Politik

"Fantastisch" und "verrückt" Was Trump von Merkel hält

Ganz unterschiedliche Politikertypen: US-Präsident Trump und Kanzlerin Merkel.

Ganz unterschiedliche Politikertypen: US-Präsident Trump und Kanzlerin Merkel.

(Foto: picture alliance / Coronado/Jens)

Mit persönlichen Äußerungen über andere Staatschefs hält sich die Kanzlerin zurück, US-Präsident Trump nicht. Schon vor seiner Amtszeit hat er offen über sie geredet - widersprüchlich, aber nicht ohne Bewunderung.

Ein Termin für ein Treffen zwischen Donald Trump und Angela Merkel stand noch gar nicht fest, da hatte der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler schon einen Ratschlag, wie die Kanzlerin mit dem neuen US-Präsidenten umgehen soll. "Dann muss die dem eine kleben. Und zwar so, dass er es spürt. Man darf sich nichts gefallen lassen", sagte Geißler vor einigen Wochen der "Neuen Westfälischen". Es ist jedoch wenig wahrscheinlich, dass Merkel bei dem Treffen mit Trump übergriffig werden könnte.

Das auf Freitag verschobene Gespräch der beiden in Washington soll vor allem dem Kennenlernen dienen. "Miteinander reden statt übereinander reden", so beschrieb die Kanzlerin ihr Motto für den wichtigen Besuch. Übereinander reden - bisher gilt das besonders für Trump. Der neue US-Präsident hat in den zurückliegenden Monaten und Jahren schon häufig kundgetan, was er von Merkel hält. Eine Übersicht.

Am 3. Oktober 2013 twitterte Trump: "Angela Merkel macht einen fantastischen Job als Bundeskanzlerin. Die Jugendarbeitslosigkeit ist auf einem Rekordtief und sie hat einen Haushaltsüberschuss." Eine Äußerung, in der Bewunderung mitschwingt. Trump ist zu diesem Zeitpunkt noch kein Politiker, sondern Unternehmer. Auch in den USA rechnete kaum jemand damit, dass sich das so bald ändern könnte. Positiv, fast sogar euphorisch spricht Trump auch fast zwei Jahre später noch über die Kanzlerin. Merkel sei die "wahrscheinlich größte Führerin der Welt", sie sei einfach "fantastisch", sagt er am 18. August 2015 im "Time"-Magazin.

"Meine deutschen Freunde wissen nicht mehr, wo sie sind"

Einige Wochen später ist davon nicht mehr allzu viel übrig. Im Interview mit dem US-Sender CBS äußert sich Trump am 12. Oktober 2015 wenig wohlwollend. Die Flüchtlingspolitik Merkels sei "verrückt". Die Aufnahme Hunderttausender Menschen aus anderen Ländern werde zu Aufständen führen, prognostiziert der Milliardär. "Ich habe immer gedacht, dass Merkel diese große Führungsperson ist." Im Dezember 2015 kürt "Time" wie jedes Jahr die Person des Jahres. Die Wahl fällt auf die deutsche Kanzlerin. Trump, inzwischen Präsidentschaftsbewerber der Republikaner, hat dafür wenig Verständnis. "Sie haben die Person gewählt, die Deutschland ruiniert", kommentiert er die Auszeichnung abfällig und vielleicht auch etwas neidisch.

Während die Bundesregierung mit der Herausforderung kämpft, den Flüchtlingszustrom zu kontrollieren, sieht sich Trump in seiner Skepsis bestärkt. Nach den zahlreichen Übergriffen auf Frauen in der Kölner Silvesternacht twittert er: "Deutschland erlebt massive Angriffe auf seine Bevölkerung durch Migranten, die das Land betreten haben. Silvester war eine Katastrophe. Nachdenken!"

Einige Wochen später, Anfang Februar 2016, feiert Trump seine ersten Erfolge bei den US-Vorwahlen. Wieder kritisiert er die Kanzlerin öffentlich. Die Flüchtlingspolitik Merkel sei "ein schrecklicher Fehler". Was aktuell in Europa passiere, könne zum Zusammenbruch führen, warnt Trump am 10. Februar im französischen Magazin "Valeurs actuelles". In Anspielung auf die Herkunft der Terroristen der Pariser Anschläge sagt er: "Schauen Sie, was in Brüssel passiert." Die Stadt gleiche einer Festung und sei zu einer "Brühe der Terrorkultur" geworden. Ändere sich die Situation nicht, stehe Europa vor einer Revolution. "Meine deutschen Freunde wissen nicht mehr, wo sie sind", so Trump. Über die Flüchtlinge sagt er: "Diese Menschen, die millionenfach ankommen, haben eine andere Kultur, eine andere Mentalität, andere Sitten und Gebräuche." Die meisten von ihnen wollten sich nicht anpassen.

"Ich war schon immer Pro Merkel"

Im Mai hat Trump die erste Hürde geschafft, er hat die nötige Anzahl Delegiertenstimmen gewonnen. Auf ihrem Parteitag in Cleveland nominieren ihn die Republikaner - wenn auch etwas widerwillig - zu ihrem Präsidentschaftskandidaten. Seine Gegnerin heißt Hillary Clinton. Die heiße Phase des Wahlkampfes beginnt und Trump knöpft sich die frühere Außenministerin vor. Er vergleicht sie mit der Kanzlerin. In einer außenpolitischen Rede in Youngstown im Bundesstaat Ohio sagt Trump am 15. August 2016: "Hillary Clinton will Amerikas Angela Merkel werden und ihr wisst, was für eine Katastrophe diese massive Einwanderung für Deutschland und die Menschen Deutschlands ist. Die Kriminalität ist auf ein Niveau gestiegen, das niemand erwartet hätte."

Wieder bestätigt sich: Die deutsche Flüchtlingspolitik hat Trumps Sicht auf die deutsche Regierungschefin grundlegend gedreht. Seine Enttäuschung darüber bringt er auch am 29. September 2016, wenige Wochen vor der US-Wahl, in einem Interview mit dem Sender New England Cable News zum Ausdruck. Dennoch bekennt Trump etwas überraschend noch immer: "Ich war schon immer Pro Merkel." Sie sei "wirklich eine große Staatsfrau".

Am 8. November setzt sich Trump bei den Präsidentschaftswahlen gegen Clinton durch. Ein Wahlsieg, mit dem auch in Europa und Deutschland nur wenige gerechnet haben. Noch vor seiner Vereidigung äußert sich der designierte US-Präsident erneut über die Kanzlerin. "Ich hatte großen Respekt für sie. Ich hatte das Gefühl, sie ist großartig, eine großartige Anführerin. Aber ich finde, sie hat einen äußerst katastrophalen Fehler gemacht, und zwar, all diese Illegalen ins Land zu lassen", sagt er am 16. Januar 2017 im Interview mit der "Bild"-Zeitung und der britischen "Times".

Auf die Frage, ob er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin oder der Kanzlerin mehr vertraue, will sich Trump nicht festlegen. "Zunächst einmal vertraue ich beiden - doch schauen wir mal, wie lange das anhält. Vielleicht hält es überhaupt nicht lange." Einige Tage später wird Trump vereidigt, in den Wochen danach gibt es mehrere Telefonate zwischen Merkel und ihm. In dieser Woche treffen sich beide. Zum ersten Mal können sie dann auch miteinander reden - und nicht nur übereinander.

Quelle: ntv.de

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