Politik

Kampf gegen die Camorra Neapel bewaffnet die Müllabfuhr

Schon in der Vergangenheit mussten immer wieder Polizisten und sogar Soldaten anrücken, um des Müllproblems Herr zu werden.

Schon in der Vergangenheit mussten immer wieder Polizisten und sogar Soldaten anrücken, um des Müllproblems Herr zu werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Müllkrise im italienischen Neapel nimmt kein Ende. Abfälle türmen sich auf den Straßen, modriger Geruch macht sich breit, und die Mafia kassiert kräftig ab. Bürgermeister de Magistris lässt nun bewaffnete Wachen die Müllabfuhr begleiten, um der Mafia die Geschäfte zu verderben. Einwohner zünden derweil Müllberge an.

Die Müllkrise in Neapel spitzt sich weiter zu. In der Nacht mussten Feuerwehrleute mehrmals ausrücken, nachdem verärgerte Anwohner über 50 Abfallberge und Mülltonnen in Brand gesetzt hatten. Der neue Bürgermeister Luigi de Magistris kündigte an, dass künftig bewaffnete Wachleute die Müllwagen in der süditalienischen Millionenstadt am Vesuv eskortieren werden.

Dies sei nötig, weil organisierte Banden die Müllkrise weiter anheizen würden, sagte De Magistris bei der Unterzeichnung einer entsprechenden Verordnung, die für einen Monat gilt. "Die sanitäre und Umweltsituation ist ernst. Es gibt ein wahres Risiko für die Gesundheit der Bürger", fügte der erst seit wenigen Tagen amtierende Bürgermeister hinzu.

Luigi de Magistris ist offenbar entschlossen, die Müllkrise zu beenden.

Luigi de Magistris ist offenbar entschlossen, die Müllkrise zu beenden.

(Foto: picture alliance / dpa)

In einem Interview mit der Zeitung "La Repubblica" sagte De Magistris, verschiedene Kreise wünschten, dass Neapel "unter Müll begraben" bleibe - sei es aus politischen, sei es aus illegalen Interessen. Ein funktionierendes Abfallbeseitigungssystem würde Arbeitsplätze schaffen und der Wirtschaft helfen, was einigen nicht gefalle.

"Berlusconi schert sich einen Dreck"

Der Mafiaorganisation Camorra hatte De Magistris zuvor vorgeworfen, gegen die von ihm angestrebte "Umweltrevolution" Front zu machen. Diese soll die Gesetze zur Entsorgung und zum Recycling von Abfällen verschärfen und der Mafia damit eine Geschäftsgrundlage entziehen. Das Geschäft mit der Müllentsorgung ist eine der wichtigsten Einnahmequellen der neapolitanischen Camorra.

De Magistris, der von der oppositionellen Partei Italien der Werte (IdV) kommt, warf Regierungschef Silvio Berlusconi vor, bei der Müllkrise versagt zu haben. "Berlusconi hat mit seinem Handeln bewiesen, dass er sich einen Dreck um Neapel schert." De Magistris hatte Ende Mai die Bürgermeisterwahl in Neapel für sich entschieden und dabei den Kandidaten von Berlusconis Partei Volk der Freiheit (PdL) ausgestochen.

Der italienische Präsident Giorgio Napolitano hatte angesichts drohender Epidemien in Neapel ein dringendes Einschreiten der Regierung gefordert. Die Stadt bekommt ihre Müllentsorgung seit Jahren nicht in den Griff, Deponien und Wiederaufbereitungsanlagen sind überlastet. Zudem wehren sich zahlreiche Anwohner gegen die weitere Nutzung oder Vergrößerung der überfüllten Deponien. In den vergangenen Wochen hatten sich wieder hohe, in der Sommerhitze übelriechende Müllberge aufgetürmt. Im Mai rückte gar die Armee aus, um der Situation Herr zu werden.

Quelle: ntv.de, AFP

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