
Strack-Zimmermann gehört zu den prominentesten Stimmen in der Debatte um die Ukraine-Aufrüstung.
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Die Diskussion über den Krieg in der Ukraine ist naturgemäß emotional aufgeladen. Allerdings tun sich beide Seiten, Befürworter und Skeptiker von Waffenlieferungen, keinen Gefallen damit, wenn sie über berechtigte Nachfragen vorschnell urteilen.
Deutschland wird bald Kampfpanzer an die Ukraine liefern. Das ist eine konsequente und auch richtige Entscheidung. Die Ukraine verteidigt nicht nur ihre eigene Freiheit, sondern eben auch unsere. So eindeutig ist aber das Meinungsbild in der Bevölkerung nicht. Viele Menschen machen sich Sorgen darüber, welche Folgen die Lieferung von Kampfpanzern haben könnte. Sich Sorgen zu machen, das ist menschlich und angesichts des Gefahrenpotenzials mehr als berechtigt.
Leider haben sich in der deutschen Debatte über den Krieg in der Ukraine zwei Pole gebildet, die immer unversöhnlicher scheinen. Da gibt es zum einen die Seite, die weitere schwere Waffen in die Ukraine schicken will und dies mit einer Vehemenz fordert, dass so viel Selbstgewissheit staunen lässt. Und dann gibt es die Seite, die solche Forderungen als Kriegstreiberei und Ausdruck persönlichen Geltungsbedürfnisses abtut.
Eine berechtigte Frage
Stellvertretend für diese Pole innerhalb der Ampelkoalition stehen die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP und der Waffenlieferungen skeptisch betrachtende SPD-Abgeordnete Ralf Stegner. Dieser unterstellte am Dienstag bei ntv den Leopard-Befürwortern, am Ende womöglich auch deutsche Soldaten in die Ukraine schicken zu wollen.
Strack-Zimmermann wiederum habe ich am Mittwoch die Frage gestellt, ob die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern an gewisse Bedingungen geknüpft sei oder ob die Ukraine mit den Panzern machen könne, was sie wolle - zum Beispiel auch die Krim zurückerobern. Die Antwort: "Damit unterstellen Sie der Ukraine, dass sie Böses im Schilde führt."
Grautöne und Fragen zulassen
Nein, Frau Strack-Zimmermann, das unterstelle ich ihr nicht. Es ist mein Job, genau diese Fragen zu stellen und damit auch die Fragen aus der Bevölkerung abzubilden. Ihr Job ist es, darauf eine gute Antwort zu geben. Die Menschen in Ihrem Wahlkreis werden es Ihnen danken. Im Übrigen sind laut einer aktuellen Forsa-Umfrage für RTL/ntv 58 Prozent der Bundesbürger der Meinung, dass die entsprechenden Panzer von der Ukraine nicht dazu genutzt werden sollten, um die Krim zurückzuerobern.
Wer in dieser Debatte versucht, schon über die Frage zu urteilen, der läuft am Ende Gefahr, ziemlich schnell an Glaubwürdigkeit zu verlieren - egal ob man Ralf Stegner oder Marie-Agnes Strack-Zimmermann heißt. Beide Seiten machen einen großen Fehler in der Art und Weise, wie sie argumentieren: Sie verprellen damit die Menschen, die noch in Grautönen denken wollen oder die zumindest noch ein paar Fragen haben.
Quelle: ntv.de