US-Wahl

Hollywood mischt im Wahlkampf mit HBO zeigt Palin-Film

Zwei, die sich nur äußerlich ähneln: Die Konservative Sarah Palin und die Liberale Julianne Moore.

Zwei, die sich nur äußerlich ähneln: Die Konservative Sarah Palin und die Liberale Julianne Moore.

(Foto: picture alliance / dpa)

Obama kommt in Hollywood gut an, doch bisher hält sich die liberale Filmindustrie mit öffentlicher Unterstützung weitgehend zurück. Nun aber sorgt ein TV-Film für Wirbel, der Sarah Palins Aufstieg vor vier Jahren kritisch beleuchtet. Die Ex-Kandidatin und ihr Team sind empört und wittern Propaganda für Obama.

Eigentlich sieht sich Sarah Palin ganz gerne im Fernsehen, so lange sie kontrollieren kann, was gezeigt wird. So wie beim konservativen Haus- und Hofsender Fox News, wo die Ex-Vizepräsidentschaftskandidatin regelmäßig kommentieren darf. Der Bezahlsender HBO räumt für Palin demnächst sogar ganze zwei Stunden im Programm frei – nur dass ihr dieser Auftritt so gar nicht in den Kram passen dürfte.

"Game Change" heißt der Spielfilm, den HBO erstmals am 10. März zeigen wird, vier Tage nach dem "Super Tuesday". Erzählt wird die Geschichte von John McCains und Sarah Palins Wahlkampf gegen Barack Obama 2008.

Viel ist vom Filminhalt nicht bekannt, doch die Tea-Party-Ikone Palin steht dem Trailer nach zu urteilen im Mittelpunkt: wie sie als ambitionierte Polit-Amateurin und begabte Selbstdarstellerin die Kampagne des greisen Vietnam-Veteranen McCain beflügelt, dann aber mit Ego-Trips und inhaltlicher Ahnungslosigkeit an ihre Grenzen stößt. Ob ihr Regisseur Jay Roach und Drehbuchautor Danny Strong die Schuld an McCains Niederlage geben, verrät der Trailer nicht. Doch Amerikas Konservative sind schon jetzt schwer beleidigt.

Palins Team schäumt vor Wut

"Alles deutet darauf hin, dass es sich um einen politisch motivierten Angriff handelt", sagt Tim Ross auf Nachfrage von Fox News. Der ehemalige Anführer von Hollywoods Republikanern stört sich vor allem am Timing von HBO. „"Wer hat McCain und Palin 2008 geschlagen? Obama. Wer will wiedergewählt werden? Obama."

HBO weist die Anschuldigung zurück, man sei lediglich an der "interessanten und historischen Geschichte" interessiert. Auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung sei gänzlich unpolitisch. Man sei eben jetzt erst fertig geworden, und außerdem sei der März einfach ein "guter Monat" für HBO-Filme, so der Sender.

Palins Unterstützer sehen das freilich ganz anders. Der Film "beschmutzt den Ruf von Fiktion" meint Randy Scheunemann, der Palin 2008 als Berater für Außenpolitik zur Seite stand. "Er basiert auf absichtlich irreführenden Lügen und falschen Darstellungen." Die Ex-Gouverneurin sei "sehr interessiert" gewesen und habe "gut informierte Fragen" gestellt, so Scheunemann. Palins Pressesprecherin Meghan Stapleton geht sogar noch weiter.

Aufwendige Video-Antwort auf YouTube

Sarah Palin bei der Konservativen-Konferenz CPAC: An Relevanz verloren.

Sarah Palin bei der Konservativen-Konferenz CPAC: An Relevanz verloren.

(Foto: REUTERS)

Der Film sei "krank". Vor allem der Vorwurf, Palin sei unter dem Druck des Wahlkampfes beinahe zusammengebrochen, sei unwahr. "Jeder geringere Mann hätte sich längst erhängt". Dieses Mal seien "die Medien zu weit gegangen", so die PR-Expertin – ein Echo der Medienschelte, wie sie ihre frühere Klientin selbst regelmäßig betreibt.

Palins Polit-Organisation "SarahPAC" hat bereits ein eigenes Video als Reaktion in Umlauf gebracht. Darin wird der Film als Lügengeschichte von HBO (geschrieben "BHO", wie Barack Hussein Obama) dargestellt und Palin als effektive, hart arbeitende Kandidatin gefeiert. Der über zwei Minuten lange Alternativ-Trailer ist deutlich länger als der des Films und bietet einen Chor der Lobsänger zu Palins Performance auf (unter anderem Bill Clinton und John McCain). Auf der Webseite von SarahPAC wird mit dem Trailer auch um Spenden für Palin geworben, die allerdings offiziell für kein Amt kandidiert.

Obama-Fans Moore und Harris

Ist "Game Change" also ein cineastischer Tiefschlag der liberalen Hollywood-Elite? Ein Blick auf die Liste der Verantwortlichen zeigt auf jeden Fall eine gewisse Nähe zu den Demokraten. Verkörpert wird Palin von der mehrfach Oscar-nominierten Julianne Moore. Die hatte Palin einst als "nicht qualifiziert" bezeichnet, zollte ihr aber im gleichen Atemzug Respekt. "Hier ist eine tatsächlich arbeitende Mutter, die sich aus der Lokalpolitik hochgearbeitet hat", so Moore. "Irgendwie repräsentierte sich tatsächlich einen großen Teil der Öffentlichkeit, der sich zuvor unsichtbar gefühlt hatte."

Allerdings sei Moore auch "geschockt" gewesen, als sich Palin nach der Wahl 2008 von ihrem Posten in Alaska zurückzog, nach der Hälfte ihrer Amtszeit. "Ich glaube, das hat einfach dieses unglaubliche Desinteresse an der eigentlichen Regierungsarbeit gezeigt."

Keine Rolle für den Präsidenten

In den weiteren Hauptrollen: Ed Harris als knurriger Senator McCain und Woody Harrelson als sein Wahlkampfmanager Steve Schmid. Harris und Moore spendeten in der Vergangenheit mehrfach Geld für demokratische Kandidaten, darunter auch Obama. Gleiches gilt für Regisseur Jay Roach und Autor Daniel Strong, die außerdem bereits für "Recount" zusammengearbeitet haben, eine kritische Aufarbeitung der umstrittenen Wahl von 2000. Produziert wurde der Film unter anderem von Hollywood-Schwergewicht Tom Hanks, der 2008 offiziell Obama unterstützte, und dies auch 2012 tun wird.

Für "Game Change" haben sich Roach und Strong vom gleichnamigen Buch der Journalisten Mark Halperin und John Heileman inspirieren lassen. Das sorgte 2010 vor allem mit jeder Menge Polit-Klatsch für Aufregung – allerdings weniger über Palin und McCain als über Hillary Clinton und Obama. Die aber scheinen im Film nicht einmal als Nebenfiguren aufzutauchen.

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