Resolution zu Nord-Stream-Lecks UN-Sicherheitsrat lässt Moskau abblitzen
29.03.2023, 13:58 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Zum Zeitpunkt der Explosionen waren die Nord-Stream-Pipelines zwar nicht in Betrieb, Gas enthielten sie aber dennoch.
(Foto: AP)
Moskau will an den internationalen Ermittlungen zu den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines beteiligt werden und fordert eine "unparteiische" Untersuchung. Im UN-Sicherheitsrat gibt es dafür aber keine Mehrheit. Nur drei Länder stimmen dafür, die übrigen enthalten sich, auch weil sie hinter der Forderung politisches Kalkül vermuten.
Russland ist im UN-Sicherheitsrat mit einem Vorstoß für eine internationale Untersuchung zu den Explosionen an den Ostsee-Erdgaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 gescheitert. Bei einer Abstimmung im mächtigsten Gremium der Vereinten Nationen votierten nur drei der 15 Mitgliedstaaten - Russland, China und Brasilien - für eine entsprechende Resolution. Die anderen zwölf Staaten enthielten sich. Für eine Verabschiedung des Textes wäre eine Mehrheit von neun Stimmen nötig gewesen – ohne ein Veto von einem der fünf ständigen Sicherheitsratsmitglieder.
In dem Resolutionsentwurf hatte Russland die Vereinten Nationen aufgerufen, eine "umfassende, transparente und unparteiische Untersuchung" zu den Explosionen vom vergangenen September vorzunehmen. Zur Begründung erklärte Moskau, Russland sei von den von Deutschland, Dänemark und Schweden eingeleiteten Ermittlungen ausgeschlossen worden. Es gebe "große und wohlbegründete Zweifel" an der Objektivität der nationalen Ermittlungen, sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensia.
Andere Mitglieder des UN-Sicherheitsrates wiesen diese Darstellung aber zurück. Der stellvertretende US-Botschafter bei der UNO, Robert Wood, sagte, Russland habe lediglich das Ziel, die laufenden Ermittlungen zu den Detonationen zu diskreditieren. Andere Diplomaten warfen Russland vor, von seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine ablenken zu wollen.
Viele Möglichkeiten, keine Gewissheiten
Explosionen in den Wirtschaftszonen Schwedens und Dänemarks in der Ostsee hatten in der Nacht auf den 26. September 2022 mehrere Lecks in die Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 gerissen, die für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden waren. Nach Angaben Schwedens steckt Sabotage hinter dem Vorfall. Demnach wurden Sprengstoffreste nachgewiesen. Moskau macht die USA und Großbritannien für den Anschlag verantwortlich.
Anfang März berichteten mehrere Medien, die Spur führe womöglich in die Ukraine. Die "New York Times" berichtete, hinter den Detonationen könnte eine pro-ukrainische Gruppe stehen, dabei gibt es aber einige Unklarheiten. Die Ukraine weist jegliche Verstrickung in die Explosionen von sich. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hatte nach Informationen von RTL und ntv bereits im Januar erklärt, ein verdächtiges Schiff durchsucht zu haben. Es bestehe der Verdacht, dass das Schiff zum Transport der Sprengsätze verwendet worden sei, die an den Pipelines explodierten.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 28. März 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, ino/AFP