Abgeltungssteuer-Geschäft Banken hatten mehr erhofft
14.11.2008, 13:34 UhrDie Finanzkrise hat die Hoffnungen der deutschen Banken auf ein großes Geschäft mit dem Thema Abgeltungssteuer zunichte gemacht. Die Krise habe vor allem den Anbietern von Investmentfonds "einen Strich durch die Rechnung gemacht", sagte der Leiter des Vertriebs Privatbanken der Fondsgesellschaft DWS, Tim Koevenig gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Anleger hätten in den vergangenen Wochen ihr Geld in großem Umfang aus Fonds abgezogen. Insgesamt hätten sich die Unternehmen "vom Thema Abgeltungssteuer in der Breite mehr erhofft".
Auch der zweitgrößte deutsche Fondsanbieter, die Deka-Bank, verabschiedete sich in der Kundenwerbung mittlerweile von der Abgeltungssteuer. Zwar sei das Thema für die Fondsbranche "ganz sicherlich nicht tot", sagte Deka-Sprecher Markus Rosenberg. Auf Anlegerseite spiele die Sicherheit von Geldanlagen derzeit aber die größere Rolle. Vollkommen begraben wolle die Deka ihre Hoffnungen auf die Abgeltungssteuer nach wie vor nicht. In den letzten Wochen des Jahres könne es noch einmal zu größeren Umschichtungen in Kundendepots kommen. Die Erfahrung zeige, dass Anleger bei Steueränderungen erst "in letzter Minute" reagierten.
Appelle an den Spar-Instinkt
Die Abgeltungssteuer wird zum Jahreswechsel eingeführt und sieht eine pauschale Besteuerung von Kursgewinnen mit Fonds oder Aktien und anderen Kapitalerträgen von 25 Prozent vor. Bisher waren diese nach einem Jahr Haltefrist steuerfrei. Viele Anbieter in der Finanzbranche warben seit Jahresbeginn mit breit angelegten Kampagnen, dass Kunden durch den Kauf von Fonds oder Aktien noch in diesem Jahr oder einer Umschichtung ihrer Depots viel Geld sparen könnten.
Die derzeitigen Reaktionen der Anleger auf die Finanzkrise seien jedoch "nicht von Rationalität, sondern von Emotionen geprägt", sagte Koevenig von DWS. Sie hätten Angst, wegen des Einbruchs der Finanzmärkte mit Fonds oder Aktien Geld zu verlieren, und flüchteten sich in Anlageformen mit sicherer Rendite.
So verzeichnete der Investment-Branchenverband BVI im September einen Mittel-Abfluss von insgesamt 7,4 Milliarden Euro aus sogenannten Publikumsfonds, die für alle Anleger offen sind. Dagegen gab es bei der Bundesfinanzagentur, welche die als besonders sicher geltenden Bundesanleihen ausgibt, teils erhebliche Zuwächse beim Anlagevolumen. So wuchs beispielsweise bei der sogenannten Tagesanleihe die Summe der hinterlegten Kundengelder von 500 Millionen Euro im September auf derzeit 2,6 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de