Nach dem Integrationsgipfel 400 Selbstverpflichtungen
12.07.2007, 16:28 UhrBeim Integrationsgipfel im Kanzleramt sind die Beteiligten rund 400 Selbstverpflichtungen eingegangen, um die Eingliederung von Bürgern ausländischer Abstammung zu erleichtern. Auch die Organisationen, die dem Treffen bei Kanzlerin Angela Merkel fern blieben, waren an der Ausarbeitung beteiligt und bekennen sich zu den geplanten Maßnahmen. Es folgen einige Inhalte:
Maßnahmen des Bundes
Zur Förderung der Integration will die Bundesregierung jährlich rund 750 Millionen Euro bereitstellen. Damit sollen die Bildungschancen junger Migrantinnen und Migranten und ihre Sprachkenntnisse verbessert werden. Im Rahmen des Ausbildungspaktes will sich der Bund dafür stark machen, mehr Lehrstellen an Jugendliche mit Migrationshintergrund zu vergeben. Bis 2010 sollen gemeinsam mit Wirtschaftsverbänden 10.000 neue Ausbildungsplätze in Unternehmen geschaffen werden, die von Migranten geführt werden. Frauen und Mädchen will der Bund besonders fördern. Veranstalter von Integrationskursen sollen eine Kinderbetreuung anbieten. Mit einer Online-Beratung und Finanzhilfen für Zufluchtstätten will der Bund Zwangsverheiratungen bekämpfen.
Maßnahmen der Länder und Kommunen
Die Länder wollen Einrichtungen mit einem hohen Anteil von Migrantenkindern stärker fördern und die Erzieher dort besonders schulen. Bereits vor der Einschulung soll der Sprachstand eines Kindes festgestellt werden, bei Mängeln soll eine Förderung folgen. Lehrer sollen Fortbildungskurse belegen, damit sie die Sprachkenntnisse ihrer Schüler im Unterricht verbessern können. Die Schulabbrecherquote Zuwandererkindern wollen die Länder in den kommenden fünf Jahren deutlich senken. Außerdem soll Zuwanderern der Zugang zum Gesundheitssystem erleichtert werden und auch in der Seniorenarbeit soll auf ihre kulturellen Bedürfnisse besonders eingegangen werden.
Die Kommunen wollen den Anteil von Zuwanderern in der Verwaltung erhöhen. An sozialen Brennpunkten soll das Zusammenleben der Bevölkerungsgruppen durch Quartiersmanagement verbessert werden. Außerdem wollen die Kommunen den Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Extremismus unterstützen.
Selbstverpflichtungen der Verbände
Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TDG) und die Föderation Türkischer Elternvereine wollen eine Bildungsoffensive starten und Eltern dazu ermuntern, sich stärker für die Bildung ihrer Kinder einzusetzen. Das Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen in Köln bietet Polizei und sozialen Einrichtungen Hilfe im Umgang mit Fällen von häuslicher Gewalt an. Die Deutsche Jugend aus Russland will sich in Kooperation mit Museen in der Kulturarbeit für jugendliche Migranten engagieren
Selbstverpflichtungen von Wirtschaft und Gewerkschaften
Die Industrie- und Handelskammern wollen ausländischen Jugendlichen und Unternehmen eine spezielle Ausbildungsberatung anbieten. Sie werben verstärkt für die Einstellung von Migranten und geben dafür Hilfestellung. Der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Einzelgewerkschaften wollen Betriebs- und Personalräte mit Blick auf die Integration ausländischer Beschäftigter fortbilden.
Pläne der Wohlfahrtsorganisationen
Die Mitglieder der Freien Wohlfahrtspflege wollen ihre Unterstützungs- und Beratungsangebote für Migrantinnen ausbauen, die von Zwangsverheiratungen betroffen oder bedroht sind.
Medien
ARD und ZDF wollen Migration verstärkt thematisieren. RTL möchte Migranten stärker im Sender integrieren.
Sport
Der Deutsche Olympische Sportbund will Migranten verstärkt als Übungsleiter gewinnen und Sportangebote vor allem an sozialen Brennpunkten einrichten und fördern. Der Deutsche Fußball-Bund plant den Aufbau eines Netzwerkes Integration und hat eine Integrationsbeauftragte berufen.
Quelle: ntv.de