Reduzierte Freundschaftswerbung Obamas Kurztrip nach Deutschland
03.06.2009, 16:20 UhrKein Bad in der Menge: Das Programm für den Deutschland-Besuch von US-Präsident Obama wird wenig facettenreich ausfallen, weil es seine Berater so wollen. Im Mittelpunkt steht der Besuch der Gedenkstätte Buchenwald.
Ein Besuch in der Dresdner Frauenkirche. Ein Bad in der Menge von tausenden Bürgern, die begeistert schwarz-rot-goldene Fahnen und die Stars and Stripes schwingen. So schön hätte der zweite Deutschland-Besuch von US-Präsident Barack Obama sein können. Aber er wird es nicht, weil Obamas Berater dies derzeit nicht wollen.
Alles Bitten der deutschen Unterhändler nach mehr "Farbe" für Obamas zweiten Deutschland-Aufenthalt am kommenden Freitag hatte in den vergangenen Wochen nicht den durchschlagenden Erfolg. Das Zugeständnis der Amerikaner war, dass sie überhaupt nach Dresden kommen. Zwar inspizierten Obamas Beamte auch die Frauenkirche, die für das Leid der Deutschen und ihren Wiederaufbauwillen steht, eingehend. Indes: Ins Programm wurde eine Besichtigung des Gotteshauses letztlich nicht aufgenommen, hieß es am Mittwoch in Berlin.
Kein facettenreiches Programm
Der Kurztrip werde so vom Händeschütteln mit der Kanzlerin - immerhin vor der historischen Kulisse des Grünen Gewölbes - und dem gemeinsamen Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald geprägt sein. Dann geht es für Obama, der am Donnerstag aus dem fernen Orient kommen wird, noch rasch ins US-Militärkrankenhaus Landstuhl (Rheinland-Pfalz). Dort schaut er nach US-Kriegsverwundeten und reist anschließend in die Normandie weiter.
Das Weiße Haus war von Beginn an bestrebt, das Deutschland-Programm einzugrenzen. Die Berater des Präsidenten hatten eine genaue Vorstellung von Obamas vierter Auslandsreise. Wichtig war ihnen vor allem der Besuch in Buchenwald und die Teilnahme an den Gedenkfeiern für die Befreiung von den Nazis in der Normandie. Ein facettenreiches Programm in Deutschland hätte aus ihrer Sicht diese große Linie, die im Gedenken an den amerikanischen Beitrag zur Beendigung der nationalsozialistischen Barbarei besteht, konterkariert.
Wichtiger Buchenwaldbesuch
Der Aufenthalt in Buchenwald ist für Obama aber auch deshalb wichtig, weil er zuvor aus Kairo kommt, wo er am Donnerstag eine Rede an die arabische Welt halten wird. Von der wird eine Distanzierung von der israelische Politik erwartet. Buchenwald gibt Obama die Chance, die historische Verpflichtung der freien Welt für das Existenzrecht des jüdischen Staates symbolträchtig zu unterstreichen. Obama wird von Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel begleitet werden.

Im Mittelpunkt seines Aufenthaltes soll ein Besuch in der Gedenkstätte Buchenwald stehen.
(Foto: AP)
Die Deutschen sind nicht begeistert, aber auch nicht enttäuscht über das nun feststehende Programm. "Eigentlich gab es ja keinen Anlass für den Besuch", heißt es in der Bundesregierung. Gut sei, dass Obama so kurz nach seinem ersten Aufenthalt im April schon wieder nach Deutschland komme. Und wie Musik klingt es den Beratern von Merkel natürlich in den Ohren, wenn im Weißen Haus vom "großen Respekt" Obamas vor Merkel und ihren Schilderungen der Vergangenheit in der DDR die Rede ist. Und dass dies ein Grund sei, warum er überhaupt komme.
Höfliche Distanz erwartet
In den USA wird davon ausgegangen, dass Obama in Dresden mit der Kanzlerin über alle weltpolitischen Themen reden wolle. Unter vier Augen könnte es dabei durchaus heikel werden, vermuten einige in Washington. So werde der Präsident wohl neue Sanktionen gegen den Iran, aber auch ein verstärktes Engagement in Afghanistan zur Sprache bringen. Dabei dürfte Obama auch auf höfliche Distanz Wert legen, meint Stephen Flanagan vom Politikinstitut CSIS in Washington. "Er wird angesichts der anstehenden Bundestagswahl alles vermeiden, was aussehen könnte, als ob er Merkel favorisiert."
Auch ein reduzierter Freundschaftsbesuch Obamas kommt aber der Kanzlerin so kurz vor der Europawahl nicht ungelegen. Obwohl sie nicht zur Wahl steht, ist sie auf dem letzten Meter der Mittelpunkt der Union-Kampagne. Die Außenpolitik ist eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen.
Quelle: ntv.de, Ulrich Scharlack und Laszlo Trankovits, dpa