"Es kann alles passieren" Trump-Team erwägt Angriff auf Irans Nuklearanlagen
13.12.2024, 11:33 Uhr Artikel anhören
Ein Techniker arbeitet in einer Uranumwandlungsanlage außerhalb der iranischen Stadt Isfahan.
(Foto: dpa)
Der Iran könnte nach US-Angaben innerhalb weniger Monate Atomwaffen bauen. Die Situation im Nahen Osten hat das Regime in Teheran jedoch geschwächt. Dies will der künftige US-Präsident Trump offenbar nutzen. Sein Team prüfe militärische Schritte gegen die iranische Nuklearbedrohung, heißt es.
Der gewählte US-Präsident Donald Trump sucht nach Möglichkeiten, wie er den Iran am Bau einer Atomwaffe hindern kann. Wie Personen aus seinem Umfeld berichten, sind darunter auch präventive Luftangriffe. Das wäre ein Bruch mit der langjährigen Politik der Eindämmung Teherans über Diplomatie und Sanktionen. Die Option eines Militärschlags gegen Nuklearanlagen werde von einigen Mitgliedern seines Übergangsteams nun ernsthafter geprüft, heißt es. Teil von deren Kalkül sei der Fall des Regimes von Präsident Baschar al-Assad - Teherans Verbündetem - in Syrien, die Zukunft der US-Truppen in der Region und die Dezimierung der vom Regime unterstützten Milizen Hisbollah und Hamas durch Israel.
Die geschwächte Position des Iran in der Region und jüngste Enthüllungen über Teherans Fortschritte in der Kerntechnik hätten die internen Diskussionen beschleunigt, so Vertreter des Übergangsteams. Alle Beratungen über dieses Thema befänden sich jedoch noch im Anfangsstadium. Trump habe dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu in jüngsten Telefonaten gesagt, dass er über eine "iranische Nuklear-Ausschreitung" während seiner Amtszeit besorgt sei, sagten zwei mit den Gesprächen vertraute Personen. Dies deute darauf hin, dass er nach Vorschlägen dafür suche, wie das verhindert werden könnte. Der gewählte Präsident will demnach aber nur Pläne, die nicht zu einem neuen Krieg führen, insbesondere nicht zu einem Krieg, der das US-Militär hineinziehen könnte, da Angriffe auf die iranischen Nuklearanlagen das Potenzial hätten, die USA und den Iran auf Kollisionskurs zu bringen.
Strategie des "maximalen Drucks 2.0"
Der Iran verfügt nach diesen Informationen allein über genügend hochangereichertes Uran, um vier Atombomben zu bauen. Es würde nur wenige Tage dauern, diesen Vorrat in waffenfähigen Kernbrennstoff umzuwandeln. US-Offizielle hatten zuvor gesagt, dass es mehrere Monate dauern könnte, bis der Iran eine Atomwaffe einsatzbereit habe. Das Übergangsteam des gewählten Präsidenten erarbeite derzeit eine Strategie des "maximalen Drucks 2.0" gegen das Regime, so Personen, die mit der Planung vertraut sind. Dies sei die Fortsetzung seines Ansatzes aus seiner ersten Amtszeit, der sich auf strenge Wirtschaftssanktionen konzentrierte. Dieses Mal würden der gewählte Präsident und seine Berater militärische Schritte ausarbeiten, die von zentraler Bedeutung für seine Anti-Teheran-Kampagne sein könnten, wenn auch weiterhin gepaart mit schärferen finanziellen Strafen.
In den Diskussionen, auch in einigen Gesprächen, die mit Trump stattgefunden haben, seien zwei allgemeine Optionen zur Sprache gekommen, so vier mit der Planung vertraute Personen. Ein Weg, der von zwei mit dem Plan vertrauten Personen beschrieben wurde, bestehe darin, den militärischen Druck zu erhöhen, indem mehr US-Streitkräfte, Kampfflugzeuge und Schiffe in den Nahen Osten entsandt würden. Die USA könnten auch fortschrittliche Waffen an Israel verkaufen, etwa bunkerbrechende Bomben.
Trump: Iran plante, mich zu ermorden
Die Androhung militärischer Gewalt, insbesondere in Verbindung mit von den USA verhängten Sanktionen, die die iranische Wirtschaft lahmlegen könnten, könnte Teheran davon überzeugen, dass es keine andere Wahl gebe, als die Krise auf diplomatischem Wege zu lösen. Der alternative Weg bestehe darin, mit der Androhung militärischer Gewalt, insbesondere in Verbindung mit von den USA verhängten Sanktionen, Teheran zu einer diplomatischen Lösung zu bewegen. Diese Strategie habe Trump in seiner ersten Amtszeit gegenüber Nordkorea angewandt, obwohl die Diplomatie schließlich ins Stocken geraten sei.
Es sei unklar, für welche Option sich Trump entscheiden würde, der davon gesprochen habe, einen dritten Weltkrieg zu vermeiden und Abkommen mit Teheran zu schließen. Während Trump immer wieder betont habe, dass er eine massive Eskalation im Nahen Osten vermeiden wolle, sagte er dem Magazin "Time", dass die Möglichkeit bestehe, dass die USA mit dem Iran in den Krieg ziehen könnten, auch weil Teheran geplant habe, ihn zu ermorden. "Es kann alles passieren", sagte er. "Es ist eine sehr volatile Situation."
Quelle: ntv.de, Alexander Ward und Laurence Norman, DJ