Marquardt ein Stasi-Spitzel? Zumindest "nicht wissentlich"
12.06.2002, 10:48 UhrBislang unbekannte Dokumente belegen nach Informationen von "Spiegel Online", dass sich die PDS-Bundestagsabgeordnete Angela Marquardt vor der Wende als Schülerin verpflichtete, konspirativ für den DDR-Geheimdienst zu arbeiten. Marquardt streite dies ab, obwohl die Unterlagen das Gegenteil aussagten, schreibt das Magazin.
Den Angaben zufolge hatte sich Marquardt am 3. April 1987 unter dem Decknamen Katrin Brandt freiwillig zur Mitarbeit beim DDR-Geheimdienst verpflichtet. Dies ergebe sich aus erst kürzlich ausgewerteten Dokumenten der Stasi-Unterlagenbehörde in Rostock. Mitarbeiter der Behörde seien bei der Erforschung in Schüleranwerbungen auf diese Dokumente gestoßen.
Einer Akte mit der Kennziffer "IM Vorgang I 612/87" liegt dem "Spiegel" zufolge die handschriftliche Verpflichtungserklärung der damals 15-jährigen Marquardt bei. In diesem Alter wurden Schüler gezielt als mögliche "Perspektivagenten" geworben.
Verpflichtungserklärung
Die Erklärung im Wortlaut: "Ich, Angela Marquardt, verpflichte mich freiwillig, das MfS in seiner Arbeit zu unterstützen. Meine Entscheidung beruht auf meiner politischen ideologischen Überzeugung... Ich möchte, dass Feinde unschädlich gemacht werden und Menschen, die auf dem falschen Weg sind, geholfen wird... Ich werde für alle das MfS interessierende Fragen den mir bekannten Mitarbeiter informieren. Zur Wahrung der Konspiration wähle ich das Pseudonym 'Katrin Brandt'. Über die inoffizielle Zusammenarbeit mit dem MfS und alle damit zusammenhängenden Probleme werde ich gegenüber jedermann Stillschweigen bewahren. Ich wurde zur Wahrung der Konspiration, Wachsamkeit und Geheimhaltung eingewiesen und belehrt. Angela Marquardt 3.4.87"
Dementi von Marquardt
Angela Marquardt dementierte die Vorwürfe. Sie habe "zu keinem Zeitpunkt wissentlich mit der Stasi zusammengearbeitet". Sie habe auf Geheiß ihrer Mutter nur "eine Art Schweigeverpflichtung" geschrieben. Denn ihre Eltern hätten "inoffiziell" mitdem Ministerium für Staatssicherheit zusammengearbeitet, teilte sie in einer schriftlichen Stellungnahme auf ihrer Homepage mit.
Quelle: ntv.de