Politik

"Entschlossen und furchtlos" Ukrainer warnen vor Unterschätzung nordkoreanischer Truppen

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Nordkoreanische Soldaten während einer Militärparade in Pjöngjang.

Nordkoreanische Soldaten während einer Militärparade in Pjöngjang.

(Foto: picture alliance/dpa)

Im russischen Grenzgebiet zur Ukraine kämpfen Tausende nordkoreanische Soldaten im Dienste Putins. Deren Blutzoll soll sehr hoch sein. Der südkoreanische Geheimdienst nennt die Einheiten aus Pjöngjang unerfahrenes "Kanonenfutter". Die Kämpfer Kiews an der Front zeichnen jedoch ein anderes Bild.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un unterstützt Kreml-Chef Wladimir Putin nach Angaben aus der Ukraine, Südkorea und den USA mit mehr als 10.000 nordkoreanische Soldaten. Südkoreas Nachrichtendienst NIS bilanziert 3000 Verluste bei den nordkoreanischen Streitkräften auf russischer Seite: 300 Getötete und 2700 Verwundete. Experten schätzen die Zahlen als realistisch ein. Die hohen Verluste nordkoreanischer Truppen führt der NIS zurück auf deren "mangelndes Verständnis der modernen Kriegsführung." Demnach sollen Kims Kämpfer für ihren Kriegseinsatz keine praktische Erfahrung mitbringen. Sie seien als "Kanonenfutter" an die Front geschickt worden, heißt es aus Seoul und Washington.

Ein ukrainischer Soldat beschreibt die in der russischen Grenzregion kämpfenden Truppen Nordkoreas hingegen als "extrem widerstandsfähig, extrem gut ausgebildet und moralisch stabil." Das berichtet die "Kyiv Post" unter Berufung auf einen Post auf Facebook eines ukrainischen Soldaten mit dem Namen Jurij Bondar, der in der 80. separaten ukrainischen Luftlandebrigade im russischen Kursk gegen die Nordkoreaner gekämpft habe.

Der Kenntnisstand in Bezug auf Handfeuerwaffen sei bei den nordkoranischen Soldaten extrem hoch. Sie seien einem zehnjährigen Militärdienst unterzogen worden, erklärt er. Diese Ausbildung zeige ihre Wirkung, denn die Zahl der Drohnen, die sie nur mit Handfeuerwaffen abschießen würden, sei "wirklich überraschend", so Bondar.

Wagner-Soldaten von 2022 nur Kinder im Vergleich zu Nordkoreanern

Die Truppen Nordkoreas führten dynamische Angriffe durch, die die ukrainischen Verteidiger oft unvorbereitet treffen. Selbst in Unterzahl nähmen sie Stellungen der ukrainischen Streitkräfte ein. Die Kämpfer aus Pjöngjang sollten daher nicht unterschätzt werden, sagt der Soldat weiter. Ein ukrainischer Kommandeur habe zu ihm gesagt: "Im Vergleich zu den nordkoreanischen Soldaten sind die Wagner-Soldaten von 2022 nur Kinder."

Die Wagner-Privatarmee des russischen Söldnerführers Jewgeni Prigoschin rekrutierte Tausende Kämpfer aus Straflagern. Durch ihren Kriegseinsatz in der Ukraine wurde ihnen ihre Strafe erlassen. Doch viele überlebten die Kämpfe nicht. Sie wurden in einer sogenannten "Fleischwolf"-Taktik verheizt.

Die Bezeichnung "Fleischwolf"-Taktik verbreitete sich während der Schlacht um Bachmut 2023. Dabei wurden die rekrutierten Wagner-Sträflinge in Wellen Richtung der ukrainischen Stellungen geschickt. Ähnliches berichtet nun auch Kiew über den Einsatz Moskaus der nordkoreanischen Truppen in Kursk.

Nordkoreaner versuchen "alles in der Luft zu zerstören"

Die Angaben Bondars werden durch Kommentare bestätigt, die der "New York Times"von "anonymisierten" ukrainischen Soldaten gegeben wurden. Demnach sind die Kämpfe in der Region Kursk seit der Ankunft der Nordkoreaner "weitaus heftiger als zuvor". Ein Leutnant mit dem Namen "Alex" berichtet, die Koreaner seien ziemlich geschickt im Schießen und offensichtlich hauptsächlich für den Abschuss von Drohnen ausgebildet worden. Sie versuchten "alles in der Luft zu zerstören", sagt er. Ein Zugführer namens "Oleksii" sagte der Zeitung: "Die Situation hat sich erheblich verschlechtert, als die Nordkoreaner ankamen. Sie bedrängen unsere Fronten en masse, finden Schwachstellen und durchbrechen sie."

"Oleksii" erklärte zudem, die nordkoreanischen Soldaten würden sich nur selten ergeben. Bei Verwundung würden ihre Kameraden einfach über sie hinwegtreten und sie liegen lassen. Wenn sich dann ukrainische Truppen näherten, sprengten sich die verletzten Nordkoreaner selbst in die Luft. "Die Toten werden mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und ihre Gesichter verbrannt, um ihre Identität zu verschleiern", erklärt er die Taktik der Nordkoreaner.

Bislang konnten die ukrainischen Behörden nach eigenen Angaben nur drei Nordkoreaner seit ihrer Ankunft in der Region Kursk festnehmen. Einer sei kurz nach seiner Festnahme seinen Verletzungen erlegen. Die beiden anderen wurden zum Verhör nach Kiew gebracht.

Quelle: ntv.de, gut

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen