Anlegen in Mikrokredite Geschäft mit dem kleinen Geld
16.10.2007, 07:43 UhrMit wenig Geld viel Bewirken - das ist das Prinzip von so genannten Mikrokrediten. Dabei geht es um kleine Summen zwischen einem und tausend Euro, die an Kleingewerbetreibende in Entwicklungsländern vergeben werden. Ein Modell, das es schon seit den siebziger Jahren gibt und inzwischen ein wichtiges Instrument zur Bekämpfung der Armut ist.
Ein einfacher Webstuhl kann schon der Weg aus der Armut sein. In Bangladesh jedenfalls hilft er der einfachen Landbevölkerung, sich eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen.
Seit mehr als 30 Jahren vergibt die Grameen Bank Kleinstkredite, und zwar fast nur an Frauen. Ohne Sicherheiten, ohne bürokratischen Aufwand. Die Grameen Bank ist eine Bank für die Armen.
Ihr Gründer ist Muhammad Yunus. Für sein Engagement erhielt er im vergangenen Jahr den Friedensnobelpreis erhielt.
Seine Idee hat viele Nachahmer gefunden. Rund 10.000 Mikrofinanzinstitute bieten Kleinkredite an und selbst Privatanleger können mittlerweile investieren.
Engagement gegen Armut aus Profitdenken?
"Wir freuen uns, dass es voran geht", freut sich Yunus über den Erfolg des Modells. "Aber ich hoffe, die Banken engagieren sich nicht nur, um Profit daraus zu schlagen. Als gewinnorientierte Unternehmen werden sie das natürlich versuchen. Dennoch hoffe ich, dass sie es vor allem als soziales Engagement begreifen, um den Menschen aus der Armut zu helfen."
Die Anlageprodukte sollen einerseits die Armut lindern, andererseits Rendite bieten. Das Kapital fließt an ausgewählte Mikrofinanzinstitute vor Ort, die wiederum Kleinkredite mit Zinssätzen von rund 20 Prozent pro Jahr vergeben.
Der Global Microfinance Fund der Credit Suisse investiert weltweit in fast 40 verschiedene Länder. Anleger, die langfristig planen, erreichen mit einer Mindesteinlage von tausend Euro etwa zwei Kleinunternehmer. Seit seiner Auflegung hat der Wert des Fonds etwa um neun Prozent zugelegt - eine stabile Rendite, die losgelöst ist von der Entwicklung der globalen Aktienmärkte.
Jörg Weber, Chefredakteur des Umweltjournals ECOreporter.de, sieht die Entwicklung positiv: "Die beteiligten Institutionen haben gezeigt, dass die Kreditausfallquoten bei Mikrofinanzierungen erstaunlicherweise sehr gering sein sind. Je weniger Kredite notleidend werden, desto höher ist auch die Rendite des Fonds." Die Rendite liege auch umso höher, je niedriger die Verwaltungskosten seien.
Bürokratische Hürden verringern die Rendite
Wer hingegen in den österreichischen Vision Microfinance Fund investieren will, muss mindestens 20.000 Euro mitbringen. Das Kapital wird zur Risikominderung breit gestreut, Schwerpunkte sind Lateinamerika und Südasien.
Doch bis das Geld bei der Bevölkerung angekommen ist, müssen viele bürokratische Hürden überwunden werden. Seit der Auflegung des Fonds erlebte er eine Wertsteigerung von nur zwei Prozent Wertsteigerung.
Weber glaubt daher, dass sich dieses Produkt in erster Linie für Anleger eignet, die sich aus ethischen Gründen für diese Investitionen entscheiden, und bei denen der Gewinn nur eine untergeordnete Rolle spielt. Er warnt: "Es kann sein, dass der Fonds sich über manches Jahr überhaupt nicht entwickelt und also überhaupt keine Rendite abwirft."
Kunden wollen höheren Anteil an Mikrofinanzierung
Schon mit tausend Euro können Privatanleger bei der Kölner Pax Bank in Mikrofinanzen investieren. Das Zertifikat setzt allerdings nur zu 20 Prozent auf Mikrofinanz-Projekte. 30 Prozent des Kapitals fließen in Aktienfonds, weitere 50 Prozent in Rentenfonds, die nach ethischen Kriterien ausgewählt werden.
Den Grund für diese Mischung erklärt Christopf Berndorff von der Pax Bank mit dem Wunsch nach Sicherheit: "Es war unser erstes Zertifikat. Wir wussten nicht, wie es überhaupt am Markt ankommen und wie der Kunde es aufnehmen würde." Dabei musste die Bank Überraschendes feststellen, so Berndorff: "Die Kunden hätten sich einen höheren Anteil an Mikrofinanzierung gewünscht."
So unterschiedlich die Produkte sind, so haben sie doch eines gemeinsam: Eine hohe soziale Rendite. Sie beleben die Wirtschaft da, wo es am nötigsten ist, und helfen, Armut zu bekämpfen.
Quelle: ntv.de