Private Krankenversicherung Provisionsschlacht um Kunden
23.02.2011, 11:19 UhrPrivaten Krankenversicherern geht es wie den gesetzlichen Kassen: Um attraktiv zu bleiben, ist man auf möglichst viele möglichst junge Neukunden angewiesen. Deshalb werden Vermittler fürstlich belohnt - zum Leidwesen der Versicherungsgemeinschaft.

Vermittler empfehlen den Versicherer, der am meisten zahlt, fürchten Verbraucherschützer.
(Foto: Michale Grabscheit, pixelio.de)
Private Krankenversicherer zahlen Vermittlern und Maklern immer höhere Provisionen. In den letzten drei Jahren sei die durchschnittliche Höhe spürbar gestiegen, stellt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) fest. Verbraucherschützer betrachten die Entwicklung mit Sorge und fürchten falsche Anreize: Schließlich verkauften Vermittler am liebsten die Policen, an denen sie am meisten verdienten, stellt Hartmuth Wrocklage, Vorstand des Bundes der Versicherten (BdV), fest. "Das verleitet zu einer Beratung vorbei am Bedarf des Verbrauchers." Zudem müssten die Kunden die höheren Kosten zusätzlich über ihre Beiträge bezahlen, die Versicherung werde teurer.
Die Provision variiert je nach Versicherungsart und nach Tarif. "An einer Lebensversicherung verdient der Vermittler erheblich mehr als an einer existenziell wichtigen Privathaftpflichtversicherung", so Wrocklage. Die Vermittlung einer privaten Krankenversicherung belohnen Assekuranzen oft mit neun bis elf Monatsbeiträgen. Bei einer monatlichen Nettoprämie von 400 Euro kommt so eine Provision von bis zu 4400 Euro zusammen. Einige Krankenversicherer fördern den Absatz bestimmter Tarife, indem sie zwölf oder noch mehr Monatsbeiträge zahlen. BdV-Chef Wrocklage fordert deshalb eine Begrenzung der Krankenversicherungs-Provisionen auf sechs Monatsbeiträge: "Die derzeitigen Auswüchse sind überzogen."
Die BaFin sieht die Vorstände der Versicherungsunternehmen in der Verantwortung, die Provisionen in "angemessenem Rahmen" zu halten, damit die Qualität der Beratung nicht aus Profitstreben vernachlässigt werde. Zudem würden gerade junge Versicherte oft schon nach einem oder zwei Jahren von einem neuen Versicherer abgeworben. Dieser Wechsel sei oft nur für den Vermittler von Vorteil, kritisiert der BdV, der für eine Verlängerung der Stornohaftungszeit auf fünf Jahre plädiert. Ein entsprechender Gesetzentwurf ist bereits in Arbeit. Bisher müssen die Vermittler die Provision meist nur zurückzahlen, wenn der Kunde in den ersten zwölf Monaten kündigt.
Quelle: ntv.de, ino