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Wohnungstalk bei Maischberger "Wir bauen viel zu teuer und viel zu lange"

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"Wir bauen zu teuer und zu lange", sagt Geywitz.

"Wir bauen zu teuer und zu lange", sagt Geywitz.

Die Bundesregierung wollte in dieser Legislaturperiode jährlich 400.000 neue Wohnungen bauen lassen. Bei Maischberger verkündet Bundesbauministerin Geywitz das Offensichtliche: Das wird nicht klappen.

Die Bundesregierung wird in dieser Legislaturperiode das angestrebte Ziel von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr nicht schaffen. Das sagt Bundesbauministerin Clara Geywitz von der SPD in der ARD. "Ich fürchte, das ist der Fall", so die Ministerin. Der CDU-Politiker Thomas Heilmann geht sogar noch einen Schritt weiter. Er glaubt, 400.000 Wohnungen jährlich werde es frühestens ab 2033 geben. Beide Politiker haben am Mittwochabend bei Maischberger über die aktuelle Krise auf dem Wohnungsmarkt diskutiert.

Die Ampelkoalition hatte 2021 in ihrem Koalitionsvertrag der Wohnungsmisere den Kampf angesagt. Ihr Ziel waren damals 400.000 neue Wohnungen pro Jahr. Davon ist sie weit entfernt. Laut einer Studie wurden im vergangenen Jahr 285.000 neue Wohnungen gebaut, dieses Jahr werden es zirka 223.000 sein. Noch im vergangenen Jahr hatte Bundeskanzler Scholz erklärt, die Regierung werde die ursprünglich geplante Zahl neuer Wohnungen noch in dieser Legislaturperiode schaffen. Am Montag hatte Scholz mit der Baubranche über Möglichkeiten für mehr Wohnungen diskutiert. Die Bundesregierung will nun mit 14 Punkten die Branche unterstützen. Dazu gehören unter anderem Steuervorteile und ein höherer "Klimabonus". Außerdem soll eine zuvor geplante Verschärfung der Energiestandards für Neubauten ausgesetzt werden.

"Das Versprechen war ambitioniert"

Die Bundesregierung habe das Versprechen von 400.000 neuen Wohnungen abgegeben, als Bauen relativ gut finanzierbar gewesen sei, erklärt Geywitz. "Das Versprechen war ambitioniert", gibt sie zu. Heilmann geht noch weiter: Er nennt es "leichtfertig."

In Deutschland gebe es zwei Probleme, erklärt Geywitz. Da sei zunächst ein strukturelles Problem: "Wir bauen viel zu teuer und viel zu lange", so Geywitz. Außerdem leide der Wohnungsmarkt unter den Zinserhöhungen der letzten Monate. "Mein Ziel ist, dass wir stabil über diese Krise kommen", sagt die Ministerin. Das 14-Punkte-Programm der Regierung solle in der Branche mehr Nachfrage nach dem Bau neuer Wohnungen generieren.

Eine Möglichkeit für neue Wohnungen könne "modulares Bauen" sein, so die Ministerin. Beim seriellen oder modularen Bauen entstehen Häuser aus industriell vorgefertigten Einzelteilen, ähnlich wie die Plattenbauten in der ehemaligen DDR oder Fertighäuser in der alten Bundesrepublik. "Das ist eine Form, bei der man schnell mehr bauen kann und auch flexibler in den Grundrissen ist", sagt Geywitz. Wie das geht, zeigt zum Beispiel das Apex House in London. Mit seinen 29 Stockwerken ist es das größte Hochhaus aus modulen Bauteilen in Europa. Das Studentenwohnheim wurde in nur einem Jahr hochgezogen.

"Da sind echte Macherqualitäten gefragt"

Die aktuellen Pläne der Bundesregierung lehnt CDU-Politiker Heilmann nicht grundsätzlich ab. "Da ist viel gutes drin", sagt er bei Maischberger. Dennoch müssten in einigen Punkten rechtliche Fragen geklärt werden. Darum sei unklar, ob sie bis zu den nächsten Bundestagswahlen 2025 überhaupt umgesetzt werden könnten. Vor allem hätte die Regierung früher handeln müssen, sagt Heilmann, dessen Klage vor dem Bundesverfassungsgericht dazu geführt hatte, dass das Heizungsgesetz nicht wie von der Ampel geplant noch vor der Sommerpause im Bundestag verabschiedet wurde.

Besonders lobt der CDU-Politiker die Abkehr der Bundesregierung von den ursprünglich geplanten Dämmstandards bei Neubauten. Geywitz erklärt, es sei falsch gewesen, dass neue Häuser immer stärker gedämmt worden seien und man so zwar die Summe der Energie fürs Heizen gesenkt habe, ohne aber zu beachten, dass dabei der CO-2-Ausstoß beim Bauen deutlich angestiegen sei. Wichtiger sei, Anreize für nachhaltiges Bauen zu schaffen. "Dann sind unsere Häuser vielleicht nicht mehr Hightech, aber wir können trotzdem CO-2 sparen, allerdings dann mit einfacheren Mitteln."

Alles gut und schön, nur das aktuelle Wohnungsproblem wird damit nicht gelöst. Dazu seien vor allem die Kosten zu hoch, sagt Geywitz: "Wann wir die 400.000 Wohnungen jährlich erreichen, hängt ein wenig davon ab, wie sich die Zinsen entwickeln." Die werden sich jedenfalls nicht wesentlich senken, prognostiziert Heilmann. Darum brauche es ein Maßnahmenpaket, um trotz hoher Zinsen mehr Wohnungen zu bauen. "Wir werden uns da mehr kreative Lösungen ausdenken müssen. Da sind echte Macherqualitäten gefragt", so Heilmann.

Quelle: ntv.de

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