"Personenschutz hat versagt" Villavicencios Familie verklagt Regierung in Ecuador
19.08.2023, 05:06 Uhr Artikel anhören
Die Regierung hätte für die Sicherheit des Kandidaten sorgen müssen, sagt Marco Yaulema, der Anwalt der Familie.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Obwohl Villavicencio vor seiner Ermordung bedroht wurde, seien die Sicherheitsvorkehrungen nicht verschärft worden, sagt die Familie des getöteten Präsidentschaftskandidaten Villavicencio. Die Angehörigen sehen darin eine Mitschuld der Regierung - und ziehen vor Gericht.
Zwei Tage vor der vorgezogenen Präsidentschaftswahl in Ecuador hat die Familie des vergangene Woche ermordeten Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio die Regierung wegen Mordes durch Unterlassen verklagt. Die Regierung habe den 59-jährigen Zentrist nicht ausreichend geschützt, erklärte der Anwalt der Familie, Marco Yaulema, vor Journalisten.
Der unter Polizeischutz stehende Villavicencio war mehrfach bedroht worden, daraufhin hätten die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden müssen, sagte Yaulema. Villavicencio "wurde von Banden bedroht und jeder wusste es", betonte er. Der Personenschutz durch die Polizei habe versagt. Eine Filmaufnahme des Angriffs zeige Villavicencio dabei, wie er in ein nicht gepanzertes Auto einsteigt, erklärte der Anwalt. Ein Mann, der auf der anderen Seite des Fahrzeugs steht, schießt ihm dabei zweimal ins Gesicht und einmal in den Schädel.
Yaulema, der in Begleitung des Onkels und der ältesten Tochter des Opfers war, machte Ecuadors Präsident Guillermo Lasso, Innenminister Juan Zapata, Polizeichef Fausto Salinas und Geheimdienstchef Manuel Samaniego für den unzureichenden Schutz verantwortlich. Die Regierung wies die Anschuldigungen zurück und forderte, den Fall nicht zu "politisieren", damit die Ermittlungen fortgesetzt werden können.
Hintermänner des Mordes in Mafia vermutet
Villavicencio, dem gute Chancen bei der Wahl eingeräumt wurden, war am 9. August nach einer Wahlkampfveranstaltung in der Hauptstadt Quito erschossen worden. Sechs Kolumbianer mit krimineller Vergangenheit wurden festgenommen, ein weiterer kam beim Schusswechsel mit Villavicencios Leibwächtern ums Leben. Die Drahtzieher des Mordes an Villavicencio werden in den Reihen der Mafia vermutet.
Der frühere Journalist hatte sich dem Kampf gegen Korruption verschrieben und in einem Korruptionsfall recherchiert, in den Ex-Präsident Rafael Correa verwickelt war. In Umfragen lag er vor dem tödlichen Attentat auf Platz Zwei hinter der Kandidatin von Correas Bürgerrevolution, Luisa González.
Am Sonntag findet in Ecuador die erste Runde der vorgezogenen Präsidentschaftswahl statt. Als Ersatz für Villavicencio tritt der Journalist Christian Zurita an. Insgesamt sind acht Kandidaten im Rennen, eine mögliche Stichwahl ist für den 15. Oktober geplant. Der neue Präsident wird das Amt am 26. Oktober übernehmen und es nur anderthalb Jahre ausüben.
Quelle: ntv.de, spl/AFP