Diffuses Produkt der Postbank Rote Karte für Quartal-Sparen
31.10.2007, 07:33 UhrDie Postbank wirbt massiv für neue Kundengelder. Egal welche Zeitung oder Zeitschrift man in die Hand nimmt – eine Werbung für das Postbank-Quartal-Sparen ist fast immer drin. Der Produktname ist vielleicht nicht hängen geblieben, doch eine übergroße "4,75%", die natürlich mit einem Sternchen versehen wurde.
Selbst für die von guten Tagesgeldkonditionen verwöhnten Geldanleger ist das ein attraktiver Zinssatz. Das Produkt ist jedoch recht kompliziert gestrickt. Positiv zu erwähnen ist, dass sowohl Altkunden als auch Neukunden von der Aktion profitieren können. Das wär's dann aber auch schon.
Die erste Hürde ist noch leicht zu nehmen. Das Geld muss bis spätestens 31. Dezember eingezahlt werden. Neukunden müssen allerdings das Konto bis zum 15. Dezember eröffnen. Den Zinssatz von 4,75 Prozent pro Jahr bekommt nicht jeder. Hierzu müssen mindestens 50.000 Euro eingezahlt werden. Wer unter 10.000 Euro einzahlt, kommt höchstens auf einen Zinssatz von 3,75 Prozent.
Bei Altkunden ist Vorsicht geboten, denn auf das Quartal-Sparkonto muss frisches Geld: "Eventuelle Verfügungen von Ihren anderen Postbank Spar- bzw. Tagesgeldkonten während dieses Zeitraums (15.10. bis 31.12.07) werden mit dem Extra-Spargeld auf Ihrem Bonus-Konto verrechnet. Bonusberechtigt ist ausschließlich der verbleibende Guthabenzuwachs von mind. 1000 bis max. 100.000 Euro", heißt es in den Bedingungen.
Drei Komponenten
Die Gesamtverzinsung setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Einem Basiszins von 0,5 Prozent, einem Quartalsbonus von 2,75 bis 3,75 Prozent und einem Extrabonus von 0,5 Prozent für den Zeitraum vom 1. Januar bis 30. Juni 2008 – also längstens für sechs Monate. Der Quartalsbonus wird nur für Guthaben gezahlt, das während des jeweiligen Kalenderquartals immer auf dem Konto verblieben ist. Das hört sich nicht so schlimm an, ist aber ein gravierender Unterschied zum Tagesgeldkonto.
Werden beispielsweise 50.000 Euro eingezahlt und nach zwei Monaten 30.000 Euro wieder abgehoben, sind auf dem Quartalsparkonto nur 20.000 Euro das ganze Quartal über verblieben. Diese 20.000 Euro werden mit insgesamt 4,0 Prozent pro Jahr verzinst. Die restlichen 30.000 Euro bekommen für die zweimonatige Einlage lediglich einen Zins von 1,0 Prozent gutgeschrieben. Am Ende des ersten Quartals erfolgt also eine Zinsgutschrift von insgesamt 250 Euro (evt. anfallende Vorschusszinsen bleiben unberücksichtigt). Selbst auf einem Tagesgeldkonto mit einem Zinssatz von 3,0 Prozent pro Jahr würde der Zinsertrag bei gleichem Verhalten 300 Euro betragen.
Eingeschränkte Verfügung
Ein weiterer Nachteil des Quartal-Sparkontos liegt darin, dass es sich formal um ein Sparbuch handelt. Ohne zusätzliche Zinseinbußen ist nur ein Betrag von 2.000 Euro pro Kalendermonat verfügbar. Für höhere Beträge gilt eine dreimonatige Kündigungsfrist.
Ein so undurchsichtiges und kompliziertes Produkt verdient die rote Karte der Kunden. Wer unbedingt Postbankkunde werden möchte, greift lieber zum Giro- und Tagesgeldkonto. Bei Eröffnung gibt es für sechs Monate 4,5 Prozent Zinsen (für bis zu 25.000 Euro). Ganz wichtig: Damit das Girokonto gebührenfrei bleibt, müssen monatlich 1250 Euro darauf überwiesen werden. Die können dann wahlweise gleich auf Tagesgeldkonto durchgereicht oder am nächsten Tag zurück aufs Herkunftskonto übertragen werden.
Darüber hinaus bieten beispielsweise die Credit Europ Bank, Advanzia Bank, Cortal Consors, DAB Bank, Netbank und das Bankhaus August Lenz Konten mit einer Rendite von über 4,5 Prozent für ein halbes Jahr an (bis zu einer Einlage von 20.000 Euro zu 100 Prozent sicher).
Quelle: ntv.de