Wahrsagerin kennt politische Zukunft "Westerwelle muss abtreten"
29.12.2010, 12:58 Uhr
Mona Stein blickt mit Karten in die Zukunft.
(Foto: picture alliance / dpa)
Was bringt 2011? Mona Stein, schon zu DDR-Zeiten Wahrsagerin, weiß es ganz genau und würde der zögerliche Kanzlerin gerne ein paar Tipps geben. Ein Besuch bei der "Hexe vom Prenzlauer Berg".
Sie hilft bei Flüchen, Geldsorgen und Liebeskummer. Vormittags vergibt sie keinen Termin, weil sie auch nachts arbeitet. Da ist sie mit Ritualen gegen Hexerei beschäftigt, Details sind Berufsgeheimnis. Mona Stein ist eine der bekanntesten Wahrsagerinnen Berlins, sie gilt als einzige ihrer Zunft, die in der DDR offiziell auftreten durfte. "Es gibt so viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die man nicht anfassen kann", sagt sie, nachdem sie eine Stunde lang ihre Lebensgeschichte erzählt hat.
Mit kajalumflorten Augen, schwarzer Mähne, wallendem Gewand und wogendem Busen sieht sie aus wie einem Woody-Allen-Film entsprungen. Den Besuch empfängt sie barfuß im Flur ihrer Erdgeschosswohnung an der Gethsemanekirche, umgeben von Kerzen und Püppchen. An den Wänden hängen Zeitungsausschnitte, Diplome und eine Fototapete mit einer Südseepalme.
Von der DDR geprüft – und anerkannt
Mona Stein plaudert gern. Nach dem Mauerfall war "die Hexe vom Prenzlauer Berg" oft in den Medien. Eine schillernde Frau, deren Künste sogar die Stasi überzeugt haben sollen. "Ich wurde laufend geprüft." Ihre Kunden an die Geheimpolizei verraten, habe sie aber nicht gewollt.
Heute kommen zu ihr "alle Generationen und alle Schichten", vom Professor bis zum Hartz-IV-Empfänger, sagt Mona Stein, die ihr Alter nicht preisgibt. Die Bezahlung ist Verhandlungssache. Sie braucht keine Kugel. "Das ist Show." Das Wichtigste sei die Intuition. Sie erkennt anhand der Ausstrahlung, was ihren Klienten widerfahren ist, wie es ihnen geht und was die Zukunft bringt. So sagt sie es zumindest.
Betrügerischen Männern auf der Spur
Die Karten sind das Hilfsmittel. Aus der Hand lesen kann sie nicht. Vom Pendeln hält die Wahrsagerin nicht so viel, weil zu ungenau. Manchmal geht sie - verkleidet - zu Kolleginnen, denn um sich selbst die Karten zu legen, ist sie zu befangen. Schon als Kind hatte sie Vorahnungen.
Eigentlich ist Mona Stein Schauspielerin und war sogar mal in einem Film mit Götz George zu sehen, "ein feiner Kerl" sei der. Bei einer Silvesterfeier 1987 hatte sie das erste Engagement als Hellseherin. "Die Leute standen mehr bei mir an als beim kalten Buffet, hat man dann geschrieben." Aus der Bühnenrolle wurde ihr Beruf, die DDR-Gastspieldirektion vermittelte sie zum Beispiel an Hotels. Früher war ihr ihre Gabe unheimlich. Bei Männern wusste sie, wer sie betrügen würde.
Den Mauerfall hat Mona Stein nicht direkt vorhergesehen. Aber: Sie wusste angeblich, dass alle, die sie bei einer Veranstaltung im November 1988 danach fragten, ein Jahr später ausreisen durften. Gerade schreibt die Wahrsagerin ihre Memoiren. Da will sie noch ein paar Geheimnisse aus der Politik lüften. Ihr Leben soll auch verfilmt werden.
Auch Philipp Rösler Fehlbesetzung
Und was bringt 2011? "Das nächste Jahr ist das Venus-Jahr. Da geht es uns allen in der Liebe ein bisschen besser." Der viel kritisierte FDP-Chef Guido Westerwelle "wird oder muss abtreten", prophezeit Mona Stein. "Das hat er selber verspielt. Hochmut kommt vor dem Fall." Für eine Fehlbesetzung hält die von Bandscheibenvorfällen geplagte Seherin auch Gesundheitsminister Philipp Rösler.
Hoffnungsträger Karl-Theodor zu Guttenberg bescheinigt sie einen sehr guten Charakter, er könnte vielleicht als Kanzler in Betracht kommen. "Aber ich bin mir noch nicht ganz sicher mit ihm, da muss man noch abwarten."
Angela Merkel sei "keine schlechte Person", einfühlsam, eine Frau mit vielen Superlativen. Die Kanzlerin sei allerdings zu zögerlich und müsse mehr handeln, sie sei nicht konsequent genug. "Sie soll zügig das tun, was ihr der Verstand sagt." Sonst könnte es brenzlig werden.
Künast verliert
Das Duell um das Berliner Rathaus im Herbst wird laut Mona Stein "wahrscheinlich" nicht die Grüne Renate Künast gewinnen. Diese sei zwar sehr intelligent, aber etwas herrisch. SPD-Amtsinhaber Klaus Wowereit hingegen lasse alles schleifen. Eventuell werde er es wieder schaffen. Oder es komme jemand ganz Neues. Und wem würde sie gerne mal die Karten legen? "Frau Merkel natürlich. Der würde ich schon sagen, was sie machen soll, dass sie ihren Posten behält."
Quelle: ntv.de, Caroline Bock, dpa