Völkermord an Herero und Nama Namibia fordert von Deutschland Ergänzung des Abkommens
28.10.2022, 11:59 Uhr
Ein Denkmal erinnert im Zentrum der namibischen Hauptstadt Windhuk an den von deutschen Kolonialtruppen begangenen Völkermord an den Herero und Nama zwischen 1904 und 1908.
(Foto: picture alliance/dpa)
Mit Namibia hat Deutschland ein Abkommen über die Wiedergutmachung der Kolonialverbrechen geschlossen. Das afrikanische Land will dieses nun aber ergänzen. Die gemeinsame Erklärung würde den Völkermord zwar historisch anerkennen, nicht aber im völkerrechtlichen Sinne, heißt es.
Die namibische Regierung hat Deutschland aufgefordert, ein 2021 ausgehandeltes Versöhnungsabkommen zu deutschen Gräueltaten in der Kolonialzeit neu zu verhandeln. Die Forderung sei bereits im Juli erhoben worden, teilte Vizepräsident Nangolo Mbumba mit. Zum Inhalt der verlangten Neuverhandlungen wurde zunächst nichts bekannt.
"Technische Komitees" aus Namibia und Deutschland hätten sich mit der Frage befasst und vorgeschlagen, dass der gemeinsamen Erklärung eine Ergänzung hinzugefügt werden solle. Diese sei der deutschen Regierung übermittelt worden, sagte Mbumba in Windhuk. Namibia warte nun auf eine Antwort der deutschen Seite. Das heutige Namibia war von 1884 bis 1915 deutsche Kolonie. Zwischen 1904 und 1908 wurden unter der deutschen Kolonialherrschaft Zehntausende Angehörige der Herero und Nama von Truppen des deutschen Kaiserreichs getötet.
Im Mai vergangenen Jahres hatten Deutschland und Namibia die Einigung auf ein Versöhnungsabkommen bekannt gegeben. Es sieht als Wiedergutmachung für die deutschen Kolonialverbrechen im heutigen Namibia Entwicklungs- und Wiederaufbauhilfen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro über 30 Jahre vor. In dem Abkommen werden die deutschen Verbrechen an den Volksgruppen der Herero und Nama im historischen, nicht aber im völkerrechtlichen Sinne als "Völkermord" anerkannt.
Damit können aus der Vereinbarung keine rechtlichen Ansprüche auf Reparationen oder Entschädigungen abgeleitet werden. Die Vereinbarung wurde unter anderem von der Opposition in Namibia und Vertretern der Herero und Nama heftig kritisiert. Sie beklagten eine fehlende Beteiligung von Opfervertretern an den Verhandlungen mit Deutschland und bestanden auf einer offiziellen Anerkennung des Völkermords auch im völkerrechtlichen Sinne.
Quelle: ntv.de, lar/AFP