Klitschko bei Maischberger "Wir brauchen keine NATO-Soldaten"
28.02.2024, 03:07 Uhr Artikel anhören
Über Scholz' Nein zu Taurus-Lieferungen ist Klitschko enttäuscht.
(Foto: © WDR/Oliver Ziebe)
Seit zwei Jahren wehrt die Ukraine den Angriff Russlands ab. Um den Kampf nicht zu verlieren, ist sie dringend auf weitere Waffenlieferungen aus dem Westen angewiesen, sagt der ehemalige Boxweltmeister Wladimir Klitschko bei Maischberger. NATO-Bodentruppen brauche das Land aber nicht.
Wladimir Klitschko fürchtet um sein Leben. Und um das Leben seiner Landsleute. Und um sein Land. Der Bruder des Kiewer Bürgermeisters Witali Klitschko weiß: Ohne weitere Hilfe aus dem Westen wird die Ukraine den Krieg im Land verlieren. Wenn die russischen Angreifer den Krieg gewinnen würden, sei auch der Westen bedroht. "Wenn die Ukraine fällt, werden wir nicht die letzten sein", sagt Wladimir Klitschko am Dienstagabend in der ARD-Talkshow Maischberger.
Klitschko hat gelernt: Von Worten bis zu Taten sei es "ein langer Weg". Zu lange habe es gedauert, bis der Westen verstanden habe, dass Russland in der Ukraine einen barbarischen Krieg führe. Klitschko spricht von einem Genozid am ukrainischen Volk.
Die erneute Ablehnung von Bundeskanzler Olaf Scholz, die Ukraine mit Taurus-Marschflugkörpern zu unterstützen, nennt Klitschko "sehr enttäuschend". Bei Maischberger sagt er: "Um uns zu wehren brauchen wir Munition und Waffen. In einem Krieg wird nicht mit Fäusten gekämpft wie in meiner ehemaligen Karriere, sondern mit Waffen. Und diese Waffen- und Munitionslieferungen gibt es nicht. Wenn wir das nicht bekommen - wer weiß, was in einem Jahr passiert. Werde ich wieder in dieser Sendung sitzen können? Reden wir von der Ukraine in der Vergangenheit? Auch das ist möglich."
Die ukrainischen Spezialisten seien in der Lage, die Software in den Marschflugkörpern zu programmieren. Schon bei den Marder- und Leopard-Panzern habe man ihm gesagt, Soldaten bräuchten bis zu ein Jahr, bis sie gelernt hätten, damit umzugehen. "Aber Fakt ist: Wenn es sich zwischen Leben und Tod entscheidet, kommt man in vier Wochen dahin, was man in einem Jahr lernen kann. Und das haben wir gezeigt." Die Ukrainer seien sehr hoch ausgebildet. "Wir können wahnsinnig viel wahnsinnig schnell umsetzen."
Appell an junge Ukrainer im Ausland
Die Ukraine hat laut Klitschko in den letzten Jahren ein internes Problem gehabt. Das Land habe zu spät mit der Mobilisierung von Soldaten begonnen. Wladimir Klitschko hat vor Kurzem die Front besucht. Er erzählt: "Stellen Sie sich vor, unter diesen enormen Umständen an der Front zu sein, und das ununterbrochen seit zwei Jahren. Ich habe diese Soldaten getroffen. Psychisch und physisch ist das unglaublich. Die müssen ausgetauscht werden."
Darum appelliert er an die wehrfähigen Ukrainer, die im Ausland leben: "Es wäre gut, wenn die zurückkommen ins Land und uns unterstützen. Das ist eine moralische Pflicht. Aber selbst, wenn sie das nicht tun: Noch schaffen wir alles allein in der Ukraine, wenn wir die entsprechenden Waffen bekommen."
Auch er selbst sei zu Beginn des Krieges an der Front gewesen, und auch er könne mobilisiert werden, sagt er. "Ich nehme aktiv teil an allem, was in diesem Land passiert."
Die Menschen in der Ukraine sind müde, sagt Klitschko. "Sie dürfen nicht vergessen: Der größte Schatz, den wir haben, ist unser Leben. Und das verlieren wir gerade." Trotzdem weiß er: Die Menschen in seinem Land kämpfen weiter. Und sie werden nicht aufgeben. Klitschko sagt: Wir schützen unser Leben. Wir wehren uns. Wir wollen nicht ausgelöscht werden. Dafür tun wir alles."
Quelle: ntv.de