Altersvorsorge Anfangen - aber wie?
04.09.2008, 12:59 UhrDas erste Gehalt ist da - endlich eigenes Geld! Warum ausgerechnet Berufsanfänger sofort damit beginnen sollten, eine gewisse Summe für das Alter zurückzulegen, leuchtet vielen von ihnen nicht ein. Denn knapp ist das Geld nach wie vor. Doch es gibt einen guten Grund fürs Sparen: Wer früh anfängt, hat es langfristig besser. Denn je eher man mit der Vorsorge beginnt, desto geringer fallen die monatlichen Belastungen während des restlichen Berufslebens aus. Der Einstieg ist schon mit Beiträgen zwischen 20 und 50 Euro möglich. Die sollte man dann aber auch tatsächlich entbehren können. Solange man knietief im Dispo steht, ist das unmöglich. Altersvorsorge muss also vorbereitet werden.
Schritt eins: Den Dispo ausgleichen. "Wenn Sie wirklich kein Geld haben und Ihr Konto häufig im Minus ist, dann sparen Sie erstmal", sagt Edda Castell, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. "Altersvorsorge macht keinen Sinn, wenn man im Dispo ist." Außerdem sollte als eiserne Reserve zunächst ein kleines Liquiditätspolster her, bevor langfristig Geld auf die hohe Kante wandert, sagt Michael Huber vom Vermögenszentrum in Frankfurt/Main, einem unabhängigen Beratungsinstitut. Die Größenordnung beträgt etwa drei Netto-Monatsgehälter.
Schritt zwei: Versicherungsschutz hat Priorität. Die großen Risiken sollten abgedeckt sein. Krankenversicherung und Haftpflicht sind der Mindestschutz, wenn möglich sollte auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung her. Denn nur wer auch bei Berufsunfähigkeit monatlich Geld bekommt, kann über Jahrzehnte mit Sicherheit etwas für den Ruhestand zurücklegen.
Schritt drei: Die Altersvorsorge sollte stufenweise aufgebaut werden. Auf der untersten Stufe steht die staatliche Riester- Förderung, danach könnte man die Möglichkeit einer betrieblichen Altersvorsorge nutzen. Attraktiv sind hier vor allem Angebote, bei denen der Betrieb die Vorsorge bezuschusst. Allerdings bietet nicht jeder Arbeitgeber passende Modelle an. "Teilweise sind die Produkte so teuer, dass sich auch die Zulagen nicht lohnen. Schließen Sie also nicht blind einen Vertrag ab", sagt Edda Castell. Nachrechnen, rät auch Huber: "Falls der Arbeitgeber die Altersvorsorge nicht finanziell unterstützt, sollte man eher andere Sparformen suchen."
Die Riester-Rente ist auf jeden Fall eine Überlegung wert. Wer vier Prozent seines Vorjahres-Bruttoeinkommens einzahlt, erhält als Single pro Jahr 154 Euro Zulage vom Staat - weniger Einzahlung bedeutet Abzüge bei der Förderung. Hartz IV-Empfänger müssen mindestens 60 Euro im Jahr zahlen, um die volle Zulage zu erhalten. Dabei wird eines deutlich: "Man kann mit relativ wenig Eigengeld eine prima Zulage und Rendite erwirtschaften. Je weniger man verdient, desto besser ist die Rendite", sagt Castell.
Riestern können Arbeitnehmer auf mehreren Wegen: Entweder steckt man das Geld in einen Fonds-Sparvertrag oder in einen Banksparplan oder in eine Rentenversicherung. Castell rät den meisten aus Kostengründen zu den kostengünstigen Banksparplänen oder zu renditeträchtigen Fondssparplänen. Wer jung mit dem Sparen beginne, gleiche das Risiko der Fondsanlage durch die lange Laufzeit wieder aus.
Schritt vier: Erst wenn dann noch Geld übrig ist, bieten sich weitere Anlagen an - eine Rentenversicherung, Aktien oder weitere Fondsinvestments, sei es als Einmaleinzahlung oder als Sparplan. Dass Berufsanfänger so viel Geld erübrigen können, ist aber ohnehin zu bezweifeln. Eine Faustformel der Experten lautet: Zehn Prozent des Bruttogehalts sollten für die Altersvorsorge zurückgelegt werden. "Das wäre optimal - das muss man aber auch durchhalten können", sagt Michael Huber vom Vermögenszentrum Frankfurt. Damit das gelingt, sollte die monatliche Beitragssumme nicht zu hoch liegen. "Fangen Sie klein an, aber fangen Sie an", so der wichtigste Rat. Und das bedeutet: Nicht alles auf einmal zu wollen.
Quelle: ntv.de