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Berlins Grüne kritisieren weiter Wegners Beziehung führt zu neuen Regeln im Senat

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Kai Wegner und Katharina Günther-Wünsch sind seit mehreren Monaten ein Paar.

Kai Wegner und Katharina Günther-Wünsch sind seit mehreren Monaten ein Paar.

(Foto: picture alliance/dpa)

Berlins Regierender Bürgermeister Wegner macht seine Beziehung zu Bildungssenatorin Günther-Wünsch öffentlich. Ob die beiden Privates und Berufliches trennen können? Der Senat führt neue Regeln zur Vermeidung von Interessenkonflikten ein. Ob das reicht? Daran gibt es Zweifel.

Nach dem Wirbel um seine Beziehung mit Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch zieht Berlins Regierender Bürgermeister erste Konsequenzen: Bei Streit zwischen zwei Senatsverwaltungen will sich Wegner künftig raushalten, wenn das Bildungsressort beteiligt ist. Dann sollen sein Stellvertreter oder seine Stellvertreterin vermitteln. Die neuen Regeln zur Vermeidung von Interessenkonflikten sollen ab sofort gelten, wie Senatssprecherin Christine Richter mitteilte. Wegner habe sie selbst vorgeschlagen, der Senat habe sie angenommen.

Beide Politiker wollten ihre Ämter wie bisher weiter führen - unter strikter Trennung von Privatem und Dienstlichem, wie Richter sagte. Ob Kritikern der vergangene Woche bestätigten Liaison die Regeländerung ausreicht, ist offen - die Debatte dürfte noch nicht ganz abgeschlossen sein.

"Bislang überträgt die Geschäftsordnung des Senats dem Regierenden Bürgermeister eine vermittelnde Rolle bei Konflikten zwischen zwei Fachverwaltungen", erklärte die Senatssprecherin. Bei Konflikten zwischen der Bildungsverwaltung und einer anderen Fachverwaltung werde diese Rolle nun CDU-Finanzsenator Stefan Evers übertragen. Im Fall eines Konflikts zwischen Bildungsverwaltung und Finanzverwaltung übernehme Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey von der SPD diese Rolle. Beide sind Wegners Stellvertreter. Die neue Regelung gelte ab sofort. Es werde aber noch geprüft, inwieweit die Geschäftsordnung des Senats dafür entsprechend geändert werden müsse, sagte Richter.

Den Wunsch nach neuer Regel "gab es insgesamt"

Wegner und Günther-Wünsch hatten am Freitag über ihren Anwalt mitteilen lassen, sie hätten sich im Herbst 2023 entschieden, eine Beziehung einzugehen. Richter sagte, über die Beziehung der beiden sei am heutigen Dienstag erstmals im Senat gesprochen worden. Es sei nicht geplant, dass beide sich über ihr Privatleben gemeinsam öffentlich äußerten.

Bei der Bestätigung ihrer Partnerschaft hätten beide erklären lassen, in ihrer Amtsführung Berufliches und Privates und Dienstliches strikt zu trennen. "Aus meiner Erfahrung haben sie das in den vergangenen Monaten und Wochen unter Beweis gestellt, dass dies gelingen kann", sagte Richter.

"Nichtsdestotrotz gab es den verständlichen Wunsch des Koalitionspartners, innerhalb der Koalition für Regelungen zu sorgen, dass man dieser besonderen Konstellation im Senat Rechnung trägt." Der Wunsch nach einer solchen Regelung sei aber nicht nur von SPD-Senatsmitgliedern gekommen. "Den Wunsch gab es insgesamt."

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Giffey, die auch SPD-Landesvorsitzende ist, hatte am Montag verlangt, Wegner solle im Senat einen Vorschlag unterbreiten, wie sich private und berufliche Interessen strikt trennen lassen könnten. Die Forderung nach entsprechenden Regeln kam zuvor bereits von Grünen und Linken, die vor möglichen Interessenkonflikten gewarnt hatten.

Kritik ebbt nicht ab

Die Berliner Grünen-Fraktionsvorsitzenden Bettina Jarasch und Werner Graf kritisierten Wegner am heutigen Dienstag erneut: "Immer nur das Nötigste zu machen, wozu man öffentlich gedrängt wird, wird einer verantwortlichen Regierungsarbeit nicht gerecht." Seine Erklärung sei allenfalls ein erster Schritt und bisher nicht mehr als eine mündliche Vereinbarung, die verbindlich Eingang in die Geschäftsordnung finden müsse. "Zudem fordern wir Transparenz darüber, wenn es zu solchen Interessenkonflikten im Senat kommt."

Der Regierende Bürgermeister legalisiere für sich ein Verhalten, das in den landeseigenen Unternehmen nicht erlaubt sei, erklärten sie weiter. Auch Landesbeamte dürften sich so nicht verhalten. Er sei als Stadtoberhaupt kein Vorbild für seine Bediensteten. "Ob so ein Teilzeitbürgermeister mit beschränkter Entscheidungsgewalt der Rolle eines Regierenden gerecht wird, steht infrage."

Quelle: ntv.de, Andreas Heimann und Verena Schmitt-Roschmann, dpa

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