Ratgeber

Allergien und Krankheiten vermeiden Gebäude richtig sanieren

Über 100.000 chemische Einzelstoffe sind bisher bekannt. Täglich kommen neue hinzu. In einigen Fällen stellt sich erst nach Jahren heraus, dass sie die Gesundheit gefährden. Zu spät, wenn die Materialien schon verbaut worden sind. Wenn Baustoffe zum Wohngift werden, können Allergien und Atemwegserkrankungen die Folge sein.

dachausbau_daemmung.jpg

Bei der Dämmung empfiehlt die Baubiologion Holzwolle statt Mineralfasern.

(Foto: Rainer Sturm, pixelio.de)

Nicole Richardson ist Sachverständige für Bauinnenraumschadstoffe. Sie hilft Eigenheimbesitzern bei der Sanierung ihrer Häuser. Heute steht ein Einfamilienhaus aus den fünfziger Jahren auf dem Programm. Der erste Gang führt die Sachverständige in den Keller. Die Wände sind feucht – da ist der Schimmelpilz nicht weit. Doch die Bauherrn haben schnell reagiert: "Der Putz wurde bereits entfernt, damit die Steine austrocknen können", stellt Richardson zufrieden fest. "Hier soll dann später ein Kalk-Zement-Putz aufgetragen werden." Das ist eine leicht alkalische Oberfläche, auf welcher der Schimmelpilz wesentlich schlechter wachsen kann. Auf keinen Fall sollte man im Keller einen Gips-Putz verwenden.

Im Wohnbereich kann Schimmelpilz schnell gefährlich werden und unter anderem Allergien auslösen. Deshalb gilt: Bei Schimmelbefall sofort handeln und Fachleute mit der Beseitigung der Ursachen und des Schimmels beauftragen. Auch in der Dämmung entdeckt die Baubiologin bei ihren Wohngiftanalysen immer wieder Problemfälle, die die Bewohner krank machen können. Hierzu gehören zum Beispiel alte Heraklitplatten, die wegen ihres Aussehens auch Sauerkrautplatten genannt werden. Manche Platten enthalten sogar noch Asbest.

Holzwolle besser als Mineralwolle

Doch auch künstliche Mineralfasern haben als Dämmstoff ihre Tücken. "Wenn die Schadstoffe eingebaut sind, wie zum Beispiel eine Mineralwolle, die vor 1995 alle lungengängig waren, ist das kein Problem, solange kein direkter Kontakt zum Innenraum besteht", erklärt Richardson. Probleme entstehen aber zum Beispiel beim Ausbau oder wenn Decken abgehangen werden und die Mineralwolle nur aufgelegt wird. Hier entsteht ein Luftverbundsystem zum Innenraum, was sich ungünstig auswirken kann.  Als ökologisch vorbildlichen Dämmstoff empfiehlt Nicole Richardson daher Holzwolle.

Bei Böden und Wänden entscheiden die Bewohner selber über mögliche Gesundheitsbelastungen durch die Auswahl von Farben und Lacken. Hier sorgen Lösungsmittel immer noch für Gefahren. Doch selbst lösungsmittelfreie Produkte versprechen meist mehr, als sie halten: "Es gibt Bestandteile, die nicht unter den Begriff "Lösemittel" fallen aber trotzdem ausgasen – zwar nicht in dem Augenblick, wo sie aufgetragen werden sondern erst später", so Richardson. Für den Maler ist das Problem damit zwar nicht mehr relevant, aber für den Nutzer kann das manchmal Probleme mit sich bringen, weil diese Stoffe über einen sehr langen Zeitraum von bis zu zwei Jahren ausgasen können.

Lehmfarben und Öle

Bei Wänden empfiehlt die Baubiologin Naturfarben wie zum Beispiel Lehmfarbe, die es in verschiedenen Farbtönen gibt. Bei Holzböden ist Ölen die gesündere, aber auch empfindlichere Alternative im Vergleich zu lackierten Böden.

Außerdem gibt es noch drei Grundregeln zur Wohngiftvermeidung:
1. Verwenden Sie bei Holzverkleidungen lieber Tischlerplatten als Spanplatten oder OSB-Platten, die Schadstoffe enthalten können.
2. Vermeiden Sie lang ausdünstende Schäume als dauerhafte Befestigungen für Türen und Fenster und setzen Sie stattdessen auf die gute Tradition der Tischlerverbindungen.
3. Bei Teppichen mit PVC-Beschichtung entstehen - zusammen mit Klebern und dem Estrich darunter - mitunter ungesunde Verbindungen, die krank machen können.

Generell gilt: Wer sich beim Kauf einer Immobilie unsicher ist, wer in den eigenen vier Wänden ungewohnte Gerüche oder ständiges eigenes Unwohlsein feststellt, der kann sich durch eine Schadstoffanalyse Sicherheit verschaffen. Hier werden zum Beispiel die Raumluft oder der Hausstaub auf Schadstoffe untersucht. Die Kosten dafür beginnen bei rund 200 Euro - Geld, das sich mit Blick auf die Testergebnisse zum Wohle der eigenen Gesundheit schnell bezahlt machen kann.

Quelle: ntv.de, n-tv

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen