Ratgeber

Stiftung Warentest prüft BahnDie meisten Züge zu spät

14.02.2011, 12:14 Uhr

Die Bahn gibt zwar keine detaillierten Pünktlichkeitsstatistiken heraus. Wer wissen möchte, wie lange er warten muss, bekommt auf den Auskunftsseiten der Bahn Hilfe. Jetzt hat die Stiftung Warentest die Ankunftszeiten für Dezember ausgewertet.

Alle reden vom Wetter – die Bahn auch. Als der Winter im vergangenen Dezember besonders heftig in Deutschland tobte, galt auch bei der Bahn Ausnahmezustand. Schnee und Minusgrade hatten das ohnehin labile Schienennetz fast zum Kollaps gebracht. Nach einer Untersuchung der Stiftung Warentest war das Ausmaß der Verspätungen weit größer als die Bahn einräumt. 60.000 Ankunftszeiten von Fernverkehrszügen haben die Tester ausgewertet. Drei von vier ICEs kamen demnach an vielen Bahnhöfen zu spät.

Als verspätet gelten Züge, die ihrem Fahrplan um mehr als fünf Minuten hinterherfahren. Die Bahn selbst liefert keine detaillierten Statistiken zur Pünktlichkeit ihrer Züge. Im Winterbericht des Verkehrsministeriums heißt es lediglich, die Pünktlichkeit im Fernverkehr sei im Dezember "tageweise unter 70 Prozent" gesunken. Glaubt man der Stiftung Warentest, ist das untertrieben. An 20 wichtigen Bahnhöfen und Verkehrsknoten habe die Pünktlichkeitsquote der Fernzüge im Schnitt nur bei 32 Prozent gelegen. Die 70-Prozent-Quote schaffte die Bahn demnach an keinem einzigen Tag. Besonders verspätungsanfällig waren ICE-Züge: Jeder vierte ICE hatte eine Verspätung von mehr als einer halben Stunde oder fiel sogar völlig aus, so ein Ergebnis der Studie.

Hilfe aus dem Internet

Als einen der Hauptgründe für die Unzuverlässigkeit nennt die Stiftung Warentest das sanierungsbedürftige Schienennetz. Darauf deuten Verspätungsgründe wie "gestörte Signale" oder "Verzögerungen im Betriebsablauf" hin. Auch die Züge erwiesen sich als anfällig. Um Fahrzeugschäden zu vermeiden, wurde der Hochgeschwindigkeitszug ICE zeitweise mit einem Tempolimit abgebremst.

Immerhin können sich Bahnfahrer inzwischen schneller und besser als früher über Verspätungen informieren. Die Auskunft auf bahn.de wird im Minutentakt aktualisiert und ist auch als Smartphone-App erhältlich. Bei mindestens 60 Minuten Verspätung erstattet die Bahn 25 Prozent des Fahrpreises zurück, wer zwei Stunden zu spät ans Ziel gelangt, bekommt die Hälfte erstattet. Wer wegen einer Verspätung seinen Anschlusszug verpasst, findet an den "Servicepoints" der Bahnhöfe Hilfe. Dort kann man sich gegebenenfalls zuschlagfrei auf einen ICE umbuchen lassen.

Quelle: ino