Politik

"Schleichende Islamisierung" Türkei kippt Kopftuchverbot

Das türkische Parlament hat das umstrittene Kopftuchverbot an Hochschulen per Verfassungsänderung gekippt. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte in insgesamt vier Wahlgängen für eine Initiative der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP, die zusammen mit der nationalistischen Oppositionspartei MHP entsprechende Verfassungsänderungen vorgelegt hatte.

Die von der AKP seit Jahren angestrebte Aufhebung des Kopftuchverbots stößt auf heftigen Widerstand des weltlich ausgerichteten Lagers, einschließlich der mächtigen Armee. Die Gegner werfen der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vor, eine schleichende Islamisierung der Türkei zu betreiben und die von Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk verfügte Trennung von Staat und Religion aufzuweichen.

Kurz vor der Parlamentsentscheidung hatten Zehntausende Menschen in Ankara gegen das Regierungsvorhaben protestiert. "Staat und Religion müssen weiterhin getrennt bleiben", sagte ein 32-jähriger Teilnehmer der Demonstration. "Wir wollen nicht in einem religiösen Staat leben."

Einführung der Scharia befürchtet

Das Tragen des Kopftuches gilt Kritikern als religiöses Symbol und wird deshalb von den Befürwortern einer Trennung von Staat und Religion in der Türkei abgelehnt. Sie fürchten ein Abgleiten des Landes in den Islamismus und letztendlich eine Einführung der Scharia, des islamischen Rechts, wie im benachbarten Iran. Die Debatte um die Neuregelung spaltet derzeit das Land. Sie droht die Spannungen zwischen der religiös-konservativen Regierung und der von Armeegenerälen, Richtern und Universitätsdirektoren gebildeten säkularen Elite zu verschärfen. Umfragen zufolge ist jedoch die Mehrheit der Türken für die Lockerung des Kopftuch-Verbots.

Quelle: ntv.de

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