Endspurt bis zur Rente Umschulungen auch für Ältere sinnvoll
24.03.2014, 10:55 UhrArbeiten bis 67 - das mag im Bürojob gut gehen, doch in körperlich anstrengenden Berufen ist oft schon sehr viel früher Schluss. Wer dann nicht mit einer Mini-Rente leben will, muss umlernen. Und dafür gibt es Unterstützung vom Staat.

Bauarbeiter, Handwerker, Pflegekräfte - viele Berufstätige müssen sich imAlter nochmal umorientieren.
(Foto: dpa-tmn)
Es gibt Berufe, die so anstrengend sind, dass man sie oft nicht bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter durchhä lt. Zimmermann etwa, Fliesenleger oder Krankenschwestern. Immer mehr Ältere drücken dann noch einmal die Schulbank und lernen einen neuen Beruf - Tendenz steigend. "Rund 2000 Personen, die älter als 50 Jahre waren, haben 2013 eine Umschulung begonnen", sagt Ilona Mirtschin, Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit. Zum Vergleich: 2007 haben nur etwa 600 Arbeitnehmer von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.
Wer körperliche Beschwerden hat und seinen Job auf absehbare Zeit nicht mehr machen kann, sollte sich zunächst einmal an den Arbeitgeber wenden. Nicht selten gibt es eine andere Verwendung für die betroffene Person im Betrieb - etwa im Lager oder im Büro. Viele Firmen haben aufgrund des Fachkräftemangels ein Interesse daran, ältere Mitarbeiter zu halten. Oft finden sich deshalb kreative Lösungen, wenn ein Geselle oder Meister nicht mehr in seinem Job arbeiten kann.
Manchmal hilft der Arbeitgeber
In größeren Unternehmen gibt es häufig sogar spezielle Programme, die helfen, Beschäftigte mit körperlichen Problemen im Betrieb zu halten. Dort wenden sich Mitarbeiter am besten an ihren direkten Vorgesetzten. Kleinen und mittleren Unternehmen bietet die Bundesagentur für Arbeit Unterstützung an, sagt Mirtschin. Droht der Verlust der Arbeitsstelle, sollten Betroffene sich rasch bei der Arbeitsagentur vor Ort melden. Neben dem Personalausweis und den Arbeitspapieren bringen sie am besten gleich ein Attest des behandelnden Arztes mit.
Eine Alternative sind die Gemeinsamen Servicestellen für Rehabilitation, die in fast allen großen Städten zu finden sind. Auch hier können Betroffene eine Umschulung beantragen. In der Regel finanziert sie die Arbeitsagentur. Auch die Rentenversicherung biete Unterstützung bei der Finanzierung, sagt Dirk von der Heide, Pressesprecher der Deutschen Rentenversicherung Bund.
Die Berater in den Servicestellen oder bei der Arbeitsagentur besprechen mit dem Antragsteller zunächst, welcher Beruf infrage kommt. "Wir schauen auf Erfahrungen und Tätigkeitsschwerpunkte der Berufstätigen", erläutert Mirtschin. Wenn ein Handwerker etwa in seiner Branche bleiben will und nur eine weitere Qualifizierung braucht, um etwa im Büro zu arbeiten, sei das oft in wenigen Monaten geschafft. Voraussetzung für die Umschulung ist allerdings, dass der Beschäftigte eine Perspektive in dem neuen Beruf hat.
Am besten in der Branche bleiben
Normalerweise dauert eine Umschulung zwei Jahre. In dieser Zeit bekommt der Lernende das sogenannte Arbeitslosengeld bei beruflicher Weiterbildung. Das berechnet sich nach dem Gehalt, das er zuvor verdient hat. "Die Kosten der Umschulung werden in der Regel komplett übernommen", erklärt Mitschin. Auch Nachhilfe kann die Behörde finanzieren, wenn ein Umschüler nicht zurechtkommt.
Ideal ist, wenn Beschäftigte nach der Umschulung in der gleichen Branche bleiben. "Für einen Dachdecker beispielsweise eine Einkaufsgenossenschaft oder ein Lieferant von Dachziegeln eine gute Adresse", sagt Karriereberaterin Doris Brenner. Das habe den Vorteil, dass Berufstätige ihre langjährige Erfahrung beim neuen Arbeitgeber nutzen können.
Nach der Umschulung sollten Ältere zunächst versuchen, über Kontakte einen neuen Arbeitgeber zu finden, rät Brenner. Das sei oft leichter, als sich auf Stellenanzeigen zu bewerben und mit zahlreichen jüngeren Bewerbern zu konkurrieren. Gut sei auch, Fachveranstaltungen wie Messen zu besuchen und im persönlichen Kontakt mit Arbeitgebern zu punkten.
Grundsätzlich gut geeignet seien Jobs, bei denen es vor allem darum geht, den Überblick zu behalten und Aufgaben zu koordinieren, sagt Brenner. Aufgrund ihrer Berufserfahrung sind Ältere darin häufig sehr gut - und haben den Jüngeren einiges voraus.
Quelle: ntv.de, ino/dpa