Nach der Rückeroberung von Slawjansk Rebellen hoffnungslos unterlegen
05.07.2014, 17:59 Uhr
Ukrainischer Kriegstransport bei Slawjansk.
(Foto: AP)
Die Krise in der Ukraine könnte schon bald zu Ende sein. Nach dem durchschlagenden Erfolg der Regierungstruppen bei Slawjansk büßen die Rebellen deutlich an Drohpotential ein. Offenbar sind sie regelrecht geflohen.
Nach der Rückeroberung Slawjansk durch die ukrainische Armee werden neue Details bekannt. Augenzeugenberichten zufolge glich ihr Abzug aus der Stadt einer Flucht. Auf der Internetseite von Präsident Petro Poroschenko wurde der neue Verteidigungsminister Waleri Heletei mit der Meldung an den Staatschef zitiert: "Ihr Befehl, Slawjansk von den Kämpfern zu befreien, wurde ausgeführt." Die ukrainische Flagge wehe wieder über den öffentlichen Gebäuden der Stadt.
In der 15 Kilometer entfernten Stadt Kramatorsk fuhr einen Konvoi von 20 Militärtransportern und Bussen mit bewaffneten Rebellen vor, der anscheinend aus Slawjansk gekommen waren und später auch aus Kramatorsk weiterfuhr. Aus dem Umfeld der Rebellen verlautete, es habe eine Übermacht der ukrainischen Truppen von fünfzig zu eins bestanden. Auch Rebellenchef Borodai sprach von einer "zahlenmäßigen Überlegenheit der feindlichen Truppen".
Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte den Separatisten-Anführer Alexander Borodai am Samstag mit den Worten, die Armee habe die Rebellen mit einer großangelegten Offensive gezwungen, Stellungen entlang ihrer nördlichen Front zu räumen. Die Aufständischen würden sich nun auf vorbereitete Positionen zurückziehen.
Entscheidender Sieg
Innenminister Arsen Awakow berichtete auf seiner Facebook-Seite, dass die Separatisten in großer Zahl aus Slawjansk geflohen seien. "Sie haben Verluste erlitten und geben auf", schrieb er.
Die Eroberung von Slawjansk ist ein ganz entscheidender Sieg der Regierungstruppen, denn die Stadt war ein Zentrum des Aufstandes der pro-russischen Separatisten. In den seit drei Monaten anhaltenden und nur von kurzen Feuerpausen unterbrochenen Kämpfen kamen mehr als 200 ukrainische Soldaten sowie Hunderte Rebellen und Zivilisten ums Leben.
Die Separatisten wollten eine Loslösung der östlichen Landesteile von der Ukraine und bekamen Aufwind nach dem Anschluss der Halbinsel Krim an Russland. Sie erklärten Teile der Ostukraine zu "unabhängigen Volksrepubliken". Der Westen warf dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, die Separatisten zu unterstützen und sogar einen militärischen Einmarsch zu planen. Sie drohen Russland deswegen mit Wirtschaftssanktionen.
Vor allem Deutschland und Frankreich bemühten sich in den vergangenen Tagen, eine politische Lösung zu finden und dafür eine Gesprächsebene zu schaffen. Die ukrainische Regierung schlug für Samstag Verhandlungen über eine neue Feuerpause und einen Friedensplan vor. Ob sie angesichts der aktuellen militärischen Entwicklungen aber noch stattfinden, ist fraglich.
Quelle: ntv.de, vpe/rts