Wohngebäudeversicherung Gleiche Leistung, 500 Euro teurer
19.07.2011, 12:08 UhrDie Wohngebäudeversicherung wird meist einmal abgeschlossen und dann vergessen. Viele Hausbesitzer zahlen deshalb Jahr für Jahr deutlich zu viel. Die Stiftung Warentest hat Tarife und Leistungen gecheckt und dabei für ein Einfamilienhaus Preisunterschiede von über 500 Euro festgestellt.
Um die Wohngebäudeversicherung kommt kein Eigenheimbesitzer herum. Schon, weil die Banken es so wollen: Kein Institut rückt Geld für eine Finanzierung heraus, solange die Immobilie nicht versichert ist. Doch auch im eigenen Interesse ist die Police unentbehrlich, denn sie schützt im Falle eines Falles vor dem finanziellen Desaster.
Wenn Sommergewitter Blitzschlag und heftige Regenfälle bringen, Hochwasser den Keller volllaufen lässt oder ein geplatztes Wasserrohr im Haus eine Sanierungsmaßnahme nach sich zieht, dann kann es richtig kostspielig werden. Die Wohngebäudeversicherung springt für Schäden ein, die durch Feuer, Leitungswasser, Sturm oder Hagel entstehen können. Der Schutz besteht dann für alle Gegenstände, die fest im oder am Haus installiert sind. Dazu zählen Türrahmen, Wände und Dach, aber auch sanitäre Einrichtungen wie die Dusche oder Badewanne. Alle beweglichen Gegenstände deckt hingegen die Hausratversicherung ab.
Elementarschäden zusätzlich versichern
Bei Schäden, die durch Überschwemmungen entstehen, greift die einfache Wohngebäudeversicherung nicht. Man kann die Police aber um eine Elementarschadenversicherung erweitern. Diese deckt dann - je nach Vertragsvereinbarung - Schäden ab, die durch Starkregen oder Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche oder Erdrutsche entstehen. Außerdem können sich Hauseigentümer gegen Schneedruck absichern. Dann zahlt die Versicherung auch, wenn in einem harten Winter Schnee und Eis die Tragkraft des Daches übersteigen und die Decke einstürzt.
Schreckensbilder von ausgebrannten oder überschwemmten Häusern sind spektakulär. Dennoch müssen die Versicherer, gemessen an den rund 20 Millionen abgeschlossenen Policen, nicht häufig für Schäden aufkommen. Das macht die Wohngebäudeversicherung für alle bezahlbar. Gute Policen gibt es schon für unter 200 Euro im Jahr. Man kann aber nach einer Erhebung der Stiftung Warentest auch über 700 Euro im Jahr für den gleichen Schutz ausgeben.
Verschiedene Risiko-Zonen
Ob man eine günstige Police bekommt, hängt nicht nur von der Preisgestaltung des Versicherers ab. Eine entscheidende Rolle bei der Höhe der Prämie spielt die Leitungswasserzone. Vier Zonen gibt es in Deutschland. Hartes Wasser greift die Leitungen eher an. Bricht ein Rohr, kann das im Haus große Schäden anrichten. Die meisten Versicherer teilen Deutschland zusätzlich in zwei Sturmzonen ein. Außerdem gibt es einen Anpassungsfaktor, der vom Alter des Hauses abhängt.
Zusatzleistungen individuell bestimmen
Die Stiftung Warentest hat in einem aktuellen Vergleich allerdings nicht nur den Preis, sondern auch die im Versicherungsschutz enthaltenen Zusatzleistungen unter die Lupe genommen. Welche Extras man braucht, ist individuell verschieden. Wer keine Photovoltaikanlage auf dem Dach hat oder diese separat versichert, kann auf die Mehrleistung verzichten. Gleiches gilt für Immobilienbesitzer, die keine Ölheizung oder Erdwärmepumpe haben. Ein Schutz gegen austretende Flüssigkeiten, die das Erdreich verseuchen, ist dann nicht zwingend notwendig.
Allerdings kann auch toxischer Bauschutt nach einem Brand zu einer Dekontamination führen. Deshalb halten die Tester diesen Versicherungsbestandteil für alle Hausbesitzer für sinnvoll. Gleiches gilt für Aufräumkosten, die nach dem Abriss der Immobilie anfallen. Mindestens 10.000 Euro halten die Tester hier für angemessen. Auch Mehrkosten, die bei einem Neuaufbau entstehen können, weil die zu errichtende Immobilie höhere Auflagen erfüllen muss, sollten im Versicherungsschutz enthalten sein. Oftmals erfüllen ältere Häuser nicht mehr die aktuellen Bauvorschriften.
Preisvergleich mit Modellhaus
Für ihren Preisvergleich hat die Stiftung Warentest 120 Angebote von 46 Versicherern für ein vollunterkellertes Modellhaus mit 134 Quadratmetern Wohnfläche aus dem Jahr 1985 eingeholt. Die für die Beitragsberechnung maßgebliche Versicherungssumme von 1914 beträgt 23.000 Goldmark. Der heutige Neubauwert beträgt etwa 275.000 Euro.
Am günstigsten Standort in Bad Schandau kostet die Wohngebäudeversicherung für das Modellhaus beim Versicherer WWK im Tarif Premium 553 Euro im Jahr. Die Gothaer verlangt im Tarif WG (F) dafür nur 180 Euro. Beide Tarife bieten die wichtigsten Leistungen. Schäden durch Feuer, Leitungswasser oder Sturm sind versichert. An teureren Standorten fallen die Preisunterschiede noch höher aus. Einen Testsieger kürt die Stiftung Warentest aber nicht, weil zu viele individuelle Faktoren die Entscheidung beeinflussen.
In der Regel lässt sich der Standardschutz gegen Aufpreis um eine Elementarschadenversicherung erweitern. Menschen, die in der Nähe von überflutungs- oder erdbebengefährdeten Gebieten leben, etwa in der Elbmarsch oder in bestimmten Teilen des Saarlands, haben aber meist Schwierigkeiten, entsprechenden Versicherungsschutz zu bekommen.
Ablehnung durch Versicherer möglich
Wird ein Kunde aus Risikogründen ablehnt, ist es unwahrscheinlich, dass er bei einer anderen Versicherung mehr Erfolg hat. Hausbesitzer sollten dann versuchen, zu verhandeln, um sich wenigstens mit höherer Selbstbeteiligung versichern zu können
Um einen ersten Überblick zu bekommen, ist auch der Einsatz unseres Wohngebäude-Versicherungsvergleichsrechners sinnvoll. Wer den Anbieter wechseln möchte, muss drei Monate vor Vertragsablauf kündigen. Viele Versicherer bieten einen Rabatt an, wenn ein Drei-Jahres-Vertrag abgeschlossen und/oder jährliche Zahlung gewählt wird. Günstiger kommen Kunden zudem weg, wenn sie im öffentlichen Dienst beschäftigt sind.
Quelle: ntv.de