Politik

Uran-Munition in Deutschland US-Armee räumt Unfälle ein

Auf dem Truppenübungsplatz der US-Streitkräfte im oberpfälzischen Grafenwöhr ist es in der Vergangenheit zu Unfällen mit Uran-Munition gekommen. So seien 1987 irrtümlich derartige Geschosse verwendet worden, erklärte ein Sprecher der US-Armee gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Ein Jahr später sei ein mit uranhaltiger Munition beladener Panzer ausgebrannt.

Noch am Diestag hatte die US-Armee Meldungen zurückgewiesen, wonach sie Uran-Munition auf deutschen Übungsplätzen verschossen habe. Gleichzeitig wurde aber deren Lagerung in Deutschland eingeräumt. Das Bundesverteidigungsministerium kündigte daraufhin an, überprüfen zu wollen, welche Munition von Armeen befreundeter Staaten auf deutschen Übungsplätzen verwendet worden sind.

Das Verteidigungsministerium sei an der “schnellstmöglichen Aufklärung des Sachverhalts interessiert” und werde die Erkenntnisse sofort veröffentlichen, so Scharpings Pressestelle.

Die panzerbrechende uranhaltige Munition steht im Verdacht, Krebs auszulösen. Die Bundeswehr verfügt nach eigenen Angaben nicht über solche Munition.

Die Zeitung "Die Welt" berichtete unter Berufung auf die Bundeswehr, die Munition der in Deutschland stationierten US-Kampfpanzer "Abrams" sei mit Uran angereichert. Die Munition werde in Depots in Deutschland gelagert.

Bundeswehr-Offiziere wollten nicht ausschließen, dass diese Munition auch auf Übungsplätzen in Deutschland verschossen werde, hieß es. Auch die im Kosovo eingesetzten A-10-Flugzeuge der USA schössen mit scharfer Munition auf deutschen Übungsplätzen.

Expertenstreit über Gefährlichkeit der Munition

Jens-Peter Steffen, Sprecher der Internationalen Vereinigung "Ärzte für Verhütung eines Atomkriegs " (IPPNW), geht von langfristigen Belastungen vor allem für die einheimische Bevölkerung aus. Bei der Detonation der Waffen sei es wahrscheinlich zu einer Feinverteilung des radioaktiven Materials gekommen, sagte Steffen gegenüber n-tv.de. Welche Auswirkungen dies z.B. für die Belastung von Trinkwasser und Agrarprodukten habe, sei noch nicht abzusehen.

Dagegen schätzt das Münchner Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (GSF) die Leukämiegefahr durch Uran-Munition als gering ein. Im Rundfunk sagte der Direktor des GSF-Institutes für Strahlenschutz, Herwig Paretzke: "Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann ich ausschließen, dass die Uran-Geschosse irgendetwas mit den beobachteten Leukämieerkrankungen zu tun haben."

Herumliegende Urangeschosse strahlten nicht höher als etwa einen Meter, die lebenswichtigen Organe eines Menschen lager aber höher. Auch die Gefährdung durch aufgewirbelten Uranstaub hielt der Experte für gering, weil die aufgewirbelten Mengen für eine Gesundheitsgefährdung nicht groß genug seien. Paretzke hat für die Bundesregierung eine Gruppe von 118 Soldaten nach ihrem Kosovo-Einsatz untersucht.

Umfrage: Munition nicht mehr verwenden

90 Prozent der Deutschen fordern, dass die uranhaltige Munition von der NATO nicht mehr eingesetzt werden soll. Das ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Emnid im Auftrag von n-tv. Nur fünf Prozent aller Befragten sind dagegen, dass die Armeen künftig auf diese Munition verzichten. Die restlichen fünf Prozent der insgesamt 500 Befragten machten keine Angaben.

Quelle: ntv.de

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