Dossier

Freundlich, aber rigoros Japanische Gipfel-Sicherheit

Es ist der Gipfel der Sicherheit. Rund 16.000 Polizisten in blauen Uniformen bewachen und beschützen die Staats- und Regierungschefs der mächtigsten Industriestaaten auf der dreitägigen Gipfel-Konferenz im nordjapanischen Toyako. Weniger auffällig als vor einem Jahr in Heiligendamm, aber ungleich rigoroser verrichtet der japanische Ordnungshüter sein Amt.

Ganz schlechte Karten haben auf dem Gipfel die Raucher. Wo um Klimaschutz-Ziele gerungen wird, darf kein blauer Dunst die Atmosphäre verpesten. Im riesigen Pressezentrum und im edlen Gipfelhotel "Windsor" gibt es versteckte Raucherecken, wo mit hastigen Zügen vermeintliche Stressbekämpfung betrieben wird. Wer außerhalb der offiziellen Sucht-Quartiere erwischt wird, wird mit japanischer Höflichkeit - zuvor erst eine tiefe Verbeugung - von der Polizei unmissverständlich zum Raucherviertel geleitet.

Überhaupt keinen Spaß versteht der japanische Gipfel-Polizist, wenn sich Menschen - katalogisiert mit verschiedenfarbigen Ausweisen - Regionen nähern, die für sie tabu sind. Der strenge Blick aus zusammengekniffenen Augen signalisiert einen unmittelbar bevorstehenden Sicherheitskonflikt. Auch die weiblichen Polizistinnen, meistens mindestens einen Kopf kleiner als die Gäste aus Übersee, haben ihren Charme schon bei Minivergehen schnell aufgebraucht.

Wie bei asiatischen Kampfsportarten

Zur absoluten Hochform läuft die japanische Sicherheit schon bei der Annäherung an die weiträumig abgesperrte Gipfelresidenz auf. Eine geführte Tour zu einem Informationsgespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel erinnerte entfernt an israelische Sicherheitsmaßnahmen. Eine knapp halbstündige Busfahrt über eine ansonsten autofreie Straße endete zunächst an einem Checkpoint. Der ohnehin schon mehrfach sicherheitsüberprüfte Merkel-Besucher wird erneut gefilzt. Kommandos wie Schreie bei asiatischen Kampfsportarten weisen den Weg zum Transferbus zur letzten Etappe Richtung Hotel.

Dort warten uniformierte und zivil gekleidete Polizisten. Der Gast gelangt durch einen Hintereingang in die luxuriöse Hotelanlage auf einem 620 Meter hoch gelegenen Berg. Zunächst geht es an der Wäscherei vorbei durch einen Raum, in dem Lebensmittel gelagert werden. Nach einer Kurzvisite in der Spülküche geht es über viele Seitenwege Richtung Merkel. An jeder unterirdischen Weggabelung steht breitbeinig ein Polizist.

Irgendwann kommt der Raum, in dem die Kanzlerin über ihre ersten Gespräche berichten wird. Japanische Sicherheit regelt auch hier den Zugang. Durch verwinkelte Kellergänge geht es dann wieder zurück. Eine japanische Neuheit ist, dass nun auch beim Verlassen von Konferenzräumen oder dem Medienzentrum die Ausweise gezeigt werden müssen. Auf dem Gipfel werden mit Sicherheit viele Kompromisse gefunden - bei der japanischen Sicherheit aber gibt es keinen Kompromiss.

Gerd Reuter, dpa

Quelle: ntv.de

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