gekoppelt: Alkolocks. Hat der Fahrer getrunken, dann verhindern sie, dass der Wagen anspringt.
Nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Alkolocks ist das Lübecker Unternehmen Dräger Safety, ein Spezialist für Sicherheitstechnik. Das Unternehmen findet seit gut einem Jahrzehnt international Abnehmer für seine Messgeräte. Hauptkunden sind die USA, Kanada und Australien: "Hier ist der Einbau in bestimmten Fahrzeugen in einigen Regionen vorgeschrieben", erklärt Dräger-Sprecher Herbert Glass. Auch in Schweden, Finnland und den Niederlanden boomt der Markt - etwa, wenn es um den Transport von Schülern geht. Neuerdings gibt es auch im Inland mehr Nachfrage: Von Unternehmen, die Gefahrgut transportieren.
Schweden ist Vorreiter
Als Vorreiter bei den Zündsperren gilt Schweden. Hier dürfe ein Arbeitgeber von seinen Mitarbeitern die Nutzung der Sperre verlangen, erklärt ein Volvo-Sprecher. Der Staat verlange die Nutzung von seinen Bürgern aber nicht. Trotzdem sind nach Einschätzung von Dräger dort 60.000 Alkolocks aller Fabrikate unterwegs. Volvo rüstet seine Neuwagen in Deutschland auf Wunsch ab Werk für rund 1000 Euro mit dem "Alcoguard" aus. Für andere Fabrikate schlägt ein Gerät von Dräger zum Nachrüsten mit rund 1440 Euro zu Buche.
Siemens suche für seinen Alkoholsensor noch einen Autobauer als Partner, sagt ein Unternehmenssprecher. Noch ist das fertig entwickelte Gerät nicht auf dem Markt.

In Schweden dürfen Arbeitgeber von ihren Angestellten den Einsatz des "Alkolocks" verlangen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die kleinen Geräte müssen in der Autowerkstatt mit der Zündung des Wagens verbunden werden - dann sind sie bei jedem Start aktiv. Der Fahrer wird aufgefordert, in das Mundstück zu pusten. Ist kein Alkohol in der Atemluft vorhanden, springt der Motor an. Sonst wird die Zündung für eine Weile blockiert. "Die Prozedur dauert nur eine halbe Minute", meint Glass. Allerdings sollten die Fahrer vorher weder Trinken noch Essen: "Das kann die Werte verfälschen."
Auch Mundsprays oder alkoholhaltige Medizin seien tabu. Wie empfindlich ein Testgerät reagiert, kann eingestellt werden: "Meist sind es so 0,2 bis 0,3 Promille. 0,0 Promille war einfach nicht praxistauglich", erklärt Glass.
"Wer denkt an den Schnaps vom Vorabend?"
Dräger rüstet derzeit alle Dienstwagen um. "In der Hierarchie von oben nach unten", erklärt Glass. Nicht etwa, weil die Chefs mehr trinken würden als andere Mitarbeiter. "Bei uns im Unternehmen gibt es keine Pauschalverdacht, dass jemand trinkt. Die Führungskräfte wollen einfach mit gutem Beispiel vorangehen." Bisher seien die Erfahrungen durchweg gut, bis zum Jahresende sollen die Geräte in 100 Autos funktionieren. Auch um eine oft unterschätzte Gefahr auszuräumen: "Wer beruflich fährt, trinkt meist nicht kurz vorher noch Alkohol. Aber wer denkt noch an den Schnaps vom Vorabend?", sagt Glass.
Die Geräte sind allerdings nicht für einen Komplettcheck der Fahrtüchtigkeit vorgesehen: "Unser Gerät misst nur den Alkoholgehalt im Atem, nicht etwa auch Drogenkonsum oder anderes", betont Dräger-Sprecherin Melanie Kamann. Und es zeigt auch nicht an, wie viel Alkohol der Fahrer im Blut hat. So kann sich niemand an die zulässige Promillegrenze heran trinken.
Quelle: ntv.de, Annette Jürgensmeier, dpa