Ratgeber

Ein Jahr ohne VersandkostenDer Lockruf der Online-Shops

07.06.2010, 15:34 Uhr
imageAlexander Klement

Online-Shops und Versandhändler haben ein recht neues Instrument der Kundenbindung entdeckt: die Versandkosten-Flatrate. Einmal bezahlen und anschließend so oft man möchte ein Jahr lang versandkostenfrei bestellen. Die Rechnung geht für Kunden nicht zwangsläufig auf.

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Mit der Versandkostenfreiheit wollen Händler Kunden binden. (Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Freude ist groß, wenn man den gewünschten Artikel bei einem Online-Shop besonders günstig gefunden hat. Doch dann kommen zur Bestellung noch Versandkosten hinzu, die auf den ersten Blick nicht gleich zu sehen waren. Fünf oder sechs Euro für den Versand sind oftmals die Regel – und schrecken Käufer insbesondere bei nicht so hohen Bestellwerten ab. Das Argument, man könne mal eben mit dem Auto irgendwohin fahren und es selbst holen, zieht nicht. Wer dabei mehr als 15 Kilometer und mehr zurücklegt, kommt unterm Strich günstiger weg.

Weil der kostenlose Versand aber ein Verkaufsargument ist, gibt es immer mehr Online-Händler, die gegen Zahlung einer Jahresgebühr so oft kostenlos liefern, wie man möchte. Prominentes Beispiel ist der Shop-Riese Amazon. Für 29 Euro liefert Amazon innerhalb seines Programms Amazon Prime ein Jahr lang jede Bestellung frei Haus. Ob das sinnvoll ist, ist allerdings mehr als fraglich. Amazon berechnet ab einem Warenwert von 20 Euro ohnehin keine Versandkosten. Bücher sind grundsätzlich versandkostenfrei. Gleiches gilt für Blu-Rays. Man müsste also mindestens auf zehn weitere Bestellungen unter 20 Euro kommen, damit sich Amazon Prime lohnt.

Außerdem gibt es noch Ausnahmen, denn nicht alle Bestellungen fallen unter die Amazon-Prime-Regelung. Ausgeschlossen sind grundsätzlich Bestellungen über den Marketplace, die nicht von Amazon versendet werden, ein Aufschlag für Expresslieferungen wird ebenfalls fällig und der Versand von Großgeräten wird durch die Flatrate nicht abgedeckt.

Analyse der Einkaufsgewohnheiten

Andere Händler wie Otto, Tchibo und Neckermann haben bereits mit Versandkostenflatrates experimentiert. So hatte Tchibo beispielsweise eine Flatrate für 14,50 Euro im Programm. Bei regulären Versandkosten in Höhe von 4,95 Euro pro Bestellung, die erst ab einem Warenwert von 80 Euro entfallen, ist dies schon eher sinnvoll.

Recht schnell rechnet sich für regelmäßige Kunden des Versandhauses Baur der "Komfort Service". Die Jahresflatrate kostet 15 Euro. Baur von Einzelbestellern regulär 5,95 Euro pro Order, so dass sich der Komfort Service ab drei Bestellungen pro Jahr lohnt. Laut Angabe des Versandhauses entfallen sogar die Aufschläge für große und sperrige Artikel. In diesen Fällen lohnt die Flatrate schon ab der ersten Bestellung.

Wer regelmäßig immer wieder im gleichen Online-Shop bestellt, kann von einer Versandkosten-Flatrate profitieren. Allerdings sollte man vorher genau durchrechnen, ab wann sich die Flatrate im individuellen Fall lohnt. Oftmals verlängern sich die Versandkostenflatrates automatisch. Wer sie nicht mehr für sinnvoll hält, muss sie kündigen. Die Anbieter der Flatrates wollen damit Kunden binden. Deshalb sollte man nicht vorschnell immer im gleichen Shop einkaufen, sondern trotzdem die Preise vergleichen.