Neue Spannungen auf der Krim Ukraine versetzt Truppen in Alarmbereitschaft
11.08.2016, 15:27 Uhr
Russland hatte die Krim 2014 annektiert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Um die Krim zu destabilisieren, plant die Ukraine Anschläge auf der Halbinsel, sagt Russland. Stimmt nicht, meint der ukrainische Präsident. Die Vorwürfe seien nur ein Vorwand. Jetzt verstärken beiden Seiten ihre Truppen an der Grenze.
Die Ukraine hat ihre Truppen in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Betroffen seien Einheiten im Osten des Landes sowie in der Krim-Region, erklärte Präsident Petro Poroschenko. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabes werden zusätzlich Militärmanöver im Süden des Landes durchgeführt. Diese seien aber bereits geplant gewesen.
Hintergrund der neuen Spannungen sind Vorwürfe der russischen Regierung. Nach Aussage von Präsident Wladimir Putin hätten russischen Truppen Anfang der Woche Anschläge des ukrainischen Militärs auf der Krim vereitelt. Der russische Inlandsdienst FSB erklärte, einer seiner Agenten sowie ein russischer Soldat seien bei Zusammenstößen mit "sabotierenden terroristischen Gruppen" auf der Krim getötet worden.
Infolge dieser Vorwürfe ordnete Putin zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen auf der Krim an. Sie sollten "zu Lande, im Wasser und in der Luft" umgesetzt werden, hieß es in einer Erklärung des Kreml, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Ziel sei es, "die Sicherheit der Bürger und der wichtigen Infrastruktur" auf der Krim zu garantieren. Nach Angaben von ukrainischen Grenztruppen soll Russland seine Truppenstärke an der Grenze in den vergangenen Tagen aufgestockt und moderne Ausrüstung herangeschafft haben.
Bericht: Sprengsätze in Ferienanlagen
Die russische Zeitung "Kommersant" hatte zuvor berichtet, eine Gruppe Männer habe Sprengsätze in Ferienanlagen zünden und Panik verbreiten wollen, um dem Tourismus auf der Krim zu schaden. Mehrere Festgenommene hätten das zugegeben. Zwei Saboteure seien getötet und fünf festgenommen worden. Die meisten seien Bewohner der Krim, einige hätten russische Pässe.
Kiew wies die Vorwürfe zurück. Präsident Poroschenko sprach von Fantasien, die nur ein weiterer Vorwand für die nächsten militärischen Drohungen gegen die Ukraine seien.
Auch die EU sieht die Terrorvorwürfe skeptisch. "Es ist wichtig festzuhalten, dass es für die Behauptungen bislang keine unabhängige Bestätigung gibt", teilte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini mit. Sie wies darauf hin, dass die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) von Russland keinen Zugang zur Krim erhalte.
Moskau hatte die Krim im Frühjahr 2014 nach einem umstrittenen Referendum annektiert. Dies und Kämpfe im abtrünnigen Osten der Ukraine führten zu internationalen Sanktionen gegen Russland. Seit der Annexion blieb es auf der Krim weitgehend friedlich, im Osten der Ukraine kämpfen allerdings weiterhin ukrainische Truppen gegen prorussische Rebellen. In dem Konflikt wurden bereits etwa 9500 Menschen getötet. Das Minsker Friedensabkommen vom Februar 2015 wird bis heute nicht umgesetzt.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/rts/dpa