Politik

Umfrage in Berlin Was die Wähler von Merkel und Schulz halten

Die meisten der Befragten finden sowohl Angela Merkel als auch Martin Schulz sympathisch.

Die meisten der Befragten finden sowohl Angela Merkel als auch Martin Schulz sympathisch.

(Foto: dpa)

In der Frage nach der Kanzlerpräferenz liegt Angela Merkel deutlich vor Martin Schulz. Aber ist der SPD-Kanzlerkandidat wirklich so unbeliebt? Und was mögen die Deutschen an der Kanzlerin? n-tv.de hat sich auf der Straße umgehört.

Es ist zehn Uhr morgens auf dem Alexanderplatz in Berlin - ein warmer, etwas trüber Sommertag. Hier tummeln sich Menschen jeder Altersklasse: Berufstätige, Studenten und Touristen. Einige eilen über den Platz, um die nächste S-Bahn zu erwischen. Andere schlendern ganz entspannt und stöbern an den Ständen, die Souvenirs und Essen verkaufen.

Eine von ihnen ist Kirsten. Sie ist mit ihrem Mann und ihren Kindern für einige Tage in Berlin. Die Familie wohnt eigentlich in Erftstadt in Nordrhein-Westfalen und will am nächsten Tag zu einer Fahrradtour nach Kopenhagen aufbrechen. Kirsten findet Angela Merkel wirklich super: "Ich mag ihre bodenständige Art, ich find's toll, dass sie eine Frau ist und ich finde es auch bewundernswert, dass sie sich schon so lange in der Position hält. Ich glaube, das ist nicht einfach."

Allerdings heißt Kirsten nicht alle Entscheidungen der Kanzlerin gut. Manchmal würde sie sich eine deutlichere Haltung wünschen, wie aktuell beim Dieselskandal. Auch Martin Schulz findet sie gut. Sie traut ihm aber nicht zu, dass er alles schafft, was er sich vornimmt: "Ich weiß auch nicht genau, was er anders machen sollte, aber ich werde ihn wohl nicht wählen."

"Besonders sympathisch finde ich ihn nicht"

Ganz ähnlich sieht das auch Christoph, ein Lehrer aus Berlin. Christoph hält Merkel für eine gute Regierungschefin: "Sie regiert das Land sachlich und kompetent. Wirklich schlecht finde ich gar nichts an ihr." Auch er fügt jedoch hinzu: "Manchmal könnte sie etwas weniger diplomatisch sein und ihre Meinung deutlicher äußern." Wie Kirsten, die Radfahrerin aus NRW, hat Christoph an Schulz nicht wirklich etwas auszusetzen: "Ich denke, er setzt sich für die richtigen Themen ein, aber besonders sympathisch finde ich ihn nicht."

"Erstmal sind doch unsere Kinder wichtig"

Laura: "Sie geht immer ganz entspannt an die Dinge ran – ein bisschen wie meine Oma."

Laura: "Sie geht immer ganz entspannt an die Dinge ran – ein bisschen wie meine Oma."

(Foto: picture alliance / Gregor Fische)

Heidi ist eine echte Berlinerin. Die 72-Jährige ist von Schulz begeistert, vor allem von seiner Redekunst: "Herr Schulz kann reden, aber ich frage mich, ob er es dann wirklich hinterher alles besser machen wird." Kritik an der Kanzlerin hört man von ihr nicht. Heidi findet es "unfair, dass alle sagen, 'die Merkel macht nur Scheiß'", und ist selbst der Meinung, dass alles ganz ordentlich läuft - wenn auch nicht immer: "Es kann nicht sein, dass es heißt, die Migranten brauchen eine bessere Ausbildung. Erstmal sind doch unsere Kinder, meine Kinder, meine Enkelkinder wichtig. Ich habe nichts gegen Ausländer, aber das geht nicht."

"Ich habe mich von ihm blenden lassen"

Helmut bummelt mit seiner Frau Hand in Hand durch die Stadt. Der Rentner findet, dass Merkel zu spät Haltung zeigt: "Diese vielen Jahre Merkel zeigen eine eindeutige Tendenz, dass sie immer nur auf Dinge reagiert, aber fast nie im Vorwärtsgehen Dinge löst. Das zeigt auch jetzt wieder diese Dieselgeschichte, das ist genau wie beim Atomausstieg." Martin Schulz findet er zwar sehr sympathisch, ist aber auch enttäuscht: "Ich habe mich wirklich von ihm blenden lassen. Ich hab' gedacht, der Schulz könnte einer sein, der wirklich die bürgerliche Mitte und die arbeitende Bevölkerung im Blick hat. Aber ich hab leider gemerkt, dass das nicht so ist."

"Ihre stoische Ruhe"

Auch ein weiterer Christoph sieht Schulz kritisch. Er kommt aus München und macht gerade ein Praktikum in Berlin. Der SPD-Kandidat stellt seiner Meinung nach die richtigen Fragen, gibt aber die falschen Antworten. Manche seiner Ansätze bezeichnet Christoph als "politischen Selbstmord". An Merkel findet er gar nichts gut. Ganz besonders stört ihn "ihre stoische Ruhe, mit der sie alles abwinkt, und ihr wirtschaftsliberaler Kurs, bei dem jedes deutsche Unternehmen Verbrechen begehen kann, wie es möchte".

"Die Lautstärke stört mich"

Die 19-jährige Laura vergleicht Merkel mit ihrer Großmutter: "Sie geht immer ganz entspannt an die Dinge ran - ein bisschen wie meine Oma. Aber manchmal wirkt sie dadurch auch ein bisschen langweilig." Wenn es nach ihr ginge, würde Merkel trotzdem weiterhin Kanzlerin bleiben. An Schulz lobt die Studentin aus Köln, wie so viele andere auch, vor allem sein Redetalent. Dennoch sagt sie: "Für meinen Geschmack poltert er manchmal ein bisschen zu sehr. Die Lautstärke stört mich. Manche Dinge kann man auch ganz ruhig rüberbringen."

"Mir gefällt der Bursche"

Wolfgang hat an Schulz dagegen nichts auszusetzen: "Mir gefällt der Bursche, denn er ist jemand, der klare Kante zeigt. Er ist ein sehr belesener, intelligenter Mensch, der viele Sprachen spricht." Wolfgang kommt aus Leipzig und besucht seine Kinder in Berlin. Er bewundert an Merkel ihren Durchblick und dass sie auf der ganzen Welt respektiert wird. Ihre viel kritisierte Abwartetaktik stört ihn allerdings auch.

Nur einer der von uns Befragten kann mit beiden Kandidaten überhaupt nichts anfangen. Jörg aus Berlin empfindet Angela Merkel als "nichtssagend" und Martin Schulz als "Schwätzer".

Zumindest in unserer Umfrage ist Jörg mit dieser Meinung allein. Denn obwohl die Befragung nicht repräsentativ ist, bestätigt sie das Bild, das andere Umfragen zeichnen. Insgesamt scheinen die meisten Deutschen recht zufrieden zu sein mit der Arbeit der Kanzlerin. Und auch, wenn viele Bürger Schulz offensichtlich ebenfalls gut finden, sieht die Mehrheit offenbar keinen Grund, ihn zu wählen.

Quelle: ntv.de

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