Tarifstreit bei der Bahn Wissing fordert Streikfrieden an Weihnachten
13.11.2023, 10:52 Uhr Artikel anhören
Der Verkehrsminister appelliert an den guten Willen der Tarifparteien GDL und DB.
(Foto: picture alliance/dpa)
Während im Tarifstreit die Verhandlungen mit der Lokführergewerkschaft GDL laufen, rüstet sich die Bahn für mögliche Streiks. Indes ermahnt Verkehrsminister Volker Wissing die Tarifparteien, ihre Friedenspflicht an Weihnachten zu achten. Die Menschen sollen nicht leiden.
Im Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) und der Deutschen Bahn hofft Verkehrsminister Volker Wissing auf eine Weihnachtszeit ohne Streiks. "Weihnachten gilt als die Zeit des Friedens - darüber sollten sich alle Tarifparteien Gedanken machen", sagte Wissing den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Gerade an Weihnachten wollten die Menschen ihre Verwandten und Freunde besuchen. Daher könne er nur "an alle Tarifparteien appellieren, sich ihrer besonderen Verantwortung bewusst zu sein und mögliche Maßnahmen so zu gestalten, dass Menschen nicht darunter leiden müssen".
Die Tarifverhandlungen zwischen Bahn und GDL hatten am Donnerstag begonnen und sollen kommende Woche fortgesetzt werden. Auch darüber hinaus gibt es bereits Verhandlungstermine. Die Bahn legte ein Angebot über elf Prozent mehr Lohn sowie eine Inflationsprämie von bis zu 2850 Euro bei einer Laufzeit von 32 Monaten vor. Die von der Gewerkschaftsseite geforderte Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich bezeichnete sie hingegen als nicht umsetzbar.
GDL-Chef Claus Weselsky hat mehrfach Streiks angedroht. Zugleich deutete er an, dass die Weihnachtstage davon ausgenommen sein könnten. Menschen sollten in "die Historie" schauen, wann die Gewerkschaft zuletzt an Weihnachten gestreikt habe. "Sie werden nicht fündig werden."
Notfahrplan der Bahn mit 20 Prozent Leistung
Derweil rüstet sich die Deutsche Bahn für mögliche Streiks der GDL in den kommenden Wochen. Nach Angaben einer Bahn-Sprecherin wurde bereits ein Notfahrplan erstellt. Nach diesem würden im Fernverkehr "weniger als 20 Prozent des Regelangebots" eingesetzt. Möglichst lange Züge sollen dann aber möglichst viele Reisende ans Ziel bringen. So soll zum Beispiel ein 376 Meter langer ICE mit 918 Sitzplätzen auf besonders stark nachgefragten Verbindungen fahren - etwa von Hamburg über Köln, Frankfurt und Stuttgart nach München, wie die Sprecherin mitteilte.
Auch "einige" grenzüberschreitende Verbindungen könnten während eines Lokführerstreiks aufrechterhalten werden, weil ausländische Fahrer die Züge steuern. Der Einsatz von Bussen sei hingegen "leider nicht möglich". Es gibt der Sprecherin zufolge weder ausreichend Fahrzeuge noch Fahrpersonal, um "spontan und flächendeckend" die Kapazitäten von Zügen zu ersetzen und einen verlässlichen Fahrplan anbieten zu können.
Die Bahn hatte Ende August einen Tarifabschluss mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) geschlossen, der Konkurrenzgewerkschaft der GDL. Er gilt für rund 180.000 Beschäftigte bei der Deutschen Bahn. Die Lokführergewerkschaft verhandelt nun für rund 10.000 Bahn-Beschäftigte. Die GDL hat nach eigenen Angaben knapp 40.000 Mitglieder und organisiert drei Viertel der Lokomotivführer in Deutschland.
Quelle: ntv.de, gut/AFP