Person der Woche

Person der Woche Vier Gründe, warum Friedrich Merz der richtige Kanzlerkandidat ist

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Friedrich Merz hat nicht nur Hendrik Wüst, sondern das ganze CDU-Präsidium hinter sich. Er steht kurz vor der Nominierung als Kanzlerkandidat. In der Union bereitet man sich ab sofort auf den Bundestagswahlkampf vor. Dabei gibt es auch verborgene Gründe, warum sie sich für Merz entscheidet.

Friedrich Merz wird wohl Kanzlerkandidat der Union. Wie aus Präsidiumskreisen der CDU zu hören ist, ist die Entscheidung zu seinen Gunsten gefallen. Die öffentliche Rückendeckung von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst habe die Reihen final geschlossen. Merz hatte formal ohnedies das Erstzugriffsrecht auf die Kandidatur: Er ist nicht nur Partei- und Fraktionsvorsitzender, er wurde auch als erster Vorsitzender in der Geschichte der Partei von der Parteibasis direkt gewählt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat dagegen keinen prominenten CDU-Politiker oder Landesverband als Fürsprecher finden können. Der CSU-Chef wird sich nun einem Entscheid des CDU-Präsidiums kaum widersetzen können. Es gibt vier Gründe, die den Ausschlag für Merz geben.

Wüst verzichtet, Söder hat keinen Rückhalt, Merz wird's.

Wüst verzichtet, Söder hat keinen Rückhalt, Merz wird's.

(Foto: picture alliance/dpa)

Erstens hat Merz als Vorsitzender Erfolg. Die CDU erlitt mit dem historischen Wahldebakel 2021 einen regelrechten politischen Infarkt. Die Union wirkte ausgebrannt, innerlich gespalten und ideenlos. Sie sackte in den Umfragen unter die Marke von 20 Prozent. Manche unkten schon das Ende der CDU nach Vorbild der italienischen Democrazia Cristiana herbei.

Unter Merz hat sich die CDU dann aber erstaunlich erholt, eine ganze Serie von Landtagswahlen gewonnen und die Rolle der stärksten politischen Kraft in Deutschland zurückerobert. Die zerstrittenen Flügel haben sich unter Merz wieder zusammengerauft und sogar ein neues Parteiprogramm jenseits der Merkel-Doktrinen formuliert. Die Umfragewerte signalisieren die Breitenwirkung des Comebacks: Die Union ist im RTL/ntv-Trendbarometer bei 33 Prozent angelangt und damit stärker als alle Ampelparteien zusammen.

Ein Sanierer mit Ecken und Kanten

Zweitens könnte Merz der passende Charakter zur krisenbewegten Zeit sein. Es gab Phasen der Bundesrepublik, da war als Kanzler eine Vaterfigur (Konrad Adenauer) vonnöten, zuweilen brauchte es Reformer und Modernisierer (Willy Brandt und Gerhard Schröder), dann wieder eine Versöhnerin (Angela Merkel). Krisenmanager (Helmut Schmidt und Ludwig Erhard) waren zuweilen gefragt, einmal brauchte es einen historischen Weichensteller (Helmut Kohl). Es gab auch Übergangskanzler wie Kurt Georg Kiesinger oder Olaf Scholz.

Aber jetzt braucht Deutschland vor allem einen Sanierer: Typus durchsetzungsstarker Mann mit hoher Wirtschaftskompetenz. Für sonnige Zeiten wäre ein weicher Sozial- oder Umweltpolitiker, ein Wohlfühl-Sympathikus-Landesvater womöglich besser geeignet. Für die ernste Lage der Nation aber braucht es einen ernsten Mann. Merz verkörpert geradezu eine neue Ernsthaftigkeit in der deutschen Politik. Man kann über seine Positionen vor allem deshalb gut streiten, weil er welche hat.

Zu lange war die deutsche Politik geprägt von Scheinsprech, Inszenierungen und einem medialen Menuett-Tanz, bei dem alle versuchten, auf einem Quadratmeter politisch korrekter Mitte nicht anzuecken. Die Umfrage-Institute fragen seit einigen Jahren systematisch nach "Sympathie" eines Politikers, als sei das die entscheidende Kategorie. Dabei sind "Kompetenz", "Haltung", "Vertrauen", "Integrität", "Seriosität", "Tatkraft" in der Politik eigentlich wichtiger. Die politische Kultur der Republik ist womöglich auch deswegen an den extremen Rändern aus den Fugen geraten, weil die Helden der politischen Mitte keine Kanten mehr haben durften. Mit Merz folgt nun den Weichspülern der Macht wieder ein Mann mit Eigenschaften, einer, der die Dinge auch staatspolitisch ernst nimmt.

Der Mann für die Themen der Zeit

Drittens passt Merz perfekt zu den zwei wesentlichen Problemen, die Deutschland derzeit plagen: die Migrations- und die Wirtschaftskrise. Diese beiden Themen werden die Bundestagswahl entscheiden, und bei beiden hat Friedrich Merz ein klares Profil. In der Migrationsfrage verkörpert er die Wende weg von der Merkel-Politik. Er treibt die Ampel regelrecht vor sich her. Seit seiner "Es-reicht"-Pressekonferenz zwingt er die Regierung schrittweise zu einer Migrationswende. In der Standortkrise der deutschen Wirtschaft kann der Wirtschaftsfachmann Merz sogar in eine Ludwig-Erhard-Rolle schlüpfen und das Wohlstand-für-alle-Versprechen der CDU neu intonieren.

Merz wird vor allem dabei als kompetent und durchsetzungsstark wahrgenommen. Während Olaf Scholz von sich gerne behauptet, man bekomme Führung, wenn man sie bestelle, ist es bei Friedrich Merz genau umgekehrt. Bei ihm bekommt man Führung, ohne dass man sie bestellen muss.

Deutschland liebt Comeback-Geschichten

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Viertens verkörpert Merz das Comeback, das Deutschland jetzt in doppelter Hinsicht ersehnt. Ein Comeback zu Aufschwung und Erfolg sowie ein Comeback zum Lebensgefühl vergangener Jahre. Merz selbst ist ein Comeback der besonderen Art gelungen. Anderthalb Jahrzehnte war er im politischen Exil der Wirtschaft. Dreimal musste er auf großer Bühne antreten, um sein Comeback zu vollenden. Zweimal unterlag er spektakulär auf Parteitagen. Doch Merz ist ein Marathon-Mann, er hat eine ungewöhnliche Resilienz und Hartnäckigkeit. Genau das aber wird für das Comeback Deutschlands wichtig, denn das Land muss nachhaltig saniert werden.

Der Comeback-Topos könnte so auch für den Wahlkampf relevant werden. Denn Deutschland liebt Comebacks. Ob Thomas Gottschalk oder Katarina Witt, Schallplatten, Altholz oder Afri-Cola und nun auch Stefan Raab. Bei der Liebe zu Comebacks geht es um Teilhabe an Glück, Genugtuung und Gnade. Und es geht immer auch um die Sehnsucht nach den guten alten, sicheren Zeiten. Die verkörpert Merz in besonderer Weise.

Quelle: ntv.de

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