"Gefährlichster Ort der Welt" UNICEF: Tausende tote Kinder in Gaza
22.11.2023, 20:00 Uhr Artikel anhören
Im Gazastreifen leben eine Million Kinder. Laut UNICEF sind alle durch die Folgen des Krieges "von Ernährungsunsicherheit bedroht".
(Foto: REUTERS)
Krankheiten, drohende Mangelernährung, kein Wasser. Die Lebensbedingungen sind laut UNICEF im Gazastreifen katastrophal. Das UN-Kinderhilfswerk spricht von Tausenden getöteter Kinder im Gaza-Krieg. Um das Sterben zu beenden, fordert die UNICEF-Chefin Russell eine "humanitäre Waffenruhe".
Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF hat mit drastischen Worten auf die Lage von Kindern im Gazastreifen aufmerksam gemacht. Das Palästinensergebiet sei derzeit "der gefährlichste Ort der Welt für ein Kind", sagte UNICEF-Chefin Catherine Russell vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Berichten zufolge seien seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem Beginn der israelischen Gegenangriffe im Gazastreifen mehr als 5300 Kinder getötet worden.
Das seien 115 Kinder am Tag und rund 40 Prozent der Todesopfer insgesamt, sagte Russell nach einem Besuch im Süden des Gazastreifens: "Das ist beispiellos." Weitere 1200 Kinder würden vermisst. Einige von ihnen seien vermutlich unter Gebäudetrümmern verschüttet.
Die UNICEF-Chefin warnte vor der Gefahr von Krankheiten für Kinder und vor drohender Mangelernährung. "Die Kinder in Gaza befinden sich wegen der katastrophalen Lebensbedingungen in extremer Gefahr. Eine Million Kinder - alle Kinder des Territoriums - sind von Ernährungsunsicherheit bedroht."
Besonders der Wassermangel im Gazastreifen nehme dramatische Ausmaße an. Die Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten wachse täglich, sagte UNICEF-Sprecher James Elder. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte mit, es gebe bereits Tausende Fälle von Windpocken, Durchfall-, Atemwegs- und Hauterkrankungen. Im Norden des Gazastreifens halten sich nach jüngsten Schätzungen von UNICEF noch rund 700.000 Menschen auf.
Entführte Frauen und Kinder sollen freikommen
Russell begrüßte vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zwar die Vereinbarung über eine Freilassung von Geiseln und eine mehrtägige Feuerpause. Sie mahnte zugleich, "humanitäre Pausen" seien "ganz einfach nicht genug." Um das "Gemetzel" zu beenden, sei eine "humanitäre Waffenruhe" nötig.
Mehr als sechs Wochen nach dem Überfall der Hamas auf Israel sollen ab Donnerstag 50 der von der radikalislamischen Palästinenserorganisation in den Gazastreifen verschleppten Geiseln freigelassen werden. Dabei soll es sich laut der Vereinbarung zwischen der israelischen Regierung und der Hamas vor allem um Frauen und Kinder handeln. Die israelischen Behörden haben keine Namen von Geiseln genannt.
Am 7. Oktober waren hunderte Hamas-Kämpfer nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1200 Menschen getötet, rund 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion darauf begann Israel damit, Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus anzugreifen. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 14.000 Menschen im Gazastreifen getötet.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP